S&P 500 – Bullen wieder vorne?

Erneute Wochengewinne bei Aktien. Der S&P 500 verzeichnet den besten Monat seit einem Jahr. Der Dollar schwächelt. In Japan wird mit einer baldigen Zinserhöhung gerechnet, in der Eurozone ist der nächste Zinsschnitt eingepreist. US-Renditen sinken in Erwartung einer langsameren Gangart bei der Staatsverschuldung.

Der S&P 500 gewinnt auf Wochensicht 1,1%, der Dow kommt mit relativer Stärke auf einen Wochengewinn von 1,4%. Beide verzeichnen zum Wochenschluss Allzeithochs. NDX und Nasdaq Composite gewinnen 0,7%, bzw. 1,1%. Der DAX meldet ein Plus von 1,6%. Die Ölpreise verlieren deutlich: Brent –3,2%, WTI –3,4%. Auch der CRB-Rohstoffindex sinkt im Wochenvergleich um 1,0%. Gold (in Dollar) schwach mit –2,3%, Silber mit –1,9%.

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Die US-Renditen auf Wochensicht schwach. Die der 10yr-TNotes sinkt um 5,4%, die der 2yr-TNotes fällt um 5,1%, die der 13wk-TBills leichter mit –0,6%. Euro/Dollar gewinnt nach drei Verlustwochen 1,5%. Die Währungspaare Dollar/Yen und Euro/Yen schwach mit –3,3%, bzw. –1,8%.

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Unter der Oberfläche großer Aktien-Indices: Der KBW-Index regionaler Banken sinkt auf Wochensicht um 0,4%. Der „Globalisierungsindikator“, der Dow Jones Transport Index (DJT), steigt um weitere 1,4%. Der „Technologieindikator“, der Halbleiterindex SOX, gibt 0,6% ab.

Der Rendite-Spread am langen Ende steigt im positiven Bereich an. Die Zinsstruktur über das gesamte Spektrum dreht mit -0,13% ins Negative. Der negative Spread zwischen der Rendite der 2yr-TNotes und der eff FFR nimmt deutlich zu. Die Erwartungen hinsichtlich einer Leitzins-Senkung scheinen auf mittlere Sicht jetzt wieder einen, vielleicht auch zwei kleine Zinsschnitte zu sehen. Die Zinsstruktur über das gesamte Spektrum schwingt zuletzt zwischen positiv und negativ hin und her. Nach wie vor gilt: Wenn sie sich nach längerer Inversion zu normalisieren beginnt, war das in der Vergangenheit stets ein Zeichen für ein heraufziehende Rezession.

Das US-BIP ist im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,0% angestiegen. Real beträgt die Steigerung 2,7%. Die Differenz zwischen BIP und den „Real Final Sales“ weitet sich aus. Das geht auf Lageraufbau zurück, was wiederum mit dem anstehenden Weihnachtsgeschäft zu tun hat. Aber wohl nicht nur, denn Importeure kaufen mehr ein, um den mit Trump zu erwartenden Importzöllen zu begegnen. Das dürfte wohl im laufenden vierten Quartal weitergehen und dem BIP einen weiteren Schub geben. Dann wird es spannend – das Zeug muss auch wieder verkauft werden. Und wenn die Käufer dann erst einmal Pause machen? Für die weitere BIP-Entwicklung ist wichtig, dass sich Lagerreduktionen belastend auf das BIP-Wachstum auswirken.

Für das zweite Quartal gab es markante Abwärtsrevisionen bei Löhnen und Gehältern, entsprechend kam es auch zu Abstrichen bei den persönlichen Steuereinnahmen. Zusammen mit anderen Korrekturen drückte das die jährliche Steigerung beim realen BIP gegenüber der vorherigen Schätzung. Details siehe hier!

Lacy Hunt, Hoisington Investment, schreibt dazu: „Die Wirtschaft ähnelt immer mehr dem Jahr 2008, als es vielen so vorkam, als ginge es der Wirtschaft gut. Dann kamen die Abwärtskorrekturen. Schließlich stellte das NBER fest, dass der Höhepunkt des Zyklus im Dezember 2007 erreicht wurde. Die tiefgreifenden Korrekturen gehen genauso weiter wie vor sechzehn Jahren.“

Trump, ahoi: Zusätzlich zu den negativen Korrekturen wird der wichtigste Treiber des Beschäftigungs-Wachstums, die Einwanderung, auslaufen. Zweitens steht eine große Steuererhöhung für die Verbraucher bevor, vorausgesetzt, Trump macht, was er sagt, nämlich Einfuhrzölle zu verhängen, bzw. zu erhöhen.

