Ein Bild sagt mehr als 1000 Lügen

Regierungssprecher Seibert hat jetzt Hoffnungen auf baldige „neue Freiheiten“ trotz deutlich sinkender Inzidenz gedämpft. Wir sind es ja nun schon gewohnt, mit immer neuen „Argumenten“ erklärt zu bekommen, dass es leider so bald immer noch nicht schon wieder nichts wird mit dem „alten Leben“.

Dass die Bundesregierung einen besonders „restriktiven“ Kurs fährt, dürfte auch schon dem letzten deutschen Schaf aufgefallen sein. Aber es fügt sich trotzdem, wie es sich für ein besonders blödes Schaf gehört. Da braucht Veterinär Wieler vom RKI gar nicht mal besonders streng zu sein mit seinen Schäfchen. Die machen auch so, was er will. Es ist doch nur … wegen unser aller Wohlergehen.

Aber ich schweife ab.

Seibert, der war mal beim ZDF, hat sich etwas Neues einfallen lassen, warum es so schnell nichts wird und auch nicht werden kann mit unseren Freiheiten – leider. Er wies jetzt darauf hin, dass vor einem Jahr die Inzidenz („Neu-Infektionen“ pro 100.000 Einwohner auf sieben Tage) bei weit unter zehn lag. Am 9. Mai 2020 zeigte sie genau 7,79. Ein Jahr später, am 9. Mai 2021, kommt sie auf furchterregende 135,80 (aktuell deutlich unter hundert). Das alleine zeige doch schon, so Seibert, wie schlecht es immer noch bestellt sei um die „Pandemie“.

Schlecht bestellt ist es da eher um etwas anderes. Der Herr vergisst doch glatt zu erwähnen bei seinem Vergleich, dass vor einem Jahr die Zahl der neuen Tests bei 0,60 pro Tausend Einwohner lag. Jetzt, ein Jahr später kommt sie auf 2,19, ist also 3,65 mal so hoch. Jeder weiß, je mehr man testet, je mehr findet man.

Es geht weiter: Vor einem Jahr lag der Anteil der positiven Tests an den gesamten neuen Tests bei 2,60%, aktuell kommt er auf 10,30%. Die Veränderung dieser Quote hängt wohl hauptsächlich damit zusammen, dass wegen des massenhaften Einsatzes von Antigen-Schnelltests seit Anfang des Jahres der Anteil der Anlass-losen Teilnehmer am PCR-Test deutlich angestiegen ist. Die Schnelltests liefern einen hohen Anteil an falsch-positiven Ergebnissen, in einem solchen Fall ist dann ein PCR-Test Pflicht. Der für Massentests ungeeignete PCR-Test mag dann halt auch irgendetwas gefunden haben, was in irgendeinem Zusammenhang mit DEM oder irgendeinem Virus steht (Stichwort z.B. Ct-Wert oder RNA-Trümmer).

Entscheidend ist: Das Verhältnis zwischen der Zahl der wöchentlich Hospitalisierten (wegen „an“ oder „mit“ Corona?) und der Inzidenz lag vor einem Jahr bei 1,64, aktuell liegt es bei 0,36, also bei weniger als einem Viertel (siehe Anmerkung 1). Offenbar liefert die heutige Art zu testen viel weniger schwere Fälle als vor einem Jahr.

Wir haben also im Jahresvergleich heute 3,65 mal so viele neue Tests, haben dabei aber weniger als ein Viertel der Hospitalisierungsfälle pro positive Tests. Um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen, müssen wir zunächst die heutige Inzidenz durch 3,65 teilen, um den Effekt der Testanzahl herauszurechnen. Und dann müssen wir das Ergebnis noch korrigieren, um den Effekt der „Übertestung“ zu kompensieren (siehe Anmerkung 2). Was kommt raus? 8,19. Das müssen wir der Inzidenz von vor einem Jahr gegenüberstellen (7,79). Das ist ein vergleichbares Niveau.

Der Herr Seibert stellt irreführende Vergleiche an. Denken Sie sich Ihren Teil, wie Sie das nennen würden. Und fragen Sie sich, warum er das macht. Weil er mal beim ZDF war?

Im Bild sieht das so aus, im unteren Chartteil sehen Sie den Verlauf der Hospitalisierung im Verhältnis zur mit der Zahl der Tests korrigierten Inzidenz:

Anmerkung 1: Die Zahl der wöchentlich Hospitalisierten ist pro Million Einwohner angegeben, die Inzidenz gilt pro 100.000 über sieben Tage; man könnte das jetzt auf ein einheitliches Maß umrechnen, am Ergebnis ändert das nichts, weil es hier nur um den historischen Vergleich geht.

Anmerkung 2: Mag sein, dass das Verhältnis zwischen Hospitalisierten und Inzidenz auch deshalb heute niedriger ist als vor einem Jahr (22% des Vorjahreswerts), weil man die Infektion heute besser behandeln kann. Auch wenn das so wäre: Genau darauf kommt es an – je besser man mit der Infektion umgehen kann, je weniger sagt dieser per se mehr oder weniger sinnfreie (aber nicht zweckfreie) Inzidenz-Wert aus. Das ist auch das, was ernst zu nehmende Wissenschaftler seit langem fordern, nämlich die Krankheitsfolgen zur Begutachtung der Lage heranzuziehen weg vom Fokus auf die Inzidenz. Den Versuch, dies im Verhältnis zur mit der Zahl der Tests korrigierten Inzidenz darzustellen, sehen Sie im unteren Teil des obigen Bildes.

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