Oxfam – alle Jahre wieder

Oxfam, eine der weltweit größten Nothilfe- und Entwicklungsorganisationen, hat zu Beginn der virtuellen Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) wie gewohnt einen Bericht zu Reichtum und Armut in der Welt vorgelegt.

Die Corona-Pandemie befeuert laut Oxfam die soziale Ungleichheit weltweit und hat weitere 160 Millionen Menschen in Armut getrieben. Die Reichsten hingegen haben ihr Vermögen während der Pandemie stärker vermehrt als in den 14 Jahren zuvor. Und schon diese 14 Jahre glichen laut Oxfam einem „Goldrausch für Superreiche“. Seit März 2020 ist das Vermögen der aktuell laut Liste des US-Wirtschaftsmagazins Forbes 2.755 Milliardärinnen und Milliardäre weltweit um fünf Bill. Dollar gestiegen, von 8,6 auf 13,8 Billionen.

Die Liste der Superreichen wird von Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk (geschätztes Gesamtvermögen 268,1 Mrd. Dollar), sowie von Amazon-Gründer Jeff Bezos (188 Mrd. Dollar) angeführt. Ebenfalls vertreten sind die Google-Gründer Page und Brin, Facebook-Gründer Zuckerberg, die ehemaligen Microsoft-Chefs Gates und Ballmer, der ehemalige Oracle-Chef Ellison und der US-Investor Warren Buffett. Mit dem Chef des französischen Luxuskonzerns LVMH, Bernard Arnault, ist auch ein Europäer dabei (186,3 Mrd. Dollar). Er belegt Platz drei auf der Forbes-Liste.

„Für Milliardäre gleicht die Pandemie einem Goldrausch“, so der Oxfam-Referent für soziale Ungleichheit, Manuel Schmitt: „Regierungen haben Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, doch ein Großteil ist bei Menschen hängengeblieben, die von steigenden Aktienkursen besonders profitieren.“

Während der Pandemie hat sich die Kluft zwischen den Reichsten und dem Rest der Menschheit dramatisch vergrößert, auch die Ungleichheiten zwischen Gesellschaften haben sich massiv ausgeweitet. Das stelle die Welt vor eine immer größere Zerreißprobe, so Oxfam.

Auch in Deutschland nimmt die Konzentration der Vermögen weiter zu. So haben die zehn reichsten Personen ihr kumuliertes Vermögen seit Beginn der Pandemie von ca. 144 auf etwa 256 Mrd. Dollar gesteigert, das sind plus 78% in knapp zwei Jahren. Dieser Zugewinn entspricht annähernd dem Gesamtvermögen der ärmsten 40%, bzw. von 33 Millionen Deutschen. Die Armutsquote in Deutschland erreicht währenddessen mit 16,1% einen Höchststand, 13,4 Millionen Menschen leben hierzulande in Armut. Frauen und Kinder seien dabei überdurchschnittlich betroffen, heißt es.

Zu Beginn der Corona-Pandemie lebte laut Oxfam fast die Hälfte der Menschheit, 3,2 Mrd. Menschen, unterhalb der von der Weltbank definierten erweiterten Armutsgrenze. Heute sind es weltweit 163 Millionen Menschen zusätzlich.

Als Ursache führt Oxfam an, seit Beginn der Pandemie mussten Menschen in allen Einkommensgruppen Einbußen hinnehmen. Dabei hatten aber die ärmsten 20% den stärksten Einkommensrückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2021 sei deren Einkommen weiter gesunken, während diejenigen in den höheren Einkommengruppe ihre Einkommensverluste zu einem großen Teil wieder ausgleichen konnten.

Das hängt laut Oxfam vor allem damit zusammen, dass sich das Wirtschaftswachstum in den wirtschaftlich privilegierten Ländern erholt hat, in denen die meisten der reichsten 20% der Weltbevölkerung leben. In den Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen der Großteil der ärmsten 20% der Weltbevölkerung lebt, war dies nicht der Fall.

Laut Oxfam müsse ein gerechteres Wirtschaftssystem etabliert werden, in dem „alle einen fairen Beitrag leisten und das Gemeinwohl mehr zählt als Profitmaximierung um jeden Preis“. Dafür sei es wichtig, die finanziellen Folgekosten der Corona-Pandemie zu bewältigen, indem Konzerne und ihre Eigentümer national wie international durch eine progressive Steuerpolitik in die Verantwortung genommen werden. Zudem müsse eine ausreichende öffentliche Finanzierung gewährleisten, dass Bildung, Gesundheitsversorgung und andere Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht länger in den Händen privater Anbieter liegen, die im Sinne ihrer Geldgeber möglichst hohe Gewinne erwirtschaften sollen. Darüber hinaus müssen Unternehmen, die vom Staat subventioniert werden, verpflichtet werden, Gewinne erst dann wieder an ihre Anteilseigner auszuschütten, wenn die Staatshilfen vollständig zurückgezahlt sind.

Oxfam wendet sich mit Forderungen auch direkt an die Bundesregierung. Die Konzerne sollen stärker in die Verantwortung genommen werden, es soll in soziale Grunddienste investiert werden, zudem müsse der Patentschutz für die Covid-19-Impfstoffe ausgesetzt werden.

„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“. Die Forderungen, die Oxfam gebetmühlenartig jedes Jahr vor Beginn der WEF-Jahrestagung wiederholt (siehe u.a. hier und hier, hier und hier!), sind bisher nicht auf fruchtbaren Boden gefallen – die Organisation sollte lieber mal überlegen, warum. Und was die Forderung nach Freigabe des Patenschutzes für die Covid-Impfungen angeht – eher sollte die Menschheit vor diesem Zeug geschützt werden, angesichts der Gefahr ernster Nebenwirkungen. Jetzt, wo selbst der CEO von Pfizer peu à peu von seinem Zeug abrückt, ist die Forderung nach Patentfreigabe erst recht deplatziert.

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