S&P 500 – 42 Rekorde im Jahr

Der S&P 500 steigt auf Wochensicht um 0,6%. NDX und Nasdaq Composite steigen um 1,1%, bzw. 1,0%. Der Dow legt 0,6% zu. Der DAX gewinnt 4,0%. Hier wie beim S&P 500 und beim Dow gab es im Laufe der Woche neue Allzeithochs. Der S&P 500 hat davon in diesem Jahr auf Schlusskursbasis schon 42 produziert.

Die Ölpreise fallen deutlich, Brent und WTI jeweils um 3,8%. Der CRB-Rohstoffindex im Wochenvergleich mit +1,3%. Gold gewinnt weitere 1,2%, Silber steigt um 1,5%.

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Die US-Renditen entwickeln sich auf Wochensicht uneinheitlich. Die der 10yr-TNotes gut behauptet mit +0,3%, die der 2yr-TNotes gibt 1,3% ab, die der 13wk-TBills verliert weitere 1,4%. Euro/Dollar unverändert. Die Währungspaare Dollar/Yen und Euro/Yen sinken um jeweils 1,2%.

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Unter der Oberfläche großer Aktien-Indices: Der KBW-Index regionaler Banken fällt auf Wochensicht um 5,1%. Der „Globalisierungsindikator“, der Dow Jones Transport Index (DJT), steigt um 2,7%. Der „Technologieindikator“, der Halbleiterindex SOX, steigt um 4,3% auf 5217, sein Allzeithoch mit 5229 stammt vom 23. August.

Der Rendite-Spread am langen Ende steigt im positiven Bereich leicht weiter an. Die Inversion der Zinsstruktur über das gesamte Spektrum geht weiter zurück auf –0,49%. Der negative Spread zwischen der Rendite der 2yr-TNotes und der eff FFR weitet sich leicht aus. Die Erwartungen hinsichtlich einer Leitzins-Senkung scheinen auf mittlere Sicht vier bis fünf kleine Zinsschnitte zu sehen.

In der zurückliegenden Woche konnten US-Aktien ihre Gewinne weiter ausbauen. Die am Freitag veröffentlichten Daten zeigten eine Abkühlung der Inflation im August. Der Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) stieg im August im Jahresvergleich um 2,2%. Der Kern-PCE, der Lebensmittel und Energie ausschließt und das von der Fed angeblich bevorzugte Inflationsmaß ist, stieg um im August um 0,1% auf 2,7%, so hoch wie seit April nicht, und entsprach damit den Erwartungen.

Der Bericht deutet auch auf eine Abkühlung der Wirtschaft hin, denn die inflationsbereinigten Verbraucherausgaben stiegen im August nur um 0,1%. Die Inflation bei den Kern-Dienstleistungen kommt im August auf +3.8%. Die Preissteigerung bei den langlebigen Wirtschaftsgütern im Jahresvergleich -2.2%, bei Energie -10%.

Angesichts der beginnenden Senkung der kurzfristigen Zinssätze durch die US-Notenbank und des robusten US-Arbeitsmarktes scheint das Versprechen einer „sanften Landung“ an der Wall Street lebendig zu bleiben. Der GDPNow-Forecast wird bei +3,1% gesehen. Obwohl der Goldpreis am Freitag fiel, erreicht er weiterhin wöchentliche Rekordhöhen. Anleger werden offenbar immer zuversichtlicher, dass die Fed die kurzfristigen Zinssätze in diesem Jahr weiter senken wird.

