Gestern Abend: Weidel interviewt Musk, Musk interviewt Weidel. Haben sie hart in der Sache gerungen, wie es so schön heißt? Oder sprachen sie einfach nur nett miteinander?
Zugegeben, ich habe nicht das ganze Gespräch gehört. Es gab wiederholt technische Probleme, die entweder mit dem hohen Interesse der deutschen Zuhörerschaft zusammenhingen oder auf gezieltes Störfeuer zurückgingen. Hat etwa Frau Ursula persönlich eine DoD-Atacke gestartet? Oder der zuständige Digitalkommissar in Brüssel, wie auch immer er heißen mag?
Der zweite Grund, warum ich irgendwann abgeschaltet, dann mal wieder reingeschaltet und dann ganz abgeschaltet habe: Ich fand das Gerede langweilig und nichtssagend.
Richtig interessant fand ich allerdings einen Bericht auf Yahoo. Er überliefert folgende Aussage von Frau Weidel: Ihre Partei stehe „für das Gegenteil“ von dem, wofür Adolf Hitler stand. Und: „Er war ein kommunistischer, sozialistischer Typ, Punkt, kein weiterer Kommentar dazu. Wir sind genau das Gegenteil, die libertär-konservative Partei.“
Frau Weidel sollte nochmal lange nachdenken über den Blödsinn, den sie da abgesondert hat. Vielleicht ist sie farbenblind und verwechselt braun mit rot. Erstens. Und zweitens: Wenn die AfD das genaue Gegenteil von kommunistisch/sozialistisch ist, wie sie beteuert – ja, dann ist die AfD doch genau das, was Mainstream und Verfassungsschutz behaupten, nämlich „Nazi“.
Gibt es sonst noch etwas zu diesem Gespräch zu sagen? Musk erschien mir streckenweise als der Papa, der von seinem „Mädchen“ wissen will, was sie so denkt über die Welt.
Musk spielt sich auf als Garant für die freie Rede. Gleichzeitig ist er eingefleischter Transhumanist, der gerne bei jedem Untertanen einen Chip implantieren würde. So mancher Labor-Affe würde aus heutiger Sicht davon abraten. Vorkämpfer für die Meinungsfreiheit und Transhumanist und Großkapitalist – das passt irgendwie auf Dauer nicht gut zusammen.
Im Vorfeld des Gesprächs haben sich Politik und Medien diesseits des Atlantiks überschlagen. Man wolle genau verfolgen, ob bei X das Gespräch nicht besonders hoch gehängt wird in der Aufmerksamkeits-Hierarchie. Das wäre dann als Wahlwerbung zu werten oder als verbotene Wahlkampfspende.
Wie kürzlich in Rumänien, wo der Russe ja dafür gesorgt hat, dass ein missliebiger Rechter eine dortige Wahl gewinnt. Das wurde schließlich im zweiten Anlauf (wohlgemerkt!) vom Verfassungsgericht auch festgestellt. Daraufhin musste die Wahl natürlich annulliert werden. So ist das nun mal in einer Demokratie.
Zur Erinnerung: Der SPD-Vorsitzende Klingbeil durfte während des US-Wahlkampfes sagen: „Natürlich wünschen wir, dass Kamala Harris gewinnt.“ Eine seiner Stellvertreterinnen kündigte gar an, in der heißen Phase vor Ort in Amerika die Demokratin im Häuserwahlkampf zu unterstützen. (Ach, deshalb hat Trump gewonnen…)
Jetzt aber zu dem Gespräch – Thema Energie: Weidel vermutet, hinter dem Energiedesaster stecke entweder Dummheit oder Hass auf das eigene Land. Eher wohl das Zweite (hat sie so nicht diekt gesagt, aber vielleicht gedacht). Da musste Papa Musk widersprechen. Man solle niemals Böswilligkeit unterstellen, solange nicht ausgeschlossen werden kann, dass Dummheit im Spiel ist.
