S&P 500 – weiter hoch?

Der S&P 500 steigt auf Wochensicht weiter – um 0,2%. NDX und Nasdaq Composite ebenfalls gut behauptet mit jeweils +0,1%. Auch der Dow gut behauptet mit +0,1%. Der DAX verliert 1,8%. Beim S&P 500 und beim Dow gab es im Laufe der Woche neue (knappe) Allzeithochs.

Die Ölpreise steigen stark, Brent und WTI um 8,6%, bzw. 8,7%. Als Anlass wird die Sorge angegeben, Iran und Israel könnten in einen direkten Schlagabtausch eintreten. Der CRB-Rohstoffindex im Wochenvergleich mit +2,0%. Gold knapp behauptet mit –0,1%, Silber steigt um weitere 1,8%.

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Die US-Renditen steigen auf Wochensicht über alle Laufzeiten. Die der 10yr-TNotes gewinnt 5,5%, die der 2yr-TNotes steigt um 10,1%, die der 13wk-TBills legt um weitere 0,7% zu. Euro/Dollar verliert 1,7%. Die Währungspaare Dollar/Yen und Euro/Yen steigen deutlich um 4,6%, bzw. 2,8%.

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Unter der Oberfläche großer Aktien-Indices: Der KBW-Index regionaler Banken sinkt auf Wochensicht um 0,6%. Der „Globalisierungsindikator“, der Dow Jones Transport Index (DJT), fällt um 2,3%. Der „Technologieindikator“, der Halbleiterindex SOX, knapp behauptet mit –0,2% bei 5207, sein Allzeithoch mit 5229 stammt vom 23. August.

Der Rendite-Spread am langen Ende sinkt im positiven Bereich deutlich ab. Die Inversion der Zinsstruktur über das gesamte Spektrum geht weiter zurück auf –0,38%. Der negative Spread zwischen der Rendite der 2yr-TNotes und der eff FFR nimmt deutlich ab. Die Erwartungen hinsichtlich einer Leitzins-Senkung scheinen auf mittlere Sicht nur noch drei bis vier kleine Zinsschnitte zu sehen. Ich habe es schon mehrfach erwähnt: Wenn sich die Zinsstruktur nach einer längeren Phase einer Inversion zu normalisieren beginnt, war das in der Vergangenheit stets ein Zeichen, dass eine Rezession aufzieht.

Aus Zeitgründen nachfolgend nur eine kurze Zusammenfassung des Geschehens an den Finanzmärkten in der zurückliegenden Woche.

Zu Beginn des vierten Quartals gibt es keinen Mangel an Ereignissen, die sich auf die globalen Kapitalmärkte auswirken könnten. Der Konflikt im Nahen Osten rückt gefährlich nahe an einen Krieg zwischen Israel und dem Iran heran und droht die weltweite Ölversorgung zu stören. Die Rohölpreise haben reagiert und im Oktober begonnen, nach oben zu klettern. In den USA haben die Hafenarbeiter ihren Streik beendet, eine teure Unterbrechung der Lieferketten scheint erst einmal abgewendet. In der Zwischenzeit sind es nur noch gut vier Wochen bis zu den Präsidentschaftswahlen in den USA, und die Umfragen in den umkämpften Staaten zeigen, dass die beiden Kandidaten praktisch gleichauf liegen. Mancher unkt von einer „Oktober-Überraschung", was immer das auch sein mag.

Am Freitag veröffentlichte das Bureau of Labor Statistics den monatlichen Beschäftigungsbericht, aus dem hervorging, dass die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im September um 254.000 gestiegen ist, so viel wie seit sechs Monaten nicht mehr und deutlich mehr als die Konsensschätzung von 145.000. Die Zahlen für die zwei zurückliegenden Monate wurden nach oben korrigiert. Die Arbeitslosenquote sank auf 4,1%, und die Stundenlöhne stiegen gegenüber dem Vorjahr um 4,0%. Angekurbelt durch die Verbraucherausgaben stieg die Zahl der Neueinstellungen in der Gastronomie, im Baugewerbe und im Gesundheitswesen sprunghaft an.

Zuvor hatte das ISM für das verarbeitende Gewerbe einen im Kontraktionsbereich im September unveränderten Index gemeldet. Der Sub-Index der Preise ist spürbar gefallen und notiert jetzt ebenfalls im Kontraktionsbereich (unter 50).

Der Arbeitsmarkt scheint weiter robust zu sein. Einige Beobachter halten nun eine Rezession für abgesagt. Was gut für die US-Wirtschaft scheint, könnte bedeuten, dass die nächste Zinssenkung der Fed eher 25 Basispunkte (0,25%) betragen wird und nicht die 50 Basispunkte, auf die die Anleger bisher gehofft hatten. Die drei großen US-Aktienindizes machten die Verluste der zurückliegenden Tage wett und erreichten ein leichtes Wochenplus.

