Ein Chart sagt mehr als 1000 Worte…

…manchmal. Im nachfolgenden Fall ganz sicher.

Dargestellt wird in blau die jüngste Aktivität der Fed im Repo-Markt (h/t Tom McClellan). Sie hatte ja mit einer nebulösen Begründung beschlossen, ab Mitte September 2018 kurzfristige Treasurys zu kaufen (siehe hier!). Bis Anfang Oktober hatte sich das schon auf fast 172 Mrd. Dollar aufsummiert, so hoch war ihr Engagement im Repo-Markt noch nie. Mit diesen Aktivitäten hat sie (neben weiteren Maßnahmen) Liquidität in die Finanzmärkte gepumpt (Chartquelle).

Wohin diese zusätzlichen Mittel (zum Teil) gegangen sind, zeigt der Verlauf des S&P 500 (rote Linie). Dem Höhenflug bei Aktien seit Jahreswende 2018/2019 ging die Puste aus, im September versagte der Aktienindex dabei, ein neues, signifikantes Allzeithoch auszubilden. Die frische Liqudität der Fed zeigte alsbald Wirkung: Anfang Oktober begann der S&P 500 wie am Schnürchen gezogen zu steigen.

Bis Ende Dezember hatte die Fed über 240 Mrd. Dollar über ihre Repo-Aktivitäten in die Finanzmärkte gepumpt. Anfang Januar begann sie, das Rad zurückzudrehen und kassierte bis jetzt fast 100 Mrd. Dollar wieder ein. Der S&P 500 stieg zunächst noch weiter, weil sich sehr wahrscheinlich gierige Privatanleger in Aktien haben locken lassen, während große Akteure mit dem Abverkauf begannen ("Distribution").

Der Rest ist bekannt – am 20. Februar war „Schluss mir lustig“. Der S&P 500 bis zum zurückliegenden Freitag mehr als 12%. Die Kursgewinne seit Oktober 2018 sind nahezu ausradiert.

Dazu passt, dass die Volumenverteilung im S&P 500 am 10. Januar in Distribution kippte und so Abgabedruck anzeigte. Nach einem akkumulativen Zwischenspiel zu Anfang der zurückliegenden Woche herrscht wieder weiter Distribution.

Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag möglicherweise eine kurzfristige Stabilisierung eingeleitet. Ein langer unterer Docht der Tageskerze tangierte intraday eine wichtige Unterstützung, die vom vormaligen Allzeithoch aus Ende Januar 2018 herrührt. Mit 2954 notiert der Index per Tagesschluss einge Punkte über dem Niveau von zwei danach produzierten lokalen Hochs.

Geholfen hat bei der scharfen Umkehr am Freitag eine Aussage von Fed-Chef Powell, wonach die US-Wirtschaft weiterhin stark sei und die Fed entsprechend agieren werde, wenn erforderlich. Nach Fed-Funds-Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinssenkung im März auf das Niveau von 1,00 bis 1,25% (0,5% weniger als aktuell) bei fast 95%. Einen Tag zuvor, am Donnerstag, lag die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt noch bei … Null Prozent. Bemerkenswert!

Hier wird ein weiteres Mal deutlich: Den großen Akteuren an den Finanzmärkten geht es nur um weiter anhaltende Geldflut. Der März ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Monat – die Fed hat ihr im September gestartetes QE-Programm, was man nicht so nennen darf, bis März terminiert.

Was ist für den Verlauf des S&P 500 in den kommenden Tagen zu erwarten? Aufgrund der kurzfristig stark überverkauften Lage dürfte ein „Bounce“ sehr wahrscheinlich sein. Mögliches Ziel dürfte der Bereich bei 3100 sein, hier verläuft u.a. die EMA200, zudem wurde hier ein Gap gerissen (Chartquelle).

Ob das ein „dead cat bounce“ ist oder es im Rahmen einer schnellen Erholung weiter hoch geht? Es ist noch etwas hin bis zur FOMC-Sitzung am 20. März. Ich glaube nicht, dass man schon vorher so tun wird, als sei nichts gewesen. Wahrscheinlicher ist, dass die Kurse an irgendeinem Punkt oberhalb des aktuellen Niveaus in eine Konsolidierung übergehen.

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