Weidel warf Musk einen Köder zu: Sie werde im Falle eines Wahlsiegs die Bürokratie abbauen. Da konnte Musk dann loswerden, dass er vor Gründung der Brandenburger Tesla-Werke einen ganzen LKW voll Genehmigungs-Papier produzieren musste. Nicht er selbst natürlich.
Beim Thema Steuer machte Weidel einen Schlenker über die Bildung. Die Regierung hätte ein wokes System implementiert. Deswegen sind wir jetzt bei Pisa so tief gefallen. Ja, weiß sie denn nicht, dass unsere Wirtschaft Fachkräfte braucht und keine Philosophen? Oder Querdenker? Selbst unter den Migranten gibt es nicht genug (Fachkräfte).
Schließlich wiederholte Musk das, was er kürzlich schon der „Welt“ diktiert hatte: „Nur die AfD kann Deutschland retten. Aus.“ Und er setzte hinzu, wer die Meinungsfreiheit angreift, gefährde die Demokratie. Information sei auch die Voraussetzung für Wahlen (so ähnlich hat er es gesagt). Wörtlich: „Wer die Redefreiheit stoppen möchte, gehört zu den Bösen.“
Und schließlich landete man auch beim Thema Israel. Der Südafrikaner fragte Weidel: „Was sind Ihre Ansichten zu Israel.“ Und setzte schließlich nach: „Anders gefragt: Unterstützen sie eindeutig die Existenz des Staates Israels?“ Da konnte Weidel befreit aufatmen: „Ja natürlich. Wir müssen die Existenz Israels schützen.“ Ja, der Staatschef Benjamin Netanjahu habe auch einige Fehler gemacht, aber wir „müssen die jüdischen Menschen vor muslimischen Straftaten schützen.“ Das stimmt, hat aber mit dem Staat Israel eher weniger zu tun. Netanjahu und (nur) „einige Fehler"…?
Musk: Er unterstütze den Staat Israel. Für eine dauerhafte Beilegung des Konflikts müsse man aber Wohlstand in den palästinensischen Gebieten organisieren. Der Versailler Vertrag sei da ein Negativ-Beispiel, das letztlich zu einem weiteren Krieg geführt habe.
War nett, mit Ihnen geplaudert zu haben! Gerne wieder…
Meinungen
– „Diese fraglos schlaue Frau begründet ihre Behauptung, die Nazis seien Sozialisten gewesen mit der primitiven Erinnerung daran, dass die NSDAP im Namen das Wort National-SOZIALISMUS getragen hätte. (…) Im Land gelten Parteien wie SPD und GRÜNE als „links“. Deren Praxis – eine Politik für das Kapital, gegen die Lohnabhängigen und gegen den Frieden – hat natürlich mit „links“ nichts zu tun. Macht nix, sagt die Weidel. Da es genug Dumme gibt, die GRÜNE und SPD für „links“ halten, bläst sie in dieses Horn und macht dann mal eben die angeblich Linken auch noch zu Nazis.“
– „150 Beamte kontrollieren eine politische Diskussion. Das ist in autoritären Staaten wie Russland oder China Alltag. Aber es sind EU-Beamte, die die Online-Diskussion von Alice Weidel und Elon Musk beobachten. In Demokratien eigentlich unvorstellbar.“
– „…wenn Elon Musk nicht Alice Weidel, sondern Robert Habeck zum Interview geladen und in einem flammenden Wahlaufruf („Grün ist Deutschlands letzte Rettung“) zu seiner Wahl aufgerufen hätte: Viele deutsche Medien wären nicht verstört, sondern erregt gewesen. (…) Das Ganze hieße dann nicht mehr Propaganda, sondern Bildungsfernsehen.“
– „Der ehemalige französische EU-Kommissar Thierry Breton hat eine mögliche Absage der Wahlen in Deutschland wegen Elon Musks Einmischung ins Spiel gebracht. Breton verwies auf den rumänischen Präzedenzfall, um eine mögliche Annullierung der Ergebnisse der deutschen Wahlen zu provozieren. Dabei gab er indirekt zu, dass die EU für die Absage der Wahlen in Rumänien verantwortlich war."
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