S&P 500 – oh, Trump?

Die Verluste bei US-Aktien halten an, die Volatilität nimmt zu. Die Aussicht auf ein schwächeres Wachstum der US-Wirtschaft belastet. Hinzu kommt die Unsicherheit hinsichtlich der Handelspolitik. Der DAX hingegen erreicht ein Allzeithoch, auch seine kleineren Brüder zeigen Stärke. Die europäische Aufrüstung und die deutschen Schuldenpläne werden gefeiert.

Der S&P 500 verliert auf Wochensicht weitere 3,1%, NDX und Nasdaq Composite kommen auf –3,3%, bzw. –3,5%. Der Dow verliert in relativer Stärke 2,4%. Der DAX verzeichnet einen weiteren Wochengewinn von 2,0%. Die Ölpreise der Sorten Brent und WTI geben jeweils weitere 3,8%, bzw. 4,3% ab. Der CRB-Rohstoffindex legt im Wochenvergleich 0,4% zu, Kupfer etwas fester. Gold (in Dollar) mit +1,9%, Silber gewinnt 4,4%.

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Die Rendite der 10yr-TNotes gewinnt 2,0%. Die Rendite der 2yr-TNotes im Wochenvergleich mit –0,3& knapp behauptet, die Rendite der 13wk-TBills gut behauptet mit +0,1%. Euro/Dollar fest mit +4,4% über der EMA50, der Dollar-Index schwach mit –3,4%. Die Währungspaare Dollar/Yen und Euro/Yen auf Wochensicht uneinheitlich mit –1,7%, bzw. +2,6%.

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Unter der Oberfläche großer Aktien-Indices: Der BKX-Index regionaler Banken (Fortführung des KBW) fällt auf Wochensicht um 9,0%. Gegenüber dem Allzeithoch aus Mitte Januar 2022 (147,56) steht er 16,4% tiefer. Der „Globalisierungsindikator“, der Dow Jones Transport Index (DJT), schwächer mit –2,4% und steht nun 12,1% unter seinem Allzeithoch von Ende November (17754,38). Der „Technologieindikator“, der Halbleiterindex SOX, verliert weitere 2,9%. Er notiert nun 21,6% unter seinem Allzeithoch vom 10. Juli (5904,54).

Der Rendite-Spread am langen Ende nimmt im Wochenvergleich im positiven Bereich leicht weiter zu. Der Spread über das gesamte Spektrum steigt deutlich an. Der Spread zwischen der Rendite der 2yr-TNotes und der eff FFR entwickelt sich noch etwas weiter in negativer Richtung. Die Erwartungen hinsichtlich einer Leitzins-Senkung scheinen auf mittlere Sicht nun mehr als einen Zinsschnitt zu sehen. Kommt es zu einer erneuten Inversion der Zinsstruktur?

Aktuelle Makrodaten zeigen einen ISM-Index für Februar, der sich von oben der Scheidelinie zwischen Expansion und Kontraktion von 50 nähert. Wichtiger ist der starke Einbruch der Auftragseingänge – er steht bei 48,6, 6,5 Punkte tiefer als im Januar. Der Sub-Index der Preise steigt im Februar um 7,5 auf 62,4 – ein Hinweis auf inflationäre Dynamik. Der Sub-Index de Beschäftigung sinkt im 2,7 auf 47,6 in den Kontraktionsbereich – ein Hinweis auf Schwäche im Arbeitsmarkt.

Aus dem am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktbericht geht hervor, dass im Februar in den USA 151.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, was etwas unter den Prognosen lag. Die Arbeitslosenquote steigt auf 4,1% und kommt damit leicht über den Erwartungen herein. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit nimmt nach dem kältesten Januar seit 1988 wieder zu. Die Stundenlöhne im Jahresvergleich kaum verändert. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sind bleibt niedrig. Die Entlassungen im Regierungssektor beginnen, sich abzuzeichnen, der größere Teil wird sich im März-Bericht niederschlagen. Details und Charts hier!

Die Akteure an den Märkten sind beunruhigt, dass die Maßnahmen der Regierung, darunter Zölle, Entlassungen und Ausgabenkürzungen, den Abschwung auf dem Arbeitsmarkt beschleunigen könnten. In der Zwischenzeit haben die politischen Entscheidungsträger der Fed angedeutet, dass sie mehr Fortschritte bei der Annäherung der Inflation an ihr 2%-Ziel sehen möchten, bevor sie weitere Zinssenkungen beschließen. In der kommenden Woche werden Inflationsdaten für Februar veröffentlicht.

