Trump vs Clinton, die erste

Die erste Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten ist gelaufen. Meinungsumfragen zufolge konnte Hillary Clinton Terrain gut machen. Trump versuchte, in der ersten Phase zurückhaltend zu agieren, konnte diese Linie aber nicht durchhalten und fiel alsbald in sein bekanntes Verhalten zurück.

Auch wenn Clinton damit einen Etappensieg errungen hat, bleibt offen, wie die Wahl am Ende ausgeht. Trump zieht all diejenigen an, die aus (teilweise guten Gründen) dem durch Clinton repräsentierten politischen Establishment nicht mehr trauen. Je größer die Ressentiments bis Wut, je weniger interessiert es diese Wähler, welche Konsequenzen die Wahl eines Trump zum US-Präsidenten für sie persönlich haben würde. Bei diesen Gruppen steht ihr Wunsch im Vordergrund, dem Establishment eins auszuwischen – es geht in erster Linie um Protest.

In den Medien wird Trump gerne mit dem Attribut „populistisch“ versehen. Diese eher taktische Charakterisierung lenkt jedoch von den politischen Inhalten ab. Es ist wichtiger, sich damit zu beschäftigen als des langen und breiten über Details seines Verhaltens zu berichten und z.B. die Anzahl seiner „Schniefer“ zu zählen (es waren 58).

Trump steht für einen politisch deutlich rechten, nationalistischen Kurs. Ausländer werden pauschal verteufelt, Arbeitsplätze, die im Zuge der Globalisierung ins Ausland verlagert wurden, sollen zurückgeholt werden. Alles, was in irgendeiner Form mit Regionen außerhalb der USA zu tun hat, gilt automatisch als verwerflich. In diesem Zusammenhang dürfte die Rüstungs- und Waffenindustrie von einer möglichen Wahl Trumps profitieren. Das gilt auch für den Energiesektor, weil Trump sich für die Stärkung der einheimischen Förderung von Öl und Gas stark macht.

Clinton wird von Wall Street favorisiert, weil sie für Kontinuität steht. An den politisch-wirtschaftlichen Grundlinien dürfte sich unter ihr als Präsidentin nicht viel ändern. Sie steht demzufolge für Berechenbarkeit, während ein Präsident Trump Unsicherheit repräsentiert. Die Börsen dürften zunächst weitgehend im Bann dieses noch nicht entschiedenen Duells stehen – die Wahl ist Anfang November. Es folgen noch zwei TV-Debatten der beiden Anwärter, die nächste ist am 9. Oktober. Dabei dürften die Finanzmärkte eher kontraktiv reagieren, wenn die Wahrscheinlichkeit für einen Wahlsieg Trumps steigt.

Trump steht keineswegs alleine im aktuellen politischen Umfeld. Überall machen sich solche Strömungen breit, die versuchen, die Unzufriedenheit bis Angst breiterer Bevölkerungsschichten hinsichtlich sozialer und wirtschaftlicher Deklassierung für politisch rechte, nationalistische, bzw. isolationistische Ideen zu nutzen (siehe z.B. hier!).

Ergänzung:
Auch wenn Clinton in der Debatte die bessere Figur gemacht hat, dürfte das Trump vermutlich nicht geschadet haben, weil seine Anhänger sowieso nicht auf ausgewogene Sichtweisen und gute Informiertheit erpicht sind. Entscheidend dürfte sein, ob es Clinton gelingt, ihre recht große Unbeliebtheit auch unter Wählern der Demokraten zu überwinden. Trump wird es zwar kaum gelingen, solche Wähler für sich einzunehmen, aber Clinton muss erreichen, dass viele dieser Leute ihr letztlich die Stimme geben und nicht zu Hause bleiben.

Nachtrag:
(29.9.16) Der amerikanische Filmemacher und Buchautor Michael Moore schreibt in seinem Blog über die fünf Gründe, warum Trump die Wahl gewinnt: "Five reasons why Trump will win". Sehr lesenswert!
(17.10.16) Der Artikel auf Zerohegde "Newly Leaked Emails Reveal Unprecedented Coordination Between Hillary Campaign And Press" stellt die Verbindungen zwischen Clinton und bedeutenden Teilen der Mainstream-Presse dar. Er kommt zu dem Schluss: „Keine einzelne dieser Enthüllungen ist besonders schockierend, aber sie erinnern in ihrer Gesamtheit bestürzend daran, wie korrupt und irrelevant die Mainstream-Medien inzwischen geworden sind, wenn es darum geht, die amerikanischen Bürger mit unabhängigen, unvoreingenommenen Nachrichten zu versorgen.“
Dass dies keine rein US-amerikanische Erscheinung ist, macht u.a. ein Feature von SWR2 deutlich (h/t "dawn" am 12.10.2016 um 23:31 Uhr). "Dawn" veröffentlicht auch eine Kurz-Liste von 24 Namen von Journalisten aus dem Bereich der öffentlich-rechtlichen Medien und verweist auf das Buch von Udo Ulfkotte „Gekaufte Journalisten“.

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