Roubini: EFSF-Ausweitung oder Crash

Nouriel Roubini, der, der den offenen Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008 und ihre Ursachen richtig gesehen hat, sagte kürzlich in einem Interview mit dem „stern“: „Der Rettungsschirm ist schon jetzt viel zu klein. Die 440 Milliarden reichen höchstens bis Ende des Jahres“, sagte er. Die EFSF müsse auf mindestens zwei Billionen Euro erweitert werden, um eine "Brandmauer" um Spanien und Italien ziehen. Beide Länder hätten bereits große Zahlungsprobleme. „Spätestens zum G-20 Gipfel Anfang November muss die Ausweitung des Rettungsschirmes stehen,“ fordert er. Anderenfalls droht ein globaler Crash der Finanzmärkte und eine globale Depression.

Die Verantwortung für die Lösung der Krise liegt nach Roubini alleine bei Deutschland. Das Land müsse vorangehen und schnell einer Erweiterung des Rettungsschirms zustimmen. Andere würden dann folgen. Zwar könnte die Ausweitung des Rettungsschirms zur Folge haben, dass das Kreditrating von Deutschland und Frankreich abgestuft wird. Das sei aber jetzt zweitrangig, sagte er.

Roubini geißelte in dem Interview die Politik in den USA und in Europa scharf. Sie hätte das Ausmaß der Krise von 2008 massiv unterschätzt, sie hätte falsche Hoffnungen geschürt. Die nötige Reform der Finanzindustrie sei gescheitert: „Es ist empörend. Schuld an der Krise war das Schrottsystem. Jetzt redet man darüber, wie das System notdürftig repariert werden kann.“ Im Bankensektor seien radikale Reformen nötig, Unternehmen wie Goldman Sachs oder die Citigroup müssten zerschlagen werden: „Allein aufgrund ihrer Größe gefährden sie das System.“

Meiner Meinung nach vergisst Roubini beim Thema EFSF die politische Dimension in Europa, nämlich mindestens die fehlende einheitliche Finanzpolitik. Dieser Umstand macht den deutschen Steuerzahler zum Hauptzahler oder Hauptgläubiger ohne die Möglichkeit, das Geschehen auch nur ansatzweise steuern zu können. Er ist in der Rolle eines Bürgen, der tatenlos zusehen muss, wie der, für den er bürgt, finanzielles Harakiri begeht.

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