Waren Sie schon beim Standesamt?

Heute tritt das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft. Jeder Bürger kann zum Standesamt gehen und seinen Geschlechtseintrag, sowie seinen Vornamen ändern lassen. Künftig einmal im Jahr. Endlich!

Dass die Parteien der Ampel das Gesetz auf den Weg gebracht haben, wundert mich nicht. Es wurde am 12. April 2024 im Bundestag mit 372 von 734 Stimmen verabschiedet. In der SPD-Fraktion fand sich keine Nein-Stimme, ebenso nicht bei den Grünen. Von der FDP stimmten neun dagegen. Bei den Linken stimmte erwartungsgemäß niemand gegen das Gesetz. In der AfD-Fraktion gab es keine zustimmende Stimme, ebenso bei der CDU/CSU.

Die Frau Ministerin für Familie usw., Paus, frohlockte seinerzeit: „Mit diesem Gesetz regeln wir die geschlechtliche Selbstbestimmung so, wie es einem freiheitlichen Rechtsstaat gebührt, in dessen Kern die Würde des Menschen steht. Kein Mensch sollte langwierige Gerichtsverfahren und psychiatrische Gutachten über sich ergehen lassen müssen, nur um seinen Geschlechtseintrag ändern zu können." Paus ist auch diejenige, die einen Zuwachs des Beamtenapparats in ihrem Ministerium als Bürokratieabbau angepriesen hat.

Die menschliche Gattung zählt biologisch zu den Säugetieren. Dort gibt es genau zwei Geschlechter. Das ist eine naturwissenschaftliche Tatsache, die sich weder durch Wunschdenken, noch durch Gesetze ändern lässt.

Die Biochemikerin und Nobelpreisträgerin Prof. Christiane Nüsslein-Volhard erklärt: „Da gibt es das eine Geschlecht, das die Eier produziert, zwei X-Chromosomen hat. Das nennt man weiblich. Und es gibt das andere, das die Spermien produziert, ein X- und ein Y-Chromosom hat. Das nennt man männlich. Und wenn sich ein Ei mit einem Spermium vereinigt, entsteht ein neues Wesen.“ Und: „Intersexualität entsteht durch sehr seltene Abweichungen, zum Beispiel beim Chromosomensatz. Aber auch intersexuelle Menschen haben die Merkmale beider Geschlechter, sie sind kein drittes Geschlecht.“

Ob ein Mensch ein Y-Chromosom hat, entscheidet sich in der frühen Schwangerschaft und folglich behalten Menschen lebenslang ihre Geschlechtszugehörigkeit. Natürlich gibt es innerhalb eines Geschlechts eine Spannbreite an unterschiedlichen Gefühlen und Neigungen. Das hat einerseits mit gesellschaftlichen Einflüssen zu tun, andererseits spielen unterschiedliche Hormonpegel eine Rolle. Aber durch noch so starke Hormongaben bekommen Mädchen keine Hoden, Jungen entwickeln keine Eierstöcke und Gebärmutter.

Der Ampel-Gesetzgeber kann folglich keine Änderung des Geschlechts ermöglichen. Er öffnet mit dem Selbstbestimmungsgesetz nur die Türe zu einem Täuschungsmanöver. Ein Mann erklärt sich zur Frau, bleibt aber biologisch ein Mann und hat damit aufgrund seiner körperlichen Ausstattung etwa beim Sport Vorteile.

Und so kam es denn z.B. bei der Olympiade dazu, dass der Algerier Imane Khelif nach Verprügelung einiger Damen eine Goldmedaille im „Weltergewicht-Frauen-Boxen“ umgehängt bekam. In Deutschland wurde die „XY-Trans-Person“ Khelif in vielen Quantitätsmedien als „Algerische Boxerin“ tituliert, die den Sieg verdient habe.

Was steckt hinter diesem Schachzug namens Selbstgestimmungsgesetz?

Erstens wird die biologische Tatsache geleugnet, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Entscheidend ist jetzt nicht mehr die Biologie, sondern, wie sich jemand fühlt. Und da sich Gefühle ja häufiger als ein Chromosomensatz ändern, kann sich nun jeder im Jahresrhythmus als Mann, Frau oder ‚divers’ eintragen lassen. Das zumindest ist konsequent.