Tech-Werte mit hoher Marktkapitalisierung (Mag7) wurden in der neunten Woche in Folge insgesamt netto verkauft. Die Nettolänge ist jetzt auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2023 (Chartquelle).

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Nachdem Hedge Fonds Info-Techs fünf Monate in Folge verkauft hatten, kauften sie den Sektor in dieser Woche so schnell wie seit Mai nicht mehr, was auf Long-Käufe und in geringerem Maße auf Short-Cover zurückzuführen war (3 zu 1). Die meisten Untersektoren im Tech-Bereich wurden in dieser Woche netto gekauft, angeführt von Software und in geringerem Maße von Halbleitern und Halbfertigprodukten.

Der Energiesektor war sowohl gestern als auch in der vergangenen Woche der Sektor mit den meisten Nettokäufen, was auf eine Mischung aus Long-Zugängen und Short-Eindeckungen zurückzuführen ist. Darüber hinaus waren die Käufe in diesem Sektor breit gestreut. Die Netto-Ausrichtung der Hedgs-Fonds in „global energy“-Aktien ist etwa so gering wie seit Frühjahr 2021 nicht mehr.

Tom McClellan sagt in seinem wöchentlichen Rundbrief: „Deficits Are Horrible, But They Are Bullish“. Er zeigt auch, mit welchen Tricks die Finanzbehörden arbeiten, um die Lage für das per September ausgelaufene Fiskaljahr besser darzustellen als sie ist.

Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag bei 5751 geschlossen. Der lange untere Docht der Tageskerze zeigt, dass er intraday hoch gekauft wurde, es gelang aber nicht weiter aufzusatteln. Der Index notiert über der EMA50 (aktuell steigend bei 5592). Am Montag wurde ein (knappes) frisches Rekordhoch erzielt, nochmals zusammenfallend mit der Aufwärtslinie aus Herbst 2023 (grün) (Chartquelle).

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Auf der Unterseite liegt bei 5674 ein bedeutenderes Allzeithoch aus Mitte Juli. Darunter notiert bei 5510 eine stärkere statische Unterstützung, zusammenfallend mit dem 38er Retracement des Anstiegs seit Anfang August, dann folgt ein statischer Support bei 5445. Auf der Oberseite bleibt die Herausforderung für die Bullen, sich über der genannten Aufwärtslinie festzusetzen. Das ist bisher nicht gelungen, und ob es in der kommenden Woche gelingt, ist zweifelhaft.

Die Marktindikatoren notieren mit 57:0 nur noch mäßig bullisch. Der TQUAL-Indikator, gebildet aus RSI, Stochastik und MACD internationaler Aktienindices zeigt sich bestätigt bullisch im bullischen Extrembereich. Der Verlauf der Rendite von Ramsch-Anleihen bleibt bei hoher Risikoneigung (der Wert vom zurückliegenden Freitag ist nicht enthalten).

Die Volumenverteilung im S&P 500 läuft in Akkumulation. Die Auswertung von Einzelaspekten der Volumenseite unterstützt eine kurzfristig bullische Ausrichtung. Die Stimmungsindikatoren: Das Verhältnis SPX/VIX ist nun abnehmend bullisch und zugleich instabil, auch das Put/Call-Verhältnis zeigt sich abnehmend bullisch. Der VIX, Angstmesser an Wall Street, notiert mit 19,21 über seiner EMA50. Die wiederum verläuft über der EMA250. Das legt nahe, dass der S&P 500 weiterhin insbesondere dem Einfluss des VIX unterliegt. Der dürfte auf Sicht einiger Tage vermutlich zunächst eher abwärts tendieren (EMA50 bei 17,44) – das könnte den S&P 500 etwas unterstützen.

Die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis sehen bei Aktien lineare Eigenschaften weiter als dominant an. Bärische Kursmuster nehmen leicht zu auf sehr niedrigem Niveau, bullische überwiegen und nehmen nicht mehr zu. Die Konstellation ist vom Typ „abwärtsgerichtete Konsolidierung“. Nach diesem Bild könnten die Bullen kurzfristig etwas auftrumpfen, übergeordnet gibt es zunächst aber kaum noch Entfaltungsmöglichkeiten. Die Prognose der TimePatternAnalysis für den S&P 500 zeigt einen oberen Wendepunkt an mit Ziel von zunächst rund 5650.

Die Charts der zusammengefassten Marktindikatoren, der Auswertung der Rendite der Ramsch-Anleihen, sowie der fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis und die Übersicht über die automatisch generierten Trading-Tipps werden börsentäglich auf der Startseite aktualisiert.

Auf Sicht der nächsten Tage steht ein weiterer Test des Ausbruchsniveaus bei 5674 an. Auch wenn dieser nicht hält, dürften die Bullen weiterhin vorne bleiben, so lange die EMA50 (5592) respektiert wird. Ich halte es weiterhin für zweifelhaft, dass es gelingt, jetzt die Aufwärtslinie ab Herbst 2023 (grün, aktuell ~5790) nachhaltig zu überwinden.

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