Natürlich werden die Akteure an den Finanzmärkten gegenwärtig von den Unsicherheiten hinsichtlich der Importzölle, bzw. darüber hinausgehend von der Frage umgetrieben, wie es mit dem internationalen Handel weitergeht. Trump sieht Importzölle als Verhandlungsposition an, das macht die Lage besonders unsicher.

Die Spannweite der Meinungen reicht von der völligen Auflösung des Handelsregimes, in dem die Welt sich seit über dreißig Jahren bewegt hat, über die Annahme einiger grndsätzlicher Änderungen, aber keiner Neuordnung des Handelsregimes bis hin zu der Vermutung, es werde zwar jede Menge (weiterer) Ankündigungen von Änderungen geben, aber am Ende wird dann nicht viel passiert sein.

Was auf mittlere Sicht wohl auf jeden Fall geschieht, sei es durch die Unsicherheit oder tatsächliche Effekte der Handelspolitik, ist ein Abwärtsdruck auf das Wirtschaftswachstum. In Phasen großer Ungewissheit erlahmen wirtschaftliche Aktivitäten, weil der große Kompass fehlt. Investitionen werden zurückgestellt, Verbraucher halten ihr Geld zusammen. Unternehmen und Konsumenten leben in den Tag hinein, wichtige Entscheidungen werden herausgezögert, bis sich der Nebel zu verziehen beginnt.

In solchen Phasen kommt schon mal Panik auf, schlechte Investoren, oft gepaart mit hoher Verschuldung, verstärken sie, kluge Investoren bewahren Ruhe. Die Unsicherheiten hinsichtlich Handelspolitik haben Auswirkungen auf die Kapital-Allokationen, was ihre Wirkung auf die Finanzmärkte verstärkt. In solchen Phasen gewinnt die Rolle der Kapitalmärkte als Kasino besondere Bedeutung, ihre Rolle als Vehikel für produktive Aktivitäten tritt in den Hintergrund. Das verstärkt die Unsicherheit und Volatilität noch.

Hinzu kommt neben dem Thema Handelspolitik die Machtverschiebung auf der Welt. Es wird viel von der multipolaren Weltordnung geredet, die aber keine ist, so lange es keine (neuen) Machtzentren gibt, um die herum sich die Lager neu gruppieren.

In den Themen Handelspolitik und (neuer) Weltordnung verpack ist die Rolle des Dollar als Weltleitwährung. Ein Defizit der Außenbilanz ist eng assoziiert mit dieser Rolle, die ein steter Strom von Dollar ins Ausland sicherstellt. Damit eng verknüpft ist eine defizitäre Handelsbilanz. Importzölle wirken insbesondere bei Gütern, für die es keine schnelle Alternative gibt, inflationär und Dollar-stärkend. Das wirkt cet. par. der Rolle des Dollar als Leitwährung entgegen.

Das sind nur einige Aspekte in einem komplexen weltweiten Finanz- und Handelssystem. Die Gefahr insbesondere bei schnellen Eingriffen in das System sind unerwartete und unerwünschte Seiteneffekte, die dann wiederum korrigiert werden müssen und zu weiterer Verunsicherung beitragen können.

Konsequenz in Bezug auf die Binnenwirtschaft der USA ist, dass eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik angestrebt wird, sei es über Steuersenkungen oder sonstige finanzielle Anreize des Staates.

Bei all dem wächst die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Rezession kommt. Yardeni hat vor einigen Tagen die Wahrscheinlichkeit einer Rezession von 20% auf 35% erhöht. Der Challenger-Report zeigt einen alarmierenden Anstieg der im Februar angekündigten Entlassungen auf den höchsten Stand seit Juli 2020. Ein Drittel der Entlassungen im Februar wurde im staatlichen Sektor angekündigt. Das ist angesichts der Aktivitäten der DOGE Boys nicht überraschend. Bei den angekündigten Entlassungen in der Privatwirtschaft entfallen 35% auf den Einzelhandel, was ein Hinweis auf Konsumzurückhaltung sein dürfte.