Große Neuigkeiten gab es aus China, das eine Reihe aggressiver Stimulierungsmaßnahmen einführte, um seine angeschlagene Wirtschaft anzukurbeln. Der chinesische CSI 300 Index legte in der zurückliegenden Woche um über 15% zu und verzeichnete damit den größten Wochengewinn seit 2008. Einzelheiten zu den in beschlossenen Stimuli können Sie hiernachlesen. Bemängelt wird, die Maßnahmen reichten nicht aus, um den notleidenden Immobilienmarkt effektiv zu stützen. Außerdem würde der Zugang ausländischen Kapitals immer restriktiver gehandhabt. Offenbar kann nur ausländisches Kapital die ökonomischen Probleme Chinas lösen. So denkt man schon seit dem WTO-Beitritt Chinas 2002. Aber China denkt das nicht… Deshalb musste das Land in der Ära Trump hart bestraft werden…

Stottert die Wirtschaft, ruft man den Revisor. Die Verbrauchereinkommen und die Sparquote sind über die zurückliegenden zwei Jahre massiv erhöht worden, auch die Verbraucher-Ausgaben wurden nach oben revidiert. Erstaunliche Zahlen! Die Daten werden jährlich um diese Zeit revidiert, aber eine solche große Veränderung gab es noch nicht. Das könnte zum Teil erklären, warum sich die Verbraucher so gut gehalten haben: Sie haben viel mehr Geld verdient und einen viel größeren Teil davon gespart, und gleichzeitig haben sie auch noch mehr ausgegeben als gedacht. Alles gleichzeitig! Vielleicht sollte alle paar Jahre eine Pandemie ausgerufen werden…

Die folgenden beiden Charts, der erste für die Entwicklung der verfügbaren Einkommen, der zweite für die Sparquote, zeigen die erheblichen Aufwärtsrevisionen

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Die Revisionen haben in meiner Auswertung nicht viel geholfen: Die aggregierten Stimmungsindikatoren (grün – obere Chartreihe) befinden sich in Kontraktion, die aggregierten Makroindikatoren schäumen auch nicht gerade über.

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Der September gilt historisch als der schlechteste Börsenmonat. Doch dieses Mal hat sich nach einem erwartungsgemäßen Beginn die Stimmung gedreht. Der September wird mit einem Plus abschließen. Eine Börsenreporterin wird mit den Worten zitiert: „Es herrscht eine Partystimmung, wie wir sie schon eine Weile nicht gesehen haben.“ Das Investorsentiment steht in Gegensatz zum Verbrauchervertrauen – das notiert im September 6,5% tiefer als im August.

Beim DAX herrschte in der zurückliegenden Woche noch mehr gute Laune. Trotz oder wegen schlechter Nachrichten? Volkswagen, zweitgrößter Autobauer der Welt, will bis zu 30000 Mitarbeiter entlassen. BMW und Mercedes geben Gewinnwarnungen ab. Autozulieferer wie ZF entlassen über 10000 Mitarbeiter. BASF will weitere Anlagen schließen. Die deutschen Exporte brechen ein. Die meisten Volkswirtschaften wachsen, die deutsche Wirtschaft schrumpft in 2024. Gründe gibt es genug, sie sind zu einem großen Teil selbstverschuldet. Ist es Dummheit oder Kurzsichtigkeit, oder steckt gar Absicht dahinter?

Viel besser geht es in der EU insgesamt auch nicht: Das Wirtschaftswachstum in der EU hat sich im zweiten Quartal verlangsamt, das Bruttoinlandsprodukt ist im Vergleich zum vorangegangenen Dreimonatszeitraum um 0,2% gestiegen. Die größten Volkswirtschaften der EU wiesen ein sehr bescheidenes Wachstum auf, wobei Deutschland, der traditionelle Wirtschaftsmotor der Region, sogar negative Zahlen verzeichnete.

Das hat auch Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, weise erkannt. Sie hat sich besorgt über die Stagnation der Wirtschaft in der Eurozone geäußert. Schnabel sagte, es gebe „zunehmende Anzeichen für eine Aufweichung“ auf dem Arbeitsmarkt und dass „Umfragen eine Verlangsamung der Wirtschaft signalisieren“.

Neue Forschungsergebnisse der internationalen Vermögensverwaltungsgesellschaft Managing Partners Group (MPG) zeigen, dass institutionelle Anleger und Vermögensverwalter angesichts der Rekordsumme von 6,5 Bill. Dollar in US-Geldmarktfonds einen beispiellosen Anstieg der Nachfrage nach Anleihen in den nächsten Jahren erwarten. In den nächsten Jahren dürften zwischen 2 und 2,5 Bill. Dollar die US-Geldmärkte verlassen und auf den Anleihenmarkt zurückkehren.

