Euro/Dollar: Boden gesehen?

Euro/Dollar hat am Tag der Veröffentlichung des schwachen Flash-PMIs für die USA, dem 21. Februar, eine Aufwärtsbewegung eingeleitet, die bis jetzt Bestand hat (siehe hier!).

Einige Beobachter sehen den Grund für die Stärke des Euro in der Andeutung der Fed, angesichts der herben Kursverluste mit geldpolitischen Maßnahmen zu helfen. Das war jedoch nicht ursächlich, hat aber dem Euro geholfen, heute aus einem seit Jahresmitte 2018 bestehenden Abwärtskanal auszubrechen. Aktuell notiert das Währungspaar an der EMA200.

Eine vergleichbare Situation hatten wir vor kurzem schon einmal. Zur Jahreswende konnte Euro/Dollar bis auf über 1,1250 steigen, bevor ein rascher Einbruch bis auf den statischen Pegel bei 1,0780 folgte. Dieser Pegel hat auf längere Sicht eine gewisse Bedeutung. Behält der Euro seine Stärke gegen Dollar bei, wäre das der dritte Versuch innerhalb der zurückliegenden sechs Monate, eine aus 1985 stammende Aufwärtslinie zu überwinden (auf Basis von Tagesschlusskursen) (Chartquelle).

Im übergeordneten Monatschart stellt sich die Lage seit Anfang der 1980er Jahre so dar: Das Währungspaar bewegt sich in einem einigermaßen regelmäßigen Zickzack. Der zeitliche Abstand der Umkehrpunkte liegt zwischen sieben und neun Jahren. Der jüngste Wendepunkt war Ende 2016, nach der Wahl von Trump zum US-Präsidenten. Anfang 2018 hatte Euro/Dollar bei 1,25 ein lokales Hoch markiert. Danach ging es „regelwidrig“ abwärts, wobei die Abweichung von der „vorgeschriebenen“ Richtung so stark war wie seit 1985 nicht. Als Grund hierfür dürfte die bisherige Attraktivität von US-Finanz-Assets infrage kommen (z.B. durch die US-Steuerreform) (Chartquelle).

Sollte die Fed tatsächlich, wie erwartet, die Geldschleusen im März aufreißen, dürfte das eine anhaltende Schwäche des Dollar bewirken. Wahrscheinlich findet so Euro/Dollar (mit deutlicher Verzögerung) in sein langfristiges Bewegungsmuster zurück.

Wenn die Fed nämlich ihren Leitzins im erwarteten Umfang zurücknimmt, nimmt das Zinsdiffential zwischen Dollar und Euro deutlich ab. Das, aber insbesondere die aufgekommene Unsicherheit an den Finanzmärkten dürfte dazu führen, dass Schuldner solche Kredite ablösen, die sie wegen der im Vergleich niedrigen Zinsen in der Euro-Zone aufgenommen und in den Dollar-Raum transferiert haben. Werden solche Carry-Trade-Kredite rückabgewickelt (die in erheblichem Umfang eingegangen wurden), stärkt das die Darlehenswährung, in diesem Fall also den Euro. Das führt rasch zu einer sich selbst anfeuernden Bewegung, weil Schuldner das Währungsrisiko meiden.

Wenn mittels solcher Euro-Kredite finanzierte Engagements in US-Aktien im Zuge der Auflösung der Euro-Carry-Trades nicht durch Dollar-Kredite ersetzt werden, dann ist das kein besonders positives Signal für die Entwicklung der US-Aktienkurse. Aber das ist ein anderes Thema.

Ein nachhaltig steigender Euro/Dollar ist wahrscheinlich, das dürfte am aktuellen Punkt ein ungünstiges Signal für die Finanzmärkte aussenden.

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