Inmitten der durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Marktvolatilität haben Anleger in der vergangenen Woche mehr als 51 Mrd. Dollar in Geldmarktfonds investiert, wodurch das gesamte verwaltete Vermögen auf einen Rekordwert von 7,03 Bill. Dollar anstieg. Geldmarktfonds haben von der jüngsten Volatilität und der zunehmenden Unsicherheit profitiert, was den Anlegern eine „gute Ausrede bot, um einige Chips vom Tisch zu nehmen“, sagt Peter Tchir, Leiter der Makrostrategie bei Academy Securities.

Finanzminister Bessent will seine Rolle als Vorsitzender des Financial Stability Oversight Council (Rat für Finanzstabilität) nutzen, um die Regulierungsaktivitäten des Bundes besser zu koordinieren. Bessent sagte, das Finanzministerium werde eine „umfassende und durchsetzungsstarke Anstrengung“ unternehmen, um die Banken in die Lage zu versetzen, die US-Wirtschaft anzukurbeln, mit einer „grundlegenden Neuausrichtung“ der Art und Weise, wie die Aufsichtsbehörden des Landes ihre Banken beaufsichtigen. Das bedeutet keine Konsolidierung der Behörden, sondern eine Koordinierung über das Finanzministerium. Bessent verteidigte auch die Handelspolitik von Präsident Donald Trump, neue Zölle wirkten langfristig nicht inflationär und seien notwendig, um die internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu überarbeiten.

Der Nasdaq 100 Index nähert sich dem Korrekturbereich, er ist seit seinem Rekordhoch vom 19. Februar um 9,6% gefallen; Chip-Aktien führen den Rückgang an. Händler rechnen zunehmend mit weiteren Rückgängen aufgrund von Sorgen über die Handelspolitik von Präsident Donald Trump, die Inflation und Zweifel am amerikanischen KI-Hype.

Chinesische Tech-Giganten, darunter Alibaba und Tencent, sind in diesem Jahr mit einem Marktwert von 439 Mrd. Dollar in die Höhe geschnellt und haben die US-Konkurrenz deutlich hinter sich gelassen. Die „7 Titanen“ haben über 40% zugelegt, während die „Magnificent Seven“ rund 10% verloren haben. Die Rallye wurde von Pekings Unterstützung für Technologie und neue KI-Tools angetrieben, trotz der US-Chip-Exportbeschränkungen.

Deutschlands ehrgeiziges 500-Milliarden-Euro-Finanzpaket zielt darauf ab, die deutsche Wirtschaft unter Umgehung der traditionellen Schuldengrenzen umzugestalten. Das Paket umfasst einen massiven Infrastrukturfonds und höhere Verteidigungsausgaben. Die Initiative stellt eine deutliche Abkehr von Deutschlands historischem fiskalischen Konservatismus dar, der durch geopolitischen Druck und Forderungen nach einer größeren europäischen Verteidigungsautonomie angetrieben wird.

Nebenbei bemerkt: Um dieses Vorhaben durchzusetzen, soll der noch bestehende alte Bundestag mit der dort möglichen Mehrheit die Schuldenbremse aufhebeln. Verfassungsrechtler halten das für „bedenklich“, weil dadurch dem neugewählten Bundestag eigener Handlungsspielraum genommen wird. Und vom Wahlbetrug der C-Parteien und der Dominanz von Wahlverlierer SPD in den Koalitionsverhandlungen wollen wir hier garnicht erst reden… Den DAX freut es, der MDAX erwacht.

Die EZB hat ihren Leitzins auf 2,5% gesenkt, aber eine mögliche Verlangsamung künftiger Zinssenkungen angedeutet. EZB-Präsidentin Lagarde betonte, dass die Geldpolitik weniger restriktiv werde, die Händler haben ihre Erwartungen für weitere Senkungen angepasst.

Tom McClellan: Es gibt Hunderte von Möglichkeiten, den VIX mit Bollinger-Bändern, gleitenden Durchschnitten, Standardabweichungen und anderen Methoden zu analysieren. Das Diagramm dieser Woche zeigt eine Möglichkeit, den VIX-Index mit den Preisen der VIX-Futures-Kontrakte zu vergleichen.

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Der VIX-Index basiert auf den Preisen von SP500-Index-Optionen. Wenn die Risiken steigen, steigen auch die Preisaufschläge für diese Optionen. Die Schwankungen des VIX spiegeln die schwankende Risikowahrnehmung der Optionshändler wider. Es überrascht nicht, dass die Menschen bei fallenden Aktienkursen mehr über Risiken nachdenken und der VIX steigt.