Zur Verlangsamung des Beschäftigungswachstums kommt also ein Migrationsschock und der Schock durch eine Steuererhöhung hinzu – und das zu einem Zeitpunkt, an dem fast niemand mehr eine Rezession aufkommen sieht. Und wenn dann auch noch die Verbraucher beim Lagerverkauf im neuen Jahr nicht freudig genug mitziehen…

Das „real-time BIP“, gebildet aus Zahl der Arbeitsplätze (nonfarm) plus Zahl der wöchentlichen Arbeitsstunden zeigt für Oktober nur noch eine jährliche Steigerung von 1,4% an. Es verläuft gegenwärtig unter dem realen BIP und tendiert abwärts (Chartquelle).

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Vor einigen Tagen fragte ein Leser, ob es noch zu einer Rezession kommt. Daran habe ich keinen Zweifel. Vermutlich wäre es aus der Sicht von Trump taktisch klug, gleich zu Beginn seiner Amtszeit eine Rezession herbeizuführen. Das dürfte keine große Mühe machen (siehe vorstehend). Die Rezession kann Trump Biden in die Schuhe schieben und sich dann feiern, wenn er (vorgeblich mit seinem Programm) später im Jahr wieder aus der Krise herauskommt. Zudem macht es eine Rezession einfacher, Maßnahmen durchzusetzen, die auf der Linie seiner Agenda liegen.

Der Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben ohne Berücksichtigung der Lebensmittel- und Energiepreise (PCEPILFE) steigt im Oktober im Jahresvergleich um 2,8%. Der stärkste Treiber, die „Core Services“ wachsen im Jahresvergleich um 4,4% auf ein sieben-Monats-Hoch. Zu diesen Kerndienstleistungen gehören Wohnen, Gesundheit, Finanzen, Versicherung, Verkehr, nichtenergetische Versorgung, Kommunikation, Erholung, Verpflegung, Beherbergung sowie „sonstige“ Dienstleistungen. Ausgeschlossen sind Energiedienstleistungen, wie z.B. die Versorgung von Haushalten mit Strom (Chartquelle).

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Der PCE enthält Preise, die im Namen der Verbraucher gezahlt werden, wie Medicare und betriebliche Krankenversicherungen. Der CPI zählt nur die Artikel, die die Verbraucher direkt bezahlen. Infolge dieser Unterschiede in der Methodik übergewichtet der CPI die Mieten, während der PCE die Gesundheitsversorgung übergewichtet (Teil der Kerndienstleistungen). Beide Indizes weisen Schwachpunkte auf, u.a. weil keiner von ihnen die Immobilienpreise enthält, sondern nur die Mieten. Wichtig ist aber die Inflation über alles, nicht nur die Verbraucherinflation.

Die Händler sind auf dem Markt für Zinsoptionen zunehmend pessimistisch und erwarten einen Anstieg der Treasury-Renditen. Es besteht eine erhebliche Nachfrage nach bärischen Absicherungen mit Treasury-Put-Options-Strukturen, insbesondere bei Januar- und Februar-Kontrakten für 10-jährige Anleihen.

Der Euro ist weiter auf dem Vormarsch, befindet sich aber immer noch in der Nähe seiner Jahrestiefststände. Er profitiert von der Korrektur der Renditen der US-Staatsanleihen. Der Euro trotzt nun dem kontinuierlichen Strom schwächer als erwartet ausgefallener Daten, von denen die jüngsten mit dem niedrigsten Wert des GfK-Konsumklimaindex seit April vergangenen Jahres auf einen Einbruch des Vertrauens in die deutsche Wirtschaft hinwiesen. Der GfK-Kopfwert lag im November bei -23,3 und damit weit unter den Erwartungen. Dies geschah vor dem Hintergrund eines starken Rückgangs der Einkommenserwartungen und eines gewissen Rückgangs der Kaufbereitschaft. Die Sparbereitschaft nimmt hingegen zu. Neben der weiter schwindenden Hoffnung auf einen Aufschwung ist dem Bericht zufolge auch der Pessimismus der Verbraucher gegenüber der aktuellen Wirtschaftslage gestiegen, was auf die Zunahme von Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten zurückzuführen ist.

