KI und die Kunst

Was ist Kunst? In den Ergebnissen künstlerischer Kreativität steckt die persönliche Sicht des künsterisch tätigen Menschen auf seine Umgebung. Sie sind seine ganz eigene Interpretation des Gesehenen, des Erlebten, des Gehörten.

Zur Kunst gehört auch die handwerkliche Fähigkeit des künstlerisch Tätigen, das Talent, seine Sicht der Dinge adäquat auszudrücken, so dass sie für andere verständlich wird. Insofern ist Kunst auch ein zutiefst sozialer Prozess.

Menschen werden immer Kunst produzieren, die in gewisser Weise aus einer Verschmelzung ihrer wichtigsten Einflüsse entsteht. Diese Einflüsse sind spezifisch, kommen vielleicht aus einer einzelnen Einstellung in einem Film, oder stammen von Themen aus besonders geschätzten Büchern. Oder ein bestimmtes Musikstück, ein Gemälde, eine Skulptur oder Plastik liefert entscheidende Impressionen, oder ein bestimmtes prägendes Ereignis. Das fließt in ein neues eigenes künstlerisches Werk ein und gibt ihm die persönliche Note. Das Vorgehen der KI gleicht hingegen eher einem Mixer, in die alle möglichen Einflüsse hineinkommen. Heraus kommt ein homogenisiertes Ergebnis.

KI ist gut darin, die mühsameren, weniger kreativen und kostspieligeren Aspekte etwa des Filmemachens abzulösen. Das senkt Kosten, es senkt auch die Einstiegshürde. Die Produktivität steigt, Änderungen und Anpassungen sind schneller möglich. Was viel Geld kostet, wird durch KI viel weniger kosten. Und das wird Druck ausüben und tut es bereits.

Natürlich birgt die KI auch Risiken.

Was die rechtliche Seite betrifft, so ist die größte Sorge für Künstler die Auswirkung der generativen KI auf das Urheberrecht. Das fängt beim Training generativer System an und geht weiter mit der Erzeugung neuer Objekte. Was ist als Wiederverwendung noch akzeptabel, was nicht mehr? Sollten Urheberrechtsinhaber für jede KI-Kreation, die ihr Werk nachbildet, bezahlt werden? Daraus ergeben sich Haftungs-Probleme. Sind Unternehmen wie OpenAI, Anthropic, Kuaishou oder X für die Kreationen ihrer Nutzer haftbar zu machen?

Die wirtschaftliche Seite betrifft Bereiche wie visuelle Effekte, Sounddesign, Musik, Schnitt und andere. Die höhere Produktivität und geringeren Kosten führen letztendlich zu Entlassungen und damit zu sozialen Spannungen.

Aber wie in vielen früheren Perioden rascher Innovation könnte das Ergebnis von KI eine Explosion neuer Kreativität und Effizienzgewinne sein – alte Arbeitsplätze werden verschwinden, neue entstehen. Millionen von Menschen, die Filme drehen oder Musik machen wollen, werden (irgendwann) in der Lage sein, Dinge zu schaffen, von denen heute noch niemand auch nur zu träumen wagte.

Wenn man so will, kann KI die handwerkliche Seite unterstützen, kann helfen, Ideen, der künstlerischen Kreativität Ausdruck zu verleihen. So können die persönliche Sicht, die Interpretation des Erlebten besser zum Ausdruck gebracht werden und somit eine größere Aufmerksamkeit erringen. Das dient letztlich dem gesellschaftlichen Fortschritt.

Bei KI handelt es sich um eine junge Technologie, die noch viel Arbeit vor sich hat, bevor sie dem Hype, den Vorschuss-Lorbeeren, wirklich gerecht werden kann.

Wenn sich die Regierung einmischt, etwa mit dem Argument, die Risiken von KI einzudämmen, und beginnt, diese Branchen zu regulieren, wird sie mit ziemlicher Sicherheit die Innovation und den Wert, den diese Werkzeuge schaffen, abwürgen.

Schlimmer noch: Wenn der Staat entscheiden darf, welche künsterische Äußerung, auch geschriebene Prosa KI-Software erschaffen darf, erlangt er immense Macht über unsere Kultur. Eine Regulierung wird die Regierung ermächtigen, sich in wichtige Fragen der „Sicherheit“ einzumischen. Dabei wird sie den schon längst beschrittenen Weg gehen, moderne Technologieunternehmen mit dieser Einmischung zu beauftragen.

Das aber ist nur ein anderes Wort für Zensur. Wo Zensur wirkt und die freie Äußerung persönlicher Vorlieben, Meinungen, Standpunkte reglementiert, reglementiert sie auch den Prozess der Wahrheitsfindung. Künstlerische Werke basieren auf Vorlieben, Meinungen und Standpunkten. Kunst war immer schon dazu da, die „Welt“ zu interpretieren, zu erklären.

KI wird die menschliche Kreativität niemals wirklich ersetzen können. Es sei denn, die KI-Werkzeuge werden dazu eingesetzt, die Kreativität selbst zu gängeln, zu unterdrücken. Das wäre gleichbedeutend mit dem Ende der menschlichen Kreativität.

Marx grenzt die Produktivkräfte von den Produktionsverhältnissen ab. Ich ordne die Kunst den Produktivkräften zu, die den Stand von Technologie und Wissenschaft umfassen. Die Produktionsverhältnisse liefern als deren „Umgebung“ fördende oder hemmende Faktoren.

KI ist, wie jede Technologie, zunächst wertneutral. Es kommt darauf an, wer sie wozu wie einsetzt. So kann sie also dem Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft dienen, indem die Produktivkräfte ein neues Niveau erreichen. Oder sie dient wenigen zum Zwecke ihrer Profit-Maximierung und Stärkung ihrer Machtstellung.

Die Wahrscheinlichkeit ist im entwickelten Finanz-Kapitalismus (extrem) hoch, dass sie zur Festigung der gegebenen gesellschaftlichen Strukturen und den Produktionsverhältnissen, eingesetzt wird. Das ist das, was sich letztlich hinter dem Schlagwort der Regulierung verbirgt.

Die Entwicklung von KI und ihrer Umgebung, ihrer Infrastruktur, ist extrem kapitalintensiv. Auch das behindert deren Einsatz für „nicht-staatstragende“ Zwecke.

Hier ging es um die KI im Verhältnis zur Kunst. Es klang aber bereits an: KI dürfte dazu eingesetzt (werden), das Internet, letztlich die gesamte Kommunikation zwischen Menschen und die Wissenschaft zu zensieren, um die Verbreitung missliebiger Meinungen insgesamt zu bekämpfen. Das geschieht auch unter dem Vorwand, „Fake-News“ zu bekämpfen. Such-Maschinen werden uns immer mehr nur das vorsetzen, was „staatstragend“ ist.

In der Marxschen Terminologie würde das die Entwicklung der Produktivkräfte, resp. den gesellschaftlichen Erkenntnisprozess, behindern und damit auch die wirtschaftliche Basis der Gesellschaft, unser aller Wohlergehen, unsicherer machen, bzw. verschlechtern.

[Unter Verwendung von Material aus dieser Quelle]

Ergänzung
Es ist sicher kein Zufall, dass die EU als die Ausgeburt der Bürokratie („Herrschaft der Verwaltung“) schlechthin international den Vorreiter bei der Regulierung der KI spielt.

Nachtrag
Von Kunstwerken und Werkzeugen – Das Kunstwerk ist der unerwartete Gegenstand. Wir haben es nicht kommen sehen, wir erkennen es von nirgends her wieder. Aktuelle Gedanken zum Wesen der Kunst.

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