VIX-Futures stehen mit dem VIX-Index in Verbindung, allerdings nicht direkt. VIX-Futures stellen die Wetten dar, die von Futures-Händlern darüber abgeschlossen werden, welchen Wert der VIX-Index mehrere Monate in der Zukunft haben wird, wenn dieser Kontrakt ausläuft. Die Futures reagieren also nicht unbedingt so heftig auf Kursbewegungen am Markt wie der VIX. Daher sind die Preise der VIX-Futures ein nützlicher Anhaltspunkt dafür, wie hoch der Wert des VIX-Index bei einer übermäßigen oder selbstgefälligen Entwicklung sein könnte.

Der Indikator in der obigen Grafik spiegelt die Spanne zwischen dem VIX-Index und demjenigen seiner Futures-Kontrakte wider, der an jedem Tag den höchsten Preis aufweist. Im Moment ist das der Spread des Kontrakts vom März 2025. Wenn dieser Indikator negativ wird, wie es derzeit der Fall ist, bedeutet dies, dass der VIX-Index derzeit über allen seinen Futures-Kontrakten liegt. Dies ist ein recht seltener Zustand und deutet auf eine Bodenbildung bei den Aktienkursen hin. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass die Talsohle erreicht ist, nur weil ein negativer Indikator vorliegt. Eine Bodenbildung kann manchmal eine Weile dauern. So weit Tom McClellan.

Schlagzeilen beeinflussen die Stimmung. Die Medien bemühen sich, Gründe für den Ausverkauf bei US-Aktien zu finden, die Korrektur entspricht jedoch bisher weitgehend den saisonalen Mustern. Der Ausverkauf hat die Stimmung der Anleger auf fast zwei Standardabweichungen unter ihrem Durchschnittswert und damit auf ein Niveau gedrückt, das typischerweise mit viel weitergehenden Korrekturen einhergeht. Solche Niveaus fallen eher mit Markttiefs zusammen als mit weiter ausufernden Kursverlusten. Wenn die Stimmung zu negativ wird, wie es jetzt der Fall sein dürfte, schafft das aus konträrer Sicht in Verbindung mit überverkauften Marktbedingungen eine Grundlage für eine Kurs-Erholung.

Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag bei 5770,20 geschlossen. Der Index notiert unter der EMA50 (sinkend bei 5963) (Chartquelle).

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Der Index hat am Zusammentreffen der Abwärtslinie aus Anfang Dezember 2024, der Aufwärtslinie aus Ende Oktober 2023 und einem Supportpegel bei 5870 nach unten gedreht und die Handelsspanne zwischen 6100 und 5870 (dunkelgrün) verlassen. Am zurückliegenden Freitag tauchte er intraday unter seine EMA200 ab, beendete den Handel aber darüber und über dem statischen Pegel bei 5759, zugleich dem 38er Retracement des Aufwärtsimpulses aus Anfang August 2024. Das ist üblicherweise ein wichtiger Prüfstein.

Die Marktindikatoren notieren mit 29:43 per Saldo leicht bärisch.. Die Volumenverteilung im S&P 500 läuft in Distribution, jetzt in beginnender Überdehnung. Weitere Daten hinsichtlich der Volumenverteilung unterstreichen die negative Entwicklung. Die Stimmungsindikatoren: Das Verhältnis SPX/VIX zeigt sich weiter bärisch, das Put/Call-Verhältnis tendiert leicht bärisch auf bullischem Terrain.

Der VIX, Angstmesser an Wall Street, notiert bei 23,37 über seiner EMA50 (steigend, 18,04). Nach Stochastik und MACD dürfte in Kürze eine Abwärtsbewegung anstehen, was für den S&P 500 normalerweise positiv zu werten ist. Die Auswertung seiner tatsächlichen und seiner impliziten Volatilität zeigt keine „Selbstzufriedenheit“, sowie einen Volatilitätsausbruch.

Der Verlauf der Rendite von Ramsch-Anleihen zeigt im Verhältnis zur Schwäche des S&P 500 nur mäßig abnehmende Risikoneigung (der Wert vom zurückliegenden Freitag ist nicht enthalten). Der TQual-Indikator, gebildet aus RSI, Stochastik und MACD internationaler Aktienindices tendiert weiter abwärts, ein Zeichen technischer Schwäche. Ob aus der Tendenz ein Trend wird, steht noch nicht fest.

