Herr Merz will unbedingt Bundeskanzler werden. Politische Inhalte? Egal. Vor einigen Wochen tönte er in einem zehn-Punkte-Programm, er werde die Irrungen der grün-rot-gelben Ampel zurücknehmen. Jetzt soll es allenfalls noch kleinere Korrekturen geben.
Offenbar ist der CDU/CSU mittlerweile aufgefallen, dass sie Koalitionspartner braucht. Jetzt geht Merz sogar so weit, dass er sich Habeck als Wirtschaftsminister vorstellen kann. Mancher wird sich fragen: Einen „Schwachkopf“ in dieser Positition? So jedenfalls wurde der ja tituliert. Das Prädikat mag für nicht wenige Grün:innen (woke, woke) zutreffen. Aber Habeck zählt nicht zu jenen mit einem bedauernswert niedrigen IQ Ausgestatten. Die Titulierung trifft auf ihn nicht zu.
Das macht es aber eher schlimmer. Intelligenz ist ein wertfreies Werkzeug, das zu jedem Zweck eingesetzt werden kann. Der Effekt des durchaus intelligenten Habeckschen Tuns bestand in den zurückliegenden drei Jahren darin, an vorderster Front über die Dekarbonisierung der Energieerzeugung die Deindustrialisierung Deutschlands voran zu bringen. Merz scheint das nicht zu stören. Und das hat einen Grund – siehe unten.
Treten wir erst einmal einen Schritt zurück. Die Etappen der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft hängen eng mit Entdeckung und Gebrauch von Energiequellen zusammen. Das Feuer half, zu überleben und mit seiner Hilfe konnten Nahrungsmittel zur Verwertung im menschlichen Körper aufgeschlossen werden. Es half auch, Werkzeuge zu schaffen. Nach dem Holz kam die Kohle. Mit ihrer Hilfe wurden Dampfmaschinen betrieben und das industrielle Zeitalter eingeleitet. Die Nutzung von Erdöl brachte Chemie, Medizin und Mobilität voran. Mit der Atomkraft wurde elektrische Energie überall in nahezu unbegrenztem Ausmaß verfügbar.
Auf jeder neuen Stufe der Energieerzeugung sprang der gesellschaftliche Wohlstand nach oben. So lange Energie günstig ist, bleiben auch die Preise der Endprodukte für den Verbraucher im Rahmen. Das hat sozialpolitisch günstige Folgen, ich komme darauf zurück.
Über viele Jahre haben wir uns daran gewöhnt, dass Energie im Überfluss vorhanden ist. Mag sein, dass diese Selbstverständlichkeit dazu geführt hat, die zentrale Rolle der Energie nicht mehr richtig zu würdigen. Der Mechanismus ist vergleichbar mit allem, was wir irgendwann als „einfach da“ ansehen. Mag sein, dass diese Gedankenlosigkeit zur grünen Transformation beigetragen hat. Mag sein… Das Ergebnis sehen wir mittlerweile überdeutlich.
Die von den Grünen und den Brüsseler Bürokraten betriebene Energiewende macht sich in gravierender Form bei den euopäischen Autoherstellern bemerkbar. Umsätze und Gewinne der europäischen Flaggschiff-Industrie brechen weg. Mag sein, dass VW die Spitze des Eisbergs ist, aber von dem großen französischen Autobauer Stellantis hört man ähnliche Schreckensmeldungen. Genauso in den USA: Ford hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 mit seiner E-Auto-Sparte insgesamt 3,7 Mrd. Dollar Verlust gemacht. Die Sparte, die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor herstellt, hat im selben Zeitraum einen Brutogewinn in gleicher Höhe gemacht.
Laut Berechnungen von Experten ist die deutsche Wirtschaftsleistung 2024 zum zweiten Mal in Folge geschrumpft und wird dies auch 2025 wieder tun: ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Auch die Investitionen verzeichnen Rekordrückgänge; die industrielle Produktion ist im vergangenen Jahr um vermutlich drei Prozent geschrumpft. Wachstum gibt es in Deutschland nur bei den Insolvenzen (siehe hier!).
Die CDU hält in ihrem Wahlprogramm am von der Ampel festgelegten Ziel der Klimaneutralität bis 2045 fest (siehe hier!). Zu den Ursachen der aktuellen Energiekrise findet sich dort nichts; weder die horrenden Subventionen für erneuerbare Energien aus dem Bundeshaushalt, noch die massiv steigenden Netzkosten oder die immer höheren Strompreise werden thematisiert. Dafür steht dort: „Wir werden die klimafreundliche Erzeugung von Strom und Wasserstoff vorantreiben.“ Da ist es nur konsequent, wenn sich der Möchtegern-Kanzler Merz vorstellen kann, Habeck auf seinem Sessel im Wirtschaftsministerium zu belassen. Ganz im Sinne seines ehemaligen Arbeitgebers, dem zentralen Drahtzieher der grünen Transformation in der Finanzindustrie namens BlackRock.
