Der Trick mit den Schnelltests

Seit Ende des vergangenen Jahres werden zunehmend Schnelltests (Antigentests) eingesetzt. Das geht zurück auf die im Oktober veröffentlichte neue Nationale Teststrategie. Ein Ergebnis eines Schnelltests liegt nach spätestens 30 Minuten vor, normale PCR-Tests müssen im Labor entwickelt werden.

Die geänderte Impfstrategie sieht vor, Antigentests einzusetzen, um asymptomatische Personen mit einer SARS-CoV-2-Infektion aufzuspüren. Laut Robert Koch-Institut (RKI) geht von präsymptomatischen Personen ein bis zwei Tage vor Symptombeginn ein „relevanter“ Anteil der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 aus. Die Erwartung an Antigen-Schnelltests ist, dass sie die Möglichkeit einer frühen Diagnose bieten, so dass die Übertragung früh unterbrochen werden kann. Bei bestätigten Kontakten mit COVID-19-Fällen gilt grundsätzlich weiterhin das Primat der PCR-Testung.

Bei der Sensitivität der Schnelltests (Wahrscheinlichkeit, mit der Positive als positiv erkannt werden) lautet die Mindestanforderung des RKI 70%, bei der Spezifität (Wahrscheinlichkeit, mit der Negative als negativ erkannt werden) liegt die Untergrenze bei 97%. Ein wichtiger Punkt bei der Bestimmung der effektiven Genauigkeit ist die Prävalenz, d.h. die Häufigkeit infizierter Personen in einer Stichprobe. Dieser Wert ist bei asymptomatischen Menschen per se niedrig. Bei den Mindestwerten für Sensitivität und Spezifität würde bei einer Prävalenz von 3% die Testung von 100 Personen zwei der drei Infizierten erfassen (richtig positiv), ein Ergebnis wäre falsch negativ, drei weitere falsch positiv. Das negative Ergebnis wäre damit recht verlässlich (99%), das positive kommt hingegen nur auf 42%.

Ein positiver Antigentest muss nach RKI-Vorschrift grundsätzlich mittels PCR bestätigt werden.

Über den Umfang des Einsatzes von Antigentests gibt es keine offiziellen Daten. Die Ergebnisse dieser Tests gehen auch nicht direkt in die täglich veröffentlichten Zahlen der sogenannten Neu-Infektionen ein. Dieses Verfahren eröffnet dennoch weitere Möglichkeiten der klammheimlichen Manipulation der Ergebnisse, durch die qua Inzidenz die gesamte Corona-Politik gesteuert wird.

Und das geht so: Mit den Schnelltests geschieht eine Vorauswahl derjenigen, die per PCR getestet werden. Die Stichprobe derer, die zum PCR-Test gehen, war schon immer statistisch verzerrt in dem Sinne, dass sich dort gehäuft Personen mit Symptomen hinbegeben haben. Sie war nie repräsentativ. Dies wird jetzt durch Einsatz der Schnelltests als „Vortest“ noch verstärkt, die potentiell PCR-Positiven werden effizient herausgefischt und so die PCR-Positivenrate noch weiter nach oben frisiert im Vergleich zur früheren Teststrategie.

Dieser Wechsel des Verfahrens im Fluge ohne saubere Trennung der zwei Herangehensweisen ist unwissenschaftlich, zusätzlich unwissenschaftlich – die gesamte Datenerfassung rund um „Corona“ ist alles andere als Lehrbuch-mäßig angelegt.

Jedenfalls steigen mit diesem „Trick“ die Fallzahlen weiter an und spiegeln eine verstärkte Ausbreitung der Krankheit wider, die realiter nicht zwingend gegeben ist. Die Fallzahlen (sogenannte Neu-Infektionen) wiederum steuern die alles beherrschende, per se wenig sinnvolle Inzidenz.

Seit 14. Februar steigt die Zahl der neuen "Fälle" an, bis 21. März um 52% (Mittelwert über sieben Tage). Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der PCR-Tests um 22% angewachsen (Mittelwert über sieben Tage), der Anteil der positiven Testergebnisse an der Zahl der Tests hat um 24% zugelegt. Das vermittelt einen Eindruck zum Einfluss der veränderten Testbedingungen auf die Entwicklung der neuen Fälle. Im selben Zeitraum hat sowohl die Gesamtzahl der Tests wie die der "Fälle" um 14% zugenommen. Die Gesamtzahl der Todesfälle ist im selben Zeitraum um 15% gestiegen, die Zahl der neuen Todesfälle (Mittelwert über sieben Tage) ist um 64% zurückgegangen, die der Kranhauseinweisungen hat um 48% abgenommen.

Der Anteil der falsch positiven Test-Ergebnisse (PCR) liegt übrigens bei etwa 20%. Das gilt unter Annahme hoher Werte für Sensitivität, Spezifität und einer akzeptablen Zahl von Reproduktionszyklen – in der Praxis von Massentests dürfte der effektive Fehler deutlich höher liegen.

Nach Lage der Dinge ist nicht viel passiert – die "Fall"-Zahlen werden hoch getrieben, das reale Geschehen bleibt "entspannt".

Nachtrag:
(1.4.21) Am 31. März hat das RKI zur Frage ob die Meldedaten durch die wachsende Anzahl an Schnelltests verzerrt werden, folgendes festgestellt: „Aus den dem RKI nach IfSG vorliegenden Daten lässt sich daher keine Verzerrung der Anzahl PCR-positiver Testergebnisse durch eine übergroße oder stark ansteigende Anzahl von positiven Antigentests nachweisen. Einschränkend muss gesagt werden, dass über die Vollständigkeit der den Gesundheitsämtern gemeldeten positiven Antigennachweise keine Aussage gemacht werden kann.“

Indizien für eine Verzerriung gibt es zuhauf, schreibt Norbert Häring: „Zum Beispiel die Tatsache, dass mit Beginn der Massentests an Schulen die Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen geradezu explodiert ist. Mit zunehmendem Alter ist immer weniger von der dritten PCR-Welle zu sehen, was daran liegen dürfte, dass seit Einführung der Massenschnell- und -selbsttests vor allem die jüngeren Altersgruppen, die vorher viel weniger getestet wurden, nun ohne Symptome massenhaft getestet werden, wenn sie in die Schule, zur Arbeit oder zum Einkaufen wollen. Bei den Alten, (…), ist die Inzidenz sehr niedrig.“

Da die neue Teststrategie der Ausweitung durch Schnelltests dazu dienen soll, die Dunkelziffer der unerkannt Positiven zu verkleinern, müsste sich eine Verzerrung der PCR-Inzidenz nach oben ergeben (s.o.). Wenn nicht, dann wäre die neue Teststrategie ein Schlag ins Wasser. Oder es gibt tatsächlich keine zusätzlichen Infizierten zu finden (aber das will das RKI als Datenlieferant für die Lockdown-Politik ja sicherlich auch nicht).

Der starke Anstieg der „Erfolgsquote“ bei den PCR-Tests (s.o.) ist ein gutes Anzeichen dafür, dass die oben zitierte Aussage des RKI falsch ist. Das RKI macht sich mit seiner Informationspolitik schamlos zum Affen einer allein auf Lockdowns fixierten Regierung, schreibt Häring zu recht.

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