Die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis sehen bei Aktien lineare Eigenschaften als dominant an. Bullische Kursmuster laufen abwärts, bärische dominierend aufwärts. Unter zyklischen Aspekten ist der Abverkauf bereits weit fortgeschritten. Die Prognose der TimePatternAnalysis für den S&P 500 sieht den Index mit stabilem Zyklusgerüst noch kurz abwärts laufen, eine untere Wende wird wahrscheinlich.

Die Charts der zusammengefassten Marktindikatoren, der Auswertung der Rendite der Ramsch-Anleihen, sowie der fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis, die Übersicht über die automatisch generierten Trading-Tipps und der Prognosechart des Tages werden börsentäglich auf der Startseite aktualisiert.

Eine bullische Gegenwehr dürfte auf Sicht einiger Tage anstehen, wohl zunächst mit Ziel der Unterseite der erwähnten Handelsspanne (5870). Darüber, bei aktuell 5905, verläuft die KI-getriebene Aufwärtslinie aus Ende Oktober 2023 (dunkelgrün im obigen Chart). Auch wenn sie zunächst zurückerobert werden sollte, bleibt deren Bruch signifikant.

Daher müssten die Bullen erhebliche Anstrengungen unternehmen, um das große Bild zu ihren Gunsten zu drehen. Das sehe ich aktuell nicht. Die Rahmenbedingungen trüben eher weiter ein.

Die Chance für einen „finalen“ Blowoff besteht noch. Tritt er auf, wäre das aus meiner Sicht eine Bestätigung für ein beginnendes Bären-Regime.

In der kommenden Woche stehen die US-Inflationsdaten für Februar im Fokus.

Ergänzung
Die EU will fast eine Billion Euro in Kriegsgerät investieren, finanziert durch neue Schulden. Neue Schulden sind kein übermäßiges Problem, so lange sie produktiv investiert werden, so dass am Ende mehr zurückkommt als aufgenommen wurde. Investitionen in Infrastruktur können so ein Fall sein. Wenn dadurch die Produktivität steigt, stehen letzten Endes mehr Waren der gestiegenen Geldmenge gegenüber, erst recht dann, wenn die Kredite getilgt sind. In einem solchen Fall sind die inflationären Effekte vorrübergehend.

Die Finanzmärkte sind in Deutschland und Europa jetzt in Feierlaune. Vielleicht wird bald keiner mehr an den Stellvertreterkrieg in der Ukraine, an Corona und an das Klima denken. Die Stimmung hebt sich, das macht Energien frei. Das Grün in „Green Deal“ wird olivgrün.

Der Haken nur: Rüstungsgüter führen nicht zu mehr Produktivität, ihr Ziel ist letztlich die Vernichtung produzierter Güter und Menschenleben. Das bedeutet, dass sich das Verhältnis zwischen Waren und Geld perspektivisch zugunsten der Geldmenge verschiebt – Inflation ist die Folge. Kommen Panzer, Drohnen, Raketen und dergleichen nicht zum Einsatz, rostet es als totes Kapital vor sich hin und wird eines Tages verschrottet.

Zunächst kann die Umstellung auf Kriegswirtschaft in Europa jedoch scheinbar Probleme lösen. Brach liegende Kapazitäten, etwa in der Automobilindustrie können zur Produktion von Waffen eingesetzt werden. „Schwerter zu Plugscharen“ war gestern. Schon hört man von „Autos zu Waffen“. Minderbemittelte Scharfmacher fangen an, die öffentliche Meinung vor sich her zu treiben und in Richtung Kriegsertüchtigung zu drehen. Friedensnobelpreisträger Europa wird zum Hort der aggressiven Hetze gegen den Dämon im Osten, einschließlich der weiteren Beschneidung demokratischer Rechte im Inneren. Schließlich darf das Narrativ von der Gefahr im Osten nicht hinterfragt werden.

Kriegshetze lenkt vom miserablen Zustand der EU ab, diesem bürokratischen Popanz korrupter Eliten. Staatsgebilde mit großen inhärenten Problemen neigen zu innerer und äußerer Aggressivität. Die Kriegsgefahr wächst, Krieg wird zunehmend als Ausweg aus der wirtschaftlichen Misere gesehen. Inflation ist dann irgendwann das geringste Problem…

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