Nächste US-Bank insolvent – Maßnahmen zur Banken-Stabilisierung

Die in New York ansässige Signature Bank wird unter staatliche Kontrolle gestellt – das ist die zweite US-Bankenpleite innerhalb weniger Tage. In einer gemeinsamen Erklärung kündigten das US-Finanzministerium und die Fed weitreichende Maßnahmen zur Stabilisierung des Bankensystems an.

Zu diesen Maßnahmen zählt auch, dass die Einleger der Silicon Valley Bank wieder Zugang zu all ihren versicherten wie auch unversicherten Einlagen haben (siehe unten!). Die Fed kündigte an, zusätzliche Mittel über ein neues Bank Term Funding Program zur Verfügung zu stellen, das den Einlagen-Instituten Darlehen mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr anbietet, die durch Staatsanleihen und andere von diesen Instituten gehaltene Vermögenswerte gesichert sind. Dabei akzeptiert die Fed Sicherheiten zum Nennwert und nicht zum Marktwert. So können die Banken Mittel aufnehmen, ohne Vermögenswerte mit Verlust verkaufen zu müssen.

Beobachter bezeichnen das als „starke Schritte". Es sollte rational ausreichen, um eine Ansteckungsgefahr zu verhindern, was weitere Banken in den Ruin treiben könnte, heißt es. Da es aber beim Thema „Ansteckung“ immer auch um irrationale Ängste geht, muss sich erst noch erweisen, ob der Plan funktioniert.

Die „Finanz-Märkte“ reagierten mit einem Anstieg der US-Aktienfutures für den S&P 500 um aktuell (9:20) 1,4% auf 3915. Zudem wird darauf spekuliert, dass die Fed die Leitzinsen auf ihrer FOMC-Sitzung am 22./23. März nicht um 50, sondern nur um 25 Basispunkte erhöhen wird. Analysten von Goldman Sachs erwarten sogar, dass die Fed ihren Leitzins im März nicht anheben wird.

Die Fed-Funds-Futures zeigen eine Wahrscheinlichkeit von nur noch 28% für eine Anhebung um 0,50%, vor der Bekanntgabe der Nachrichten um die Silicon Valley Bank in der vergangenen Woche lag der Wert noch bei rund 70%.

Außerdem wird jetzt erwartet, dass der Leitzins bei 5,11% austoppt, am zurückliegenden Mittwoch lag der Wert noch bei 5,69%. Zum Jahresende wird zudem mit ersten Zinssenkungen gerechnet. Die Renditen zweijähriger Staatsanleihen sind am zurückliegenden Freitag auf 4,595% gesunken, ihr Höchststand lag am Mittwoch bei 5,070%.

Beobachter halten eine Beschleunigung des Zinserhöhungsrhythmus angesichts eines bedeutenden Bankenzusammenbruchs nicht für die klügste Entscheidung der Fed – vor allem dann nicht, wenn weitere Probleme auftauchen, die auf ähnliche Ursachen zurückzuführen sind, nämlich unterbewertete Anleihe-Portfolios.

Am morgigen Dienstag werden die US-Verbraucherpreisdaten für Februar veröffentlicht. Ein unerwartet hoher Wert könnte den Druck auf die Fed erhöhen, die Leitzinsen trotz der Anspannungen im Bankensystem aggressiv anzuheben, heißt es.

Der Dollar sinkt gegenüber Yen weiter auf 134,30 nach Tagesschlus am Freitag bei 135,19. Euro/Yen steht bei 143,89 (+0,3%) nach 143,73 am Freitag. Euro/Dollar +0,68% auf 1,0710. Der Dollar-Index –0,60% auf 103,94. Starke, bzw. schnelle Abwärtsbewegungen bei den Yen-Währungspaaren können immer auch ein Hinweis auf die Auflösung von Carry-Trade-Krediten in Yen sein. Das wäre als Indiz für Unsicherheit v.a. im Finanzsystem zu werten.

[Unter Verwendung von Material u.a. aus dieser Quelle]

Ergänzung:
Die HSBC-Bank hat den britischen Teil der Silicon Valley Bank gekauft.
Zur Vorgeschichte des größten Kollaps im US-Bankensystem seit der Finanzkrise 2008 siehe „US-Banken unter Druck".

Nachtrag:
In der Zwischenzeit hat die First Republic Bank einen möglichen Ansturm auf ihre Einlagen abgewehrt, indem sie ihre Liquidität durch Mittel der Fed und von JPMorgan Chase aufgestockt hat.
Siehe auch „’Never Seen In Over 40 Years’ – SVB Collapse Sparks Bank Runs As People Wait In Lines“.
Kunden mit unversicherten Einlagen sollen dem Vernehmen nach Anrechts-Titel bekommen, die bezugsberechtigt auf das, was nach Verwertung der Vermögensgegenstände der SVB übrig ist.


(Chartquelle)


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