Bei der großen Inflation geht es darum: Die Unternehmen erhöhen die Preise viel schneller, als ihre Kosten steigen, weil sie es plötzlich können, weil ihre Kunden (Verbraucher und andere Unternehmen), verwirrt von der neuen inflationären Denkweise, bereit sind, alles zu zahlen. Die Arbeitnehmer wiederum fordern höhere Löhne, um die höheren Preise zu bezahlen. Unternehmen, die ihre Preissetzungsmacht entdeckt haben und sie nutzen, sind bereit, höhere Löhne zu zahlen, um Talente zu halten und anzuziehen (Chartquelle).

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Der Verlauf der Unternehmensgewinne und andere Indikatoren zeigen, dass die Preissetzungsmacht und die Bereitschaft, alles zu zahlen (und damit die Inflation) noch lange nicht besiegt sind.

Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag bei 5738 geschlossen. Der Index notiert über der EMA50 (aktuell steigend bei 5562). Am Donnerstag wurde ein frisches Rekordhoch erzielt, wiederum zusammenfallend mit der Aufwärtslinie aus Herbst 2023 (grün) (Chartquelle).

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Auf der Unterseite liegt bei 5510 eine stärkere statische Unterstützung, jetzt zusammenfallend mit dem 38er Retracement des Anstiegs seit Anfang August, dann folgt ein statischer Support bei 5445. Auf der Oberseite bleibt die Herausforderung für die Bullen, sich über der genannten Aufwärtslinie festzusetzen. Das ist bisher nicht gelungen, die Kurse ziehen sich lediglich an dieser Linie entlang.

Die Marktindikatoren notieren mit 100:0 bullisch. Der TQUAL-Indikator, gebildet aus RSI, Stochastik und MACD internationaler Aktienindices zeigt sich bestätigt bullisch mit leichtem Tempoverlust. Der Verlauf der Rendite von Ramsch-Anleihen signalisiert anhaltend hohe Risikoneigung (der Wert vom zurückliegenden Freitag ist nicht enthalten).

Die Volumenverteilung im S&P 500 kippt weiterhin zwischen Distribution und Akkumulation hin und her. Die Auswertung von Einzelaspekten der Volumenseite unterstützt eine kurzfristig bullische Ausrichtung noch schwach. Die Stimmungsindikatoren: Das Verhältnis SPX/VIX bleibt bei bullischer Tendenz, ebenso das Put/Call-Verhältnis. Der VIX, Angstmesser an Wall Street, notiert mit 16,96 an seiner EMA50. Die wiederum verläuft über der EMA250. Das legt nahe, dass der S&P 500 weiterhin insbesondere dem Einfluss des VIX unterliegt. Der dürfte nun zunächst eher aufwärts tendieren – keine Unterstützung für den S&P 500.

Die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis sehen bei Aktien nun lineare Eigenschaften als dominant an. Bärische Kursmuster nehmen ab und sind nahezu nicht mehr vorhanden, bullische überwiegen und nehmen zu. Die Konstellation zeigt, dass es für die Bullen zunächst kaum noch Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Die (instabile) Prognose der TimePatternAnalysis für den S&P 500 zeigt sich noch kurzfristig mit Aufwärts-Momentum.

Die Charts der zusammengefassten Marktindikatoren, der Auswertung der Rendite der Ramsch-Anleihen, sowie der fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis und die Übersicht über die automatisch generierten Trading-Tipps werden börsentäglich auf der Startseite aktualisiert.

Auf Sicht der nächsten Tage steht zumindest ein Test des Aubruchsniveaus bei 5674 an. Auch wenn dieses nicht hält, dürften die Bullen weiterhin vorne bleiben, so lange die EMA50 (5562) respektiert wird. Ich halte es für zweifelhaft, dass es gelingt, jetzt die Aufwärtslinie ab Herbst 2023 (grün, aktuell ~5760) nachhaltig zu überwinden. Die Szenerie ist überzogen und ruft nach einer Konsolidierung.

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