Eine neue Studie mit dem Titel „Germany’s current COVID-19 crisis is mainly driven by the unvaccinated“ hat die heiligen Hallen der Humboldt-Universität, Berlin, verlassen.
Einer der Autoren ist ein gewisser Dirk Brockmann. Der Herr hatte Ende März 2020 vorhergesagt, es sei nicht unrealistisch, dass es zu Ostern deutschlandweit rund 280.000 bestätigte Fälle geben könnte. Und zum Beweis hat er seinerzeit ein nettes Diagramm vorgelegt. Das Szenario ist nicht eingetroffen, wie wir wissen. An Ostern 2020 hatten wir akkumuliert knapp 130.000 „Fälle“, das lokale Maximum der neuen täglichen „Fälle“ war bereits vier Tage zuvor. Aus meiner Sicht war es schon deshalb unverantwortlich, eine solche „Modellrechnung“ vorzulegen, weil die verfügbare Zeitreihe seinerzeit viel zu kurz war. Abgesehen davon sind solche Prognosen immer nur so gut wie die zugrundeliegenden Annahmen. Und die waren damals eben erstens dünn und zweitens falsch.
Insofern verspricht die neue Studie unter Beteiligung von Herrn Brockmann zumindest einen gewissen Unterhaltungswert. Gleich zu Beginn wird festgestellt, dass Impfungen das mächtigste Mittel sind, um Infektionen mit dem Coronavirus zu verhindern. Ein schnelles Fortschreiten der Impfungen rette Leben usw. Dass die neuen „Impfungen“ auch Leben kosten, wird nicht erwähnt (nach Prof. Kirsch doppelt so viele wie durch die Impfung gerettet werden). Passt ja auch nicht ins Bild.
Also ist von vorneherein klar, dass die Ungeimpften schuld sind an der Verbreitung von Covid-19. Das muss jetzt nur noch bewiesen werden. Und das geht so: Die Studie nimmt als Datengrundlage RKI-Daten über der Verteilung symptomatischer Erkrankungen bei Geimpften (den berühmten Durchbrüchen) und den Ungeimpften von der KW 41 bis zur KW 46, also vom 11.10.21 bis zum 7.11.21.
Der 11.10.21 fiel mit dem Ende der kostenlosen Bürgertests und der Privilegierung der Geimpften zusammen, die zur Ausübung ihrer „Freiheitsrechte“ keinen Test mehr brauchten. Damit sind die zugrundeliegenden Daten stark in die Richtung verzerrt, dass den Ungeimpften der Löwenanteil der „Inzidenz“ in dieser Zeit zugeordnet wird, aber es bleibt im Dunkeln, was sich im symptomatischen Szenario bei den Geimpften abspielt.
An diesem Punkt kann man die Befassung mit der Studie eigentlich schon wieder beenden. Denn mit der Auswahl der Daten war von vorneherein klar, wie das Ergebnis ausfällt. Interessant ist auch, dass die Datenperiode der Studie just dann endet, als die „Impfdurchbrüche“ Fahrt aufzunehmen begannen.
Aber schauen wir noch ein Stück weiter in die Studie. Da werden unter Bezugnahme auf einen neuen Ansatz allerlei Schätzungen veranstaltet, wie stark Ungeimpfte und Geimpfte die effektive Reproduktionszahl wechselseitig beeinflussen. Da im Oktober etwa 65% der Bevölkerung voll geimpft war, bedeutet das nach Meinung der Autoren, dass die Mehrheit der Bevölkerung wenig zur Verschärfung der Krise beiträgt. Dass die Impfung nicht hält, was versprochen wurde, wird "übersehen".
Mir ist nicht klar geworden, worauf all diese, nach Prozent-Anteilen detailliert aufgeschlüsselten Annahmen tatsächlich beruhen – jeder kann irgendwas in den Raum stellen. Insgesamt sollen die Geimpften 24% bis 33% zur Reproduktionszahl beitragen, die Ungeimpften sind damit für den Rest zuständig.
Und nachdem man nun ausgiebig geschätzt und vermutet hat, wird munter gerechnet. Und man kommt zu dem Schluss, dass Ungeimpfte bei acht bis neun von zehn neuen Infektionen beteiligt sind.
Wie es sich für eine regierungsgefällige Studie gehört, wird das „Boostern“ als entscheidende Maßnahme dargestellt, um einen Anstieg der Reproduktionszahlen und eine potenzielle Verschärfung der Krise im Gesundheitswesen zu vermeiden. Und es wird angemahnt, dass gezielte NPIs (nicht-pharmazeutische Interventionen) helfen, die Übertragbarkeit seitens infizierter, aber ungeimpfter Personen zu senken.
Will heißen: Es gibt die Pandemie der Ungeimpften – und die gehören weggesperrt.
Mit "Modellen" kann man alles beweisen, es kommt nur auf die zugrunde gelegten Annahmen und Daten an.
Ergänzung:
Wenn die Ungeimpften nach dieser Studie besonders stark zu einer Reproduktionszahl über eins beitragen (s.o.) – tragen sie dann auch besonders stark zum Rückgang der Ansteckung bei, wenn die Reproduktionszahl unter eins gefallen ist? Dann müsste man also sofort aufhören zu impfen, wenn "R" unter eins fällt… (Das wäre doch "logisch", oder?)
Nachtrag:
(3.12.21) Ein in „The Lancet“ veröffentlichte Studie von Günter Kampf mit dem Titel „The epidemiological relevance of the COVID-19-vaccinated population is increasing“ zeigt folgendes auf:
Die Verbreitungsrate von SARS-CoV-2 durch Geimpfte im eigenen Haushalt entspricht der für Ungeimpfte. Die von angesteckten Geimpften herumtragene virale Ladung ist der infizierter Ungeimpfter gleich. Der Anteil der Geimpften unter den Hospitalisierten ist in den letzten Monaten stetig gewachsen. Unter Geimpften finden sich Superspreader. Dabei wird auf Daten aus Deutschland (Situationsberichte des RKI) und Daten aus England Bezug genommen.
Der Autor schreibt: „Viele Entscheider nehmen an, dass Geimpfte als Übertragungs-Quelle ausgeschlossen werden können. Es erscheint bei der Entscheidung über Maßnahmen im öffentlichen Gesundheitswesen grob fahrlässig, zu ignorieren, dass die geimpfte Bevölkerung eine mögliche und relevante Übertragungsquelle ist.“
Hier wird auf weitere Studien verwiesen, die die Rolle der Infizierten bei der Übertragung analysieren.
(3.12.21) Beim Thema „Modelle“ darf ein Verweis auf einen Professor namens Neil Ferguson am London Imperial College mit seinen wahnwitzigen Prognosen aus März 2020 nicht fehlen – lesen Sie hier (auf Deutsch): „El pánico es injustificado“. Der Gates Foundation scheint es zu gefallen, sie hat in diesem Jahr dem Imperial College wieder insgesamt 1.217.421 Dollar an Förderung bewilligt (Mai: 491.197 Dollar, Juli: 584.633 Dollar, September: 141.591 Dollar) – zusätzlich zu den mehr als 300 Mio. Dollar aus den Vorjahren.
Video: Corona, der Regen und die Solidarität (Quelle)
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