Die Fed hat gesprochen

Am gestrigen Abend endete eine zweitägige Sitzung des FOMC-Komitees der Fed. Im Vorfeld war mit jeder negativen Meldung zu Eurokrise und Konjunkturverlauf mehr darauf gesetzt, dass die Fed einen großen Schritt bei der Geldpolitik macht und etwa ein drittes „Quantitative Easing“-Programm (QE) auflegt.

Die Liquiditäts-Junkies wurden enttäuscht. Die Fed sagte lediglich, sie will „Operation Twist“ bis Ende 2012 ausdehnen, ursprünglich sollte das Programm im Volumen von 400 Mrd. Dollar nur noch bis zum Ende des Monats laufen. Das neue Volumen soll bescheidene 267 Mrd. Dollar umfassen.

Zudem kürzt die Fed ihre wirtschaftlichen Projektionen für 2012 und für die nächsten beiden Jahre. Für 2012 wird mit einem realen BIP-Wachstum von 1,9 bis 2,4% gerechnet, 0,5% weniger als im April veranschlagt. Für 2013 rechnet man mit 2,2 bis 2,8%, in 2014 sollen es plus 3,0 bis 3,5% werden. Für die fernere Zukunft werden plus 2,3 bis 2,5% prognostiziert nach plus 2,3 bis 2,6% im April. Die PCE-Inflation wird für 2012 bei 1,2 bis 1,7% gesehen nach 1,9 bis 2,0% im April. Für 2013 und 2014 werden jeweils 1,5 bis 2,0% veranschlagt. Kernrate der PCE-Inflation: 2012 – 1,7 bis 2,0% (April 1,8 bis 2,0%); 2013 und 2014 – 1,6 bis 2,0%

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Das Beschäftigungswachstum habe sich in den vergangenen Monaten abgeschwächt, die Arbeitslosigkeit bleibe auf hohem Niveau, heißt es weiter. Im April war noch von verbesserten Bedingungen am Arbeitsmarkt gesprochen worden. Die Wirtschaft wachse derzeit „moderat“, schreibt die Fed, was immer das auch heißen mag. Zudem schaffen Probleme in den Finanzmärkten signifikantes Abwärtsrisiko hinsichtlich des weiteren Ausblicks.

Die Fed sagt für das laufende Jahr eine Arbeitslosenquote zwischen 8 und 8,2% voraus – im Juni lag sie bei eben diesen 8,2%. Analysten sehen mehrheitlich ein BIP-Wachstum von 2% im zweiten Quartal. Das wäre dann das vierte von fünf Quartalen, in denen das BIP-Wachstum bei oder unter 2% liegt. Das ist zu wenig, um mehr neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Das Fed-Statement ließ die Anleger gestern zunächst verwundert zurück und in nahezu allen Kursen kam es nach 20:00 MEZ kurzfristig zu heftigen Ausschlägen. Sie fragen sich, warum bei einem solch schwachen Ausblick nicht mehr getan wird an geldpolitischen Anreizen. Die Erklärung ist recht einfach: Die Fed dürfte mit einem neuen QE-Programm schnell bei der Hand sein, wenn die Aktienkurse einbrechen und die Gefahr besteht, dass der Boden herausgenommen wird. Aber bei der gegenwärtig noch laufenden Kurs-Erholung würde die Wirkung eines QE-Programms verpuffen. Im Gegenteil – die Anleger würden misstrauisch nach der Devise „was weiß die Fed, was ich nicht weiß“.

Der Goldpreis kommt nach der FOMC-Sitzung nachhaltiger unter Druck. Der Kurs konnte den Pegel ~1620 nicht brechen, der zuvor in Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerung angelaufen worden war (siehe z.B. hier).

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