Klimaziel 2045 – von 1990 bis 2021, in 31 Jahren, haben die Länder, die heute zur EU gehören, einen Rückgang des CO2 um 27% geschafft. Das war wegen des Untergangs der alten Industrien der ex-kommunistischen Länder machbar, schreibt Hans-Werner Sinn. Den viel schwierigeren Rest, immerhin fast drei Viertel des Weges, will man in 24 weiteren Jahren geschafft haben.
Mit einem Kanzler Merz und seinen Klimazielen wird der ganze Schlamassel der Deindustrialisierung so weitergehen. Nein, es wird noch richtig schlimm.
Der Ausbau der sogenannten erneuerbaren Energien dürfte das Ziel der CO2-Reduktion nicht näher bringen – außer über eine massive Deindustrialisierung (merke, der Steinzeit-Mensch hatte einen sehr kleinen CO2-Fußabdruck). Ein Beispiel: Ein Gas-Kraftwerk zur Strom-Erzeigung von 100 MW Leistung hat die Größe eine mehrstöckigen Hauses. Ein Windpark mit derselben Leistung benötigt mehr als fünf Quadratkilometer Fläche, auf der 20 Windmühlen stehen. Jede davon ist ein Monstrum aus Stahl, Beton, Kohlefaser-Verbundstoffen, zahlreichen sonstigen Metallen, einschließlich seltenen Erden. Der Material- und Rohstoffeinsatz ist immens (ca. Faktor zehn gegenüber dem Gas-Kraftwerk) und muss es auch sein, um die geringe Energiedichte von Wind zu kompensieren. Hinzu kommen noch weitere Einrichtungen, die den Mangel der unbeständigen Bereitsstellung von Energie kompensieren, seien es Backup-Kraftwerke oder Speicher. Zu den Einzelheiten siehe hier! Der übermäßige Ressourcenverbrauch übersetzt sich in entsprechende CO2-Emission.
Und weiter geht es: Die CO2-Bilanz eines Elektroautos bei der Herstellung ist um rund 70% höher als die eines Verbrenners (siehe hier). Das liegt zum großen Teil daran, dass Abbau und Transport der Batteriemetalle aufwendig sind (interessante Details in einer Studie des Manhattan Institute!). Der Breakeven-Punkt, an dem die CO2-Bilanz eines Verbrenners insgesamt schlechter wird als die eines Elektroautos, liegt bei einer Fahrleistung von 80.000km oder darüber. Das gilt, wenn die Batterien mit dem aktuellen Strom-Mix geladen werden. Hinzu kommt, dass die Nutzbarkeit solcher Batterien irgendwo im Bereich zwischen fünf und acht Jahren liegt. Da die Jahreslaufleistung eines Elektroautos deutlich unter der eines Verbrenners liegen dürfte, ist es nicht unwahrscheinlich, dass bereits vor Erreichen des Breakeven-Punktes ein Tausch der Batterie erforderlich ist. Das verschlechtert die CO2-Bilanz des Elektroautos nochmals. Hier wird Bezug genommen auf einen Kommentar von Goehring & Rozencwajg zur Situation der Elektromobilität aus norwegischer Sicht.
Die Rechnung mit dem Treibhausgas
Um dem für den Menschen vermeintlich gefährlichen, einzig auf die menschengemachte CO2-Erzeugung zurückgeführten Klimawandel zu begegnen, wird eine radikale Transformation von oben verordnet, die dem angegebenen Ziel aus Sicht einer Gesamtbilanz nicht dienlich ist. Dafür wird in Europa eine bestimmende und wettbewerbsfähige Industrie per Verbrennerverbot aufgegeben, was die EU zum geopolitischen Verlierer macht.
Hinzu kommt, dass die grüne Vorreiterrolle Deutschlands und der EU zum „grünen Paradoxon“ führt. Die nachlassende Nachfrage etwa nach Erdöl lässt seine Weltmarktpreise sinken, was andere Länder veranlasst, zusätzlich Kohlenwasserstoffe zu verbrennen. Das legt auch der langfristige, mit jährlich rund vier Prozent konstant steigende Trend der globalen Erdölproduktion nahe. Im Sinne einer globalen CO2-Gesamtbilanz ist der Effekt damit genausowenig zielführend wie der vieler anderer solcher Maßnahmen. So führt etwa auch der hohe Strombedarf in Deutschland in Zusammenhang mit der Unbeständigkeit von Wind und Sonne gegenwärtig zu erhöhter Verbrennung von Braunkohle, was hinsichtlich CO2 besonders ungünstig ist.
Da diese grüne Transformation nicht organisch aus der technologischen Entwicklung entstanden ist, sondern über gezielten Klima-Alarmismus staatlicherseits verordnet wurde, muss sie von einem enormen bürokratischen Aufwand begleitet werden. Das ifo Institut schätzt, dass Angestellte mittlerweile 22% ihrer Arbeitszeit für bürokratische Tätigkeiten aufwenden müssen. Hinzu kommt der Transfer von Steuergeldern in dieses Abenteuer, was dann für andere Projekte wie etwa Infrastruktur und Bildung fehlt, sowie die Destruktion bestehender, noch auf viele Jahre hin funktionsfähiger Infrastruktur.