Die Normalität der zwei Geschlechter ergibt sich schon daraus, dass nur sie die Fortpflanzung der Menschen und damit den Fortbestand der menschlichen Gesellschaft sichern kann. Hinter der Negierung dieser Tatsache steckt als Geisteshaltung auch die Negierung des Realismus der Aufklärung. Dieter Nuhr prägte den auch in diesem Zusammenhang treffenden Satz: „Das ist deutscher Idealismus. Wenn in Deutschland das Ideal mit der Realität nicht übereinstimmt, dann ist die Realität falsch.“

Zweitens: Wie bei Orwell soll man den eigenen Sinnen nicht mehr trauen, weder den Augen noch den Ohren, sondern nur noch an das Gute glauben. Was das Gute ist, das bestimmt die herrschende Politik, bzw. deren Hintermänner (m/w/d). Der gesunde Menschenverstand ist denen die größte Gefahr und folglich gilt auch, was Hannah Arendt sagte: „Nur wo der gesunde Menschenverstand seinen Sinn verloren hat, kann ihm die totalitäre Propaganda ungestraft ins Gesicht schlagen.“. Mit der Auflösung stabiler, sozialer Gemeinschaften verschwinden auch die Transmissionsriemen, „die individuelle Interessen in Gruppen- und Kollektivinteressen transformieren.“ Die totalitären Bewegungen beschwören eine Schein- und Lügenwelt herauf, in der es sich die entwurzelten Massen erst einmal einrichten können. Ihnen bleiben so jene ständigen Erschütterungen erspart, die das reale Leben mit sich bringt, so Arendt.

Ja, die herrschende Politik nimmt immer totalitärere Züge an. Das zeigt sich in der Beschneidung der Meinungsfreiheit ebenso wie die Perversion des Liberalismus durch den modernen Staat. Anstatt Grundrechte und individuelle Freiheiten offen zu untergraben, haben sich die Ideologen des modernen Staates ihrer in besonders perfider Art und Weise bedient.

Der moderne Staat maßt sich das Recht an, den Sonderstatus bestimmter kollektiver Minderheiten zu definieren und zu zementieren. Der Staat bestimmt so selbst identitäre Gruppen und deren politische Inhalte. Nirgendwo metastasieren neuartige Rechte so stark wie im Diskurs über sexuelle und geschlechtliche Minderheiten. Genau der Liberalismus, der auf der ideologisch-politischen Ebene dem Kapitalismus zum Durchbruch verhalf, wird von den Ideologen des modernen Staates im Stadium des extrem konzentrierten Finanzkapitalismus gekapert, um eine Gesellschaft mit tiefen inneren Gräben entstehen zu lassen, indem die Grundprinzipien des Liberalismus ins Extreme getrieben und damit pervertiert werden.

Ein Mann ist ein Mensch, eine Frau ist ein Mensch. Das Menschsein ist dem Geschlecht übergeordnet, das Geschlecht ist eine Form, eine Hülle. Die beiden Geschlechter haben unterschiedliche Eigenschaften, mit denen sie sich ergänzen. Die Synthese der beiden Geschlechter macht das Mensch-Sein aus. Jede politisch-ideologische Strömung, die das negiert, auch die Fokussierung auf das Geschlecht (noch dazu auf ein Gefühltes), trägt zur Spaltung der Gesellschaft und zur irrationalen Beliebigkeit bei.

Das ist für die herrschende Politik willkommen: Teile und herrsche (Macchiavelli). Auch beim Selbstbestimmungsgesetz geht es um Destabilisierung und Entwurzelung.

[Unter Verwendung von Material aus dieser Quelle; anderes ist im Text verlinkt]

Ergänzung
Die CDU/CSU hat nach der Verabschiedung des Selbstbestimmungsgesetzes den Mund sehr voll genommen und wollte mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorgehen. Mir ist nicht bekannt, ob den Worten auch Taten gefolgt sind. Warum auch? Auch diese politischen Kräfte stehen „auf der anderen Seite".

Nachtrag
Nach dem Selbstbestimmungsgesetz sollen Minderjährige ab 14 Jahre die Änderungserklärung selbst abgeben können. Deren Wirksamkeit soll allerdings die Zustimmung der Sorgeberechtigten voraussetzen. Diese Zustimmung soll durch das Familiengericht ersetzt werden können. Normalerweise kann man einen Führerschein erst erwerben, wenn man 18 Jahre und älter ist, also volljährig ist. Aber eine ungleich wichtigere Entscheidung kann schon ein Jugendlicher ab 14 Jahre treffen – im Extremfall auch gegen die Eltern. Wahnsinn oder Methode?

(4.11.24) Wie schrieb Günther Anders 1956 so vorausschauend? „Um einen Aufstand zu unterdrücken, ist es nicht notwendig, gewaltsam vorzugehen. Hitler-ähnliche Methoden sind obsolet. (…) Die Köpfe werden mit nutzlosen und spielerischen Dingen beschäftigt sein. (…) Din stellt die Sexualität ganz oben auf die Liste der menschlichen Interessen. Es gibt kein besseres soziales Beruhigungsmittel.“

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