Der ifo-Geschäftsklimabericht für November weist ebenfalls auf das „Taumeln“ der deutschen Wirtschaft angesichts der sinkenden Stimmung in den Unternehmen hin, sowohl was die aktuelle Lage als auch die Zukunftserwartungen betrifft.

Hingegen hat sich das vom Conference Board gemessene Verbrauchervertrauen in den USA im November deutlich verbessert und erreicht mit 111,7 den höchsten Stand seit 2023. Dieser Anstieg ist der zweite in Folge seit dem Tiefpunkt im September und signalisiert eine positive Dynamik für die US-Wirtschaft zum Ende des Jahres. Der Konsum ist ein Eckpfeiler des US-Wirtschaftswachstums, die verbesserte Verbraucherstimmung könnte der Wirtschaftstätigkeit in den letzten Monaten des Kalenderjahres einen deutlichen Schub verleihen.

Verschwendung im US-Staatshaushalt: Der Kongress gab 516 Mrd. Dollar für Programme aus, deren Ermächtigungen zuvor nach Bundesrecht ausgelaufen waren. Mehr als die Hälfte davon (320 Mrd. Dollar) entfiel auf Programme, deren Ermächtigungen schon vor mehr als einem Jahrzehnt ausgelaufen waren. Das Pentagon ist bei seinem siebten Audit durchgefallen und ist nicht in der Lage, Rechenschaft darüber abzulegen, wohin Ausgaben in Höhe von 824 Mrd. Dollar geflossen sind. Im Jahr 2023 haben Bundesprogramme 236 Mrd. Dollar an unzulässigen Zahlungen geleistet. Etwa 200 Mrd. Dollar der Pandemieausgaben/des Konjunkturprogramms flossen in Betrug/Missbrauch, sei es in Unternehmen, die sich nicht für entsprechendes Darlehen qualifiziert hatten, oder in Scheinfirmen, die gar nicht existierten. Dies sind die großen Posten. Sobald man sich mit den kleineren, individuellen Programmen befasst, die von der Regierung finanziert werden, werden die Dinge beunruhigend bis lächerlich. So etwa die 45 Mio. Dollar für ein Stipendium für Vielfalt und Integration in Birma…

Das kennen wir doch – siehe die Finanzierung von Radwegen in Peru durch die deutsche Bundesregierung.

Walmart (WMT) ist das jüngste Unternehmen, das angesichts wachsenden Drucks von Initiativen für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion abrückt. Die politische Entscheidung des größten US-Einzelhändlers und privaten Arbeitgebers wird wahrscheinlich Schockwellen durch Corporate America senden, insbesondere für größere Konkurrenten wie Amazon (AMZN) und Target (TGT).

Walmart wird die Begriffe „DEI“ und „LatinX“ in seiner Kommunikation nicht mehr verwenden und auch die Schulungen zur Rassengleichheit für seine Mitarbeiter und die Richtlinien zur Einstellung von Mitarbeitern nach dem Prinzip der Vielfalt einschränken. Außerdem werden Ethnie und Geschlecht bei der Vergabe von Lieferantenverträgen nicht mehr berücksichtigt, und bestimmte demografische Daten sind für die Gewährung von Finanzierungen nicht mehr ausschlaggebend. Darüber hinaus wird Walmart alle „an Kinder vermarkteten sexuellen und/oder Transgender-Produkte“ entfernen, alle Finanzierungen für LGBT+ Pride-Veranstaltungen überprüfen und die Teilnahme am LGBT+-Gleichstellungsindex des Menschenrechtsrats einstellen.

Die Bond Vigilantes mögen Scott Bessent, der von Donald Trump als US-Finanzminister nominiert wurde. Bessent schrieb in einem Bericht vom 31. Januar 2024 (!) weit vorausschauend an seine Partner im Hedgefonds Key Square Capital Management: „Unser Basisszenario geht davon aus, dass ein wiedergewählter Donald Trump ein wirtschaftliches Lollapalooza veranstalten und das schaffen will, was er wahrscheinlich als 'die größten vier Jahre in der amerikanischen Geschichte' bezeichnen wird. Der Wirtschaftswissenschaftler Ed Yardeni ist der Ansicht, dass das Amerika nach der Wahl Trumps das Potenzial hat, einen ähnlichen Aufschwung wie in den „Roaring Twenties“ vor einem Jahrhundert zu erleben. Wir glauben, dass ein zurückkehrender Präsident Trump dies gerne als sein Vermächtnis hinterlassen würde. In diesem Szenario wäre der größte Risikofaktor unserer Meinung nach ein plötzlicher Anstieg der Zinsen am langen Ende.“ Wenn sich alle so einig sind – da kann ja nichts schief gehen…

