Schulden und Vermögen steigen

Die Verschuldung schreitet unaufhaltsam voran. Nach Zahlen des IIF kommen die weltweiten Schulden per Q2/2021 nunmehr auf 296 Bill. Dollar. Im Vorquartal waren es gut sieben Bill. Dollar weniger, im Vergleichsquartal des Vorjahres standen knapp 271 Bill. Dollar in den Büchern. Das ist ein Anstieg um 9,3%. Per 2019, also vor der „Pandemie“, betrug die globale Verschuldung noch unter 260 Bill. Dollar.

Die globale Schuldenquote (im Vergleich zum BIP) erreichte in Q2/2021 353%. Das liegt etwa gleichauf mit dem Wert aus Q2/2020, aber 9,3% höher als in 2019. Was die BIP-Entwicklung angeht, so wird für 2021 etwa 93 Bill. Dollar weltweit erwartet nach 84,5 Bill. Dollar in 2020 und 87,3 Bill. Dollar in 2019.

Die Regierungen der „Mature Markets“ sind in Q2/2021 mit 130% des BIP verschuldet, die der „Emerging Markets“ kommen auf 62%. In 2019 lagen die Werte bei 110%, bzw. 52%. Die Entwicklung der Verschuldung der Haushalte sticht heraus: Binnen Jahresfrist stieg die der „Mature Markets“ per Q2/2021 um 8,5%, die der „Emerging Markets“ um 19,6%.

Die globalen Vermögen steigen rasant. Per Ende 2019 lag der globale Wert bei 387 Bill. Dollar. 2020 stiegen sie um 8% auf 418 Bill. Dollar, für 2021 wird im Global Wealth Report der Credit Suisse ein Zuwachs von 6,9% auf 447 Bill. Dollar erwartet.

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Der Global Wealth Report der Allianz liefert einen interessanten Einblick in das persönliche Anlageverhalten in den USA. So erreichte der Betrag der offenen Positionen kleiner Trader in Q2/2021 mit 9,6 Millionen Kontrakten einen Rekordwert. In Q4/2019 kam der Wert auf 1,5 Millionen, eine Steigerung um den Faktor 6,4 in 18 Monaten (Chartquelle). Eine extreme Zunahme spekulativer Positionierungen von Kleinanlegern in kürzester Zeit. Was geschieht wohl, wenn diese offenen Positionen eingedeckt werden?

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Interessant ist auch die längerfristige globale Entwicklung der Finanz-Assets im Vergleich zum "Pandemie"-Jahr 2020. Während deren kumulierte jährliche Steigerungsrate in der Zeit von 2010 bis 2020 in Nordamerika 6,9% betrug, kam sie in 2020 dort alleine auf 11,6%. In West-Europa lauten die entsprechenden Werte 4,3%, bzw. 5,8%, in Ost-Europa 10,5%, bzw. 19,1% (Chartquelle).

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Aufschlussreich ist auch das Wachstum der Finanz-Assets pro Kopf der Bevölkerung. Inflations-bereinigt sind diese in Asien (ohne Japan) in 2020 im Vergleich zu 2000 um nahezu das neunfache angestiegen. In West-Europa hat sich der Wert im selben Zeitraum lediglich verdoppelt (Chartquelle).

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Auch wenn der Anteil Asiens (ohne Japan) deutlich zugelegt hat, so beträgt der Wert der brutto Finanz-Assets pro Kopf in 2020 doch nur 5,3% (2000: 0,9%) des entsprechenden Betrags der entwickelten Länder.

In der Wohlstandsverteilung führen die USA nach wie vor mit weitem Abstand. Allerdings ist deren Anteil 2020 im Vergleich zu 2010 kaum gewachsen, er kommt aktuell auf 45,8%. Der Anteil West-Europas ist im selben Zeitraum um etwa 20% von 26,1% auf 21% zurückgegangen. Der Anteil Asiens (ohne Japan) ist von 11,6% auf 19,3% angestiegen, ein Zuwachs von 66% (Chartquelle).

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Die Beträge der brutto Finanz-Assets pro Kopf haben in 2020 deutlich zugelegt. Spitzenreiter sind die USA mit einem Plus von mehr als 25.000 Euro. Deutschland und Frankreich kommen auf jeweils 5.000 Euro (Chartquelle).

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Der Anteil der nationalen Mittelklassen am jeweiligen nationalen Vermögen ist zwischen 2010 und 2020 durchweg rückläufig. So verzeichnet etwa Deutschland einen Rückgang um 14,7%, in den USA wird noch ein Zuwachs von 3,8% erreicht. In China beträgt der Rückgang 13,8% (Chartquelle).

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Entsprechend dem Allianz Wealth Equity Indicator, der die Ungleichheit der Vermögensverteilung messen soll, nimmt Südafrika mit einem Wert von 6 die Spitzenposition ein, dicht gefolgt von der Schweiz und den USA. China kommt auf etwa 5,4, Deutschland erreicht mit gut 5 den zehnten Rang im Ranking der Länder mit der am wenigsten gleichmäßigen Verteilung des Wohlstands. Spanien belegt den 18. Platz (~4,5). Italien landet auf Platz 42 (~3,3) und gilt damit schon als Land mit einer relativ gleichmäßigen Vermögens-Verteilung. Der Chart kann hier eingesehen werden.

Vor allem in denjenigen Ländern sind die Vermögen angestiegen, wo Notenbanken und Regierungen starke Maßnahmen zur Eindämmung der „Pandemie“ ergriffen haben. Der Report der Credit Suisse sieht die Zinssenkungen der Zentralbanken als Hauptursache für den Anstieg der Aktienkurse und Immobilienpreise. Davon hätten deren wohlhabende Besitzer profitiert, heißt es.

Mit Blick auf die Geldanlage in Deutschland hat die Pandemie dazu beigetragen, dass die Deutschen risikofreudiger geworden sind. Der Kauf von Wertpapieren stieg um 65%. Insgesamt jedoch bleiben Bankeinlagen mit einem Anteil von mehr als 50% weiter die beliebteste Anlageform. Wertpapiere kamen im Corona-Jahr aber immerhin auf 22%.

Was ist die Schlussfolgerung aus der Entwicklung? Der reichste Bevölkerungsanteil hat von "Corona" am meisten profitiert. Die Mittelklasse kommt hinsichtlich Anteil am nationalen Vermögen über alle Länder hinweg gesehen immer stärker unter Druck. Das ist die soziale Basis für hauptsächlich rechte politische Gruppierungen. Die Schuldenquote insbesondere der Regierungen der entwickelten Länder erreicht immer kritischere Werte. Angesichts von Null- bis Negativzinsen für ihre Schulden besteht für diese auch kein Anlass, hier auf die Bremse zu treten. Die Zentralbanken kommen aus dem Teufelskreis, den sie selbst geschaffen haben, nicht mehr raus. Sie werden (und müssen) jede kleinere Krise mit neuer Liquidität löschen. Das bestärkt kleine und große Spekulanten, sich immer weiter aus dem Fenster zu lehnen.

Quellen:

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