In diesem Zusammenhang hat der ehemalige Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, die Pläne von Habeck, einen Großteil des mehr als 500.000 Kilometer langen Gasnetzes abzubauen, als ein „Akt mutwilliger Zerstörung“ bezeichnet. Wie er der Welt gegenüber sagte, würden mit dem Abriss einer solchen Infrastruktur „Vermögenswerte im Umfang von hunderten von Milliarden Euro“ vernichtet. Der Rückbau sei auch aus umweltökonomischer Sicht „sehr fragwürdig“. Denn die Energie, „die man aus dem Kohlenwasserstoff Erdgas gewinnt, kommt nur zur Hälfte aus der Verbrennung von Kohlenstoff“. Die andere Hälfte entstehe aus der Verbrennung von Wasserstoff, bei der kein CO₂ freigesetzt werde. Sinn bezeichnet darüber hinaus das Heizungsgesetz als krankhaften Auswuchs einer zentralplanerischen Denkweise, die im krassen Gegensatz zu der liberalen Ordnung steht, die Deutschlands Erfolge in der Nachkriegszeit erklärt hat.
Zwar schlagen mittlerweile überall deutsche Unternehmer die Hände über den Köpfen zusammen angesichts horrender Stromkosten, von Strafzahlungen für die Autoproduktion und der stark rückläufigen Industrieproduktion. Zusätzlich verstören Pläne der grünen Bundesnetzagentur, den Strompreis künftig über das momentane Angebot der „Erneuerbaren“ zu steuern. Das würde im Extremfall dazu führen, dass die Prouktion in Deutschland nur noch bei Wind und Sonne rentabel ist.
Zur Rolle insbesondere der Großunternehmen ist allerdings zu sagen, dass sie sich lange auf das Spiel der Ampel und ihrer Vorgänger-Regierung unter Merkel eingelassen haben in der Erwartung massiver Subventionen für grüne Produktions-Technologien. Erst jetzt, wo sie merken, dass ihnen die Felle wegschwimmen, machen sie das Maul auf.
Wohin das Subventions-Gegeiere führen kann, sieht man am Beispiel Thyssen-Krupp. Das Unternehmen kassierte Milliarden an staatlichen Geldern (des Steuerzahlers), um grünen Stahl zu erzeugen. Das ist zwar technisch möglich, aber viel zu teuer. Damit hat er keine Chance, weder in der EU, noch auf dem Weltmarkt. Es sei denn, die EU schützt den Binnenmarkt über Zollschranken – nur ein weiterer bürokratischer Eingriff zur Stützung widersinniger Projekte. Gut möglich, dass Thyssen-Krupp mit dem Abenteuer grüner Stahl gerade pleite geht.
Ich hatte es oben kurz gestreift: Energiekosten schlagen sich in allen Produkten nieder. Hohe Energiekosten treiben die Preise. Inflation trifft ärmere Bevölkerungsschichten überproportional. Damit dürfte die Dekarbonisierung der Energieerzeugung auch dazu beitragen, die Schere zwischen arm und reich noch weiter aufgehen zu lassen.
Und was würde das Ganze kosten? Eine vollständige Dekarbonisierung der Energieerzeugung wird zwischen drei und sechs Bill. Euro teuer (siehe hier!). Bis 2050 müssten also Jahr für Jahr bis zu 240 Mrd. Euro investiert werden. Wird das Klimaziel auf 2045 vorverlegt, steigt die Summe auf 300 Mrd. Euro. Nach dieser Quelle landet man über den Daumen bei 5 bis 10 Bill. Euro Gesamtkosten. Der Anteil der „Erneuerbaren" kommt 2024 beim Endenergieverbrauch auf ca. 21%, sehr weit weg von den angestrebten 100%. Wir haben noch 20 Jahre Zeit, die fehlenden 80% draufzupacken.
Ich habe vergessen, zu erwähnen, dass die CO2-Emissionen Deutschlands in 2024 nach Zahlen von Agora Energiewende um 12% gefallen sind. Hurra! Warum? Erneut ist es im Wesentlichen die wirtschaftliche Schwäche.
Wer glaubt, die CDU/CSU bringt die deutsche Wirtschaft wieder auf Vordermann, träumt einen Albtraum. Und die Energiewende ist ein toter Gaul, der auch durch ein Dream-Team Merz-Habeck nicht lebendig wird.
Die Lage ist keineswegs hoffnungslos, aber Hoffnungsträger (m/w/d) sehen anders aus…
Es gibt keinen Klimawandel, der solch radikale Maßnahmen erforderte, wie das die Klima-Hysteriker in Verfolgung ihrer eigenen Geschäftsinteressen mit Lug, Trug und brachialer Gewalt anstreben.
Je früher den Energiewende-Parteien die Wähler weglaufen, je besser kommen wir davon.
Globale Temperatur in den jüngsten 450 Mio. Jahren und CO2
Ergänzung
Fokus online: Helmut Markworts Tagebuch – „Derzeit verklagt er [Habeck] jemanden, der ihn den schlechtesten Wirtschaftsminister aller Zeiten genannt hat. Falls das Gericht nach Faktenlage entscheidet, verliert Habeck.“
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