Nur ein weiterer Puzzle-Stein in der aufkommenden Makroschwäche in den USA: Die Verkäufe von neuen Einfamilienhäusern lagen im Oktober 2024 bei einer saisonbereinigten Veränderungsrate von 610.000. Dies ist 17,3% unter der revidierten September-Rate von 738.000 und 9,4% unter der Schätzung von Oktober 2023 von 673.000. Und zugleich der größte Abstieg seit Juli 2013.

Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag bei 6032,38 geschlossen. Der Index notiert über der EMA50 (steigend bei 5837). Der Index notiert auf einem Allzeithoch, das vormalige Allzeithoch (Schlusskurs) vom 11. November liegt bei 6001,35. (Chartquelle).

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Auf der Unterseite liegt bei 5868 ein statischer Support, darunter dann bei 5674 das bedeutendere Allzeithoch aus Mitte Juli. Leicht darüber notiert bei 5684 das 38er Retracement des Aufwärtsimpulses aus Anfang August. Bei 5576 folgt das 50er Retracement.

Auf der Oberseite dürfte die Aufwärtslinie aus Ende Oktober 2023 (grün) anziehen. Aktuell liegt sie bei 6085.

Die Marktindikatoren notieren mit 43:0 per Saldo leicht bullisch. Der TQual-Indikator, gebildet aus RSI, Stochastik und MACD internationaler Aktienindices läuft im neutralen Bereich jetzt seitwärts. Der Verlauf der Rendite von Ramsch-Anleihen zeigt weiterhin hohe Risikoneigung etwas über dem Rekordwert aus Anfang Oktober an (der Wert vom zurückliegenden Freitag ist nicht enthalten).

Das Sentiment-Thema in Bezug auf Kredite und Zinsen habe ich etwas ausführlicher hier besprochen!

Die Volumenverteilung im S&P 500 ist in Akkumulation. Das ist per se ein bullischer Umstand. Die Stimmungsindikatoren: Das Verhältnis SPX/VIX zeigt sich wieder zunehmend bullisch. Das Put/Call-Verhältnis läuft leicht abnehmend bullisch. Der VIX, Angstmesser an Wall Street, ist am Freitag deutlich gesunken auf 13,51 und bleibt unter seiner EMA50 (17,14). Das langfristige Tief des VIX liegt bei 12,77, zuletzt wurde es im zweiten Quartal mit einem Niveau bei 11,80 unterboten. Der VIX dürfte jetzt vermutlich zunächst seit-, aufwärts tendieren. Das dürfte sich für den S&P 500 in „volatil“ übersetzen.

Die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis sehen bei Aktien lineare Eigenschaften als dominant an. Bullische Kursmuster überwiegen und nehmen zu, bärische nehmen ab. Bei Aktien herrscht starker „Inflow“, insgesamt herrscht aber „Outflow“ – auch ein Zeichen, dass momentan Aktien besonders im Fokus stehen. Die Prognose der TimePatternAnalysis für den S&P 500 zeigt zunächst volatil seitwärts.

Die Charts der zusammengefassten Marktindikatoren, der Auswertung der Rendite der Ramsch-Anleihen, sowie der fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis und die Übersicht über die automatisch generierten Trading-Tipps werden börsentäglich auf der Startseite aktualisiert.

Für die kommenden paar Tage dürfte der stark überreizte S&P 500 eher seitwärts laufen. Der Aufwärtskanal aus Anfang September dürfte Bestand haben. Sollte es wider Erwarten zu einem Fall unter die Unterseite des Kanals (rot) kommen, würde sich das Bild im bullischen Sinne zwar schnell eintrüben. Aber erstens erscheint mir das weniger wahrscheinlich. Und zweitens: Sollte es zu einem technischen Betriebsunfall kommen, würde das (auch saisonal bedingt) wohl eher als Kaufgelegenheit angesehen werden.

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