Rohstoffe wieder "in"?

Der Handelsbilanzüberschuss Chinas ist im Dezember überraschend kräftig angestiegen. Das Importwachstum hat sich deutlich verlangsamt, während sich das Exportwachstum stark zeigt.

Der Tempoverlust beim Import deutet auf schwächelnde Binnennachfrage hin. Da für China die Gefahr eines Kollaps des Immobilienmarktes gesehen wird, rechnet man mit einer ganzen Reihe von staatlichen Anreiz-Maßnahmen. Je stärker die Signale einer konjunkturellen Abschwächung, je eher dürften solche Maßnahmen angeschoben werden.

Der welt-größte Produzent von Aluminium, Alcoa, hat gestern Quartalszahlen vorgelegt. Sie überraschten hinsichtlich Umsatz positiv, der Quartalsverlust war erwartet worden. Als Grund für den Verlust gab das Unternehmen sinkende Preise an, geht aber für das angelaufene Jahr von wieder anziehenden Preisen aus. Die Nachfrage soll demnach um sieben Prozent steigen nach plus zehn Prozent in 2011. Steigende Verkaufspreise sollen auch durch Produktionseinschränkungen erzielt werden.

Aluminium notiert aktuell bei 2175 Dollar, das jüngste Tief lag im Dezember bei rund 1975. Kupfer notiert aktuell bei knapp 7700, nach gut 7200 am Dezember-Tief.
Blei und Nickel legen ebenfalls deutlich zu.

Zahlreiche Beobachter gehen davon aus, dass das aktuelle Preisniveau bei Industriemetallen insgesamt noch Steigerungspotenzial bietet, auch wenn verschiedentlich die Prognosen gesenkt werden.

Eine angelaufene Gegenreaktion des Dollar-Index gegen seinen jüngsten Höhenflug stützt die Preise ebenso wie Hoffnungen, dass die EZB am Donnerstag "irgendetwas Konstruktives" zur Eurokrise sagt (oder tut). Das sorgt auch dafür, dass Euro/Dollar sich zu stabilisieren beginnt. Üblicherweise sind Rohstoffe mit dem Dollar invers korreliert.

Zudem kommen vom IWF leise Hinweise, dass man die Wachstumserwartungen für die Länder der Eurozone doch höher setzen könnte. Der IWF sieht für 2011 und 2012 ein weltweites BIP-Wachstum von jeweils 4,0%, wobei die entwickelten Industrieländer in 2011 nur um 1,6%, in 2012 um 1,9% wachsen sollen. Demgegenüber kommen die Emerging Markets auf 6,4, bzw. 6,1%. Im Juni waren für die Industrieländer noch 2,5% Wachstum in 2011 und 2,7% in 2012 prognostiziert worden.

Ebenfalls positiv aufgenommen wurde die Nachricht, dass die ausstehenden Kredite der US-Verbraucher sich im November mit 20,4 Mrd. Dollar wesentlich stärker erhöht haben als erwartet. Volkswirte hatten lediglich einen Zuwachs um 8,0 Mrd. Dollar prognostiziert. Damit wurde der stärkste monatliche Anstieg seit einem Jahrzehnt verzeichnet.

Zum aufkommenden Konjunkturoptimismus gehört auch, dass der US-Halbleiterindex seit Mitte Dezember Stärke zeigt. Gestern wurde er zusätzlich beflügelt durch eine Broker-Aufstufung.

Der CRB-Index (in Dollar) ist an den Schnittpunkt einer aus April 2011 stammenden Abwärtslinie und einer aus Februar 2009 (!) herrührenden Aufwärtslinie gelaufen. Die Aufwärtslinie kann zugleich als Untergrenze eines mehrjährigen Aufwärtskanals gelten. Sie wurde zwar im Oktober und Dezember jeweils kurz unterboten, kann aber noch als relevant angesehen werden. Wird sie jetzt respektiert, dürfte das bullisch für den CRB zu werten sein. In diesem Fall kämen 320 und dann 340 ins Visier (aktueller Stand: EoD gestern 311,52). Der Chart wird täglich im offenen Teil dieser Web-Seite aktualisiert.

blank

Ein ETF auf den CRB (in Euro) zeigt ebenfalls ein recht bullisches Bild. Hier gelang nach einer Phase der Oszillation um die EMA50 in den letzten beiden Monaten von 2011 jetzt ein Ausbruch darüber, zudem noch über eine wichtige Abwärtslinie aus Januar 2011.

blank

Öl Brent fand im Dezember seinen jüngsten Tiefpunkt bei 103. Seitdem bewegt es sich aufwärts, auch gestützt durch politische Unsicherheiten (Iran-Konflikt). Das "schwarze Gold" ist zu Jahresbeginn aus einem Abwärtskanal (aus Mai 2011) nach oben ausgebrochen. Hier dürfte an der Oberseite zunächst die Zone um 116 angepeilt werden.

blank

Frage: Rohstoffe also wieder "in"?
Antwort: Zunächst ja. Unter anderem auch deshalb, weil die Finanzmärkte aktuell liquiditätsgetrieben sind. Die Nagelprobe kommt mit weiteren Konjunkturdaten, insbesondere Preisindices, Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung. Stärke bei Euro/Dollar wäre ebenfalls ein positives Indiz.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ihre Stimme, bitte.
Please wait...
blank