S&P 500 – auf der Kippe

Der S&P 500 hat die zurückliegende Woche mit einem Verlust von knapp einem Prozent beendet. Ende August hatte der Index mit 2914 ein neues Allzeithoch erreicht. Aktuell notiert das Aktien-Barometer 1,5% darunter und liegt mit 2871,68 nahezu gleichauf mit dem Hoch von Ende Januar. Damals kam es zu stärkeren Korrektur, bei der 38% der „Trump-Rally“ seit November 2016 korrigiert wurden. Droht jetzt ein ähnlicher oder sogar größerer Rückfall?

Jesse Colombo hat in der zurückliegenden Woche bei Forbes einen lesenswerten Artikel veröffentlicht, der zu dem Schluss kommt, dass ein Deaster unausweichlich ist, wenn die Aktien-Blase platzt. Er belegt das anhand zahlreicher Entwicklungen und führt aus, dass sich der amerikanische Aktienmarkt gegenwärtig auf extrem dünnem Eis bewegt. Es gehöre nicht viel dazu, um das Kartenhaus zum Einsturz zu bringen, schreibt er, will aber seinen Bericht nicht so verstanden wissen, dass er hier und jetzt ein Markt-Topp ausruft. Die Fed habe jedoch mit ihrer Geldflut nach 2008 eine weitere Blase herangezogen, weder sie selbst, noch die Gesellschaft hat aus den Lehren von 2000 und 2008 gelernt. Daher seien wir gezwungen, sie zu wiederholen, meint Colombo.

Die technischen Internas des S&P 500 stehen gegenwärtig schlecht für die Bullen. Die Auswertung der täglichen Anzahl steigender und fallender Aktien hat ein frisches negatives Signal generiert. Auch die Auswertung der auf steigende und fallende Aktien entfallenden Volumina ist frisch in Distribution gekippt, was auf nachhaltigen Verkaufsdruck nindeutet. Auch die aus dem Put/Call-Verhältnis und dem Verhältnis zwischen S&P 500 und VIX generierten Signale hinsichtlich der Stimmung bei den großen Akteuren und bei der Masse der Aktien-Player zeigt ein neutral bis bärisch eingestelltes Bild.

Das durchschnittliche Handelsvolumen an der NYSE ist saisonbedingt niedrig, zeigt in den zurückliegenden Tagen jedoch einen leichten Anstieg. Dass gleichzeitig ein Abkippen in Distribution stattgefunden hat, bestärkt den Eindruck zunehmenden Verkaufsdrucks.

Das seit Ende Juni recht eng zusammengeschnürte Bollingerband um die Volumenverteilung herum legt einen weiteren Volatilitätsausbruch nahe. Der ging seitdem zweimal nach oben, am 9. Juli und am 27. August. Die damit zusammenhängenden Akkumulationsphasen dauerten 19, bzw. nur noch lediglich acht Tage. Die Wahrscheinlichkeit, dass unter diesen Umständen ein weiterer Ausbruch der Volumenverteilung noch abgewendet werden kann, dieses Mal nach unten, in die bärische Richtung, ist gering.

Damit sprechen wichtige technische Interna dafür, dass sich die eingeleitete Abwärtsbewegung beim S&P 500 fortsetzt. Bis wohin, wo könnten die ersten Ziel der Bären liegen?

Als erstes dynamisches Ziel sehe ich die EMA50, die gegenwärtig nahezu flach bei 2834 notiert. Darunter kommt die EMA200 bei 2723 ins Spiel. Auf dem Weg dahin liegen statische Unterstützungen bei 2791 und 2742, sowie das 38er Retracement des Aufwärtsimpulses seit Anfang April bei 2785 und das 50er Retracement bei 2746. Im Einzugsbereich der EMA200, eingedenk des Umstands, dass sie mit anhaltender Schwäche im Zeilablauf absinkt, liegt der statische Support-Pegel bei 2693 und das 68er Retracement bei bei 2708 (Chartquelle).

Aufgrund der Häufung entsprechender Marken würde ich nach einem Bruch der EMA50 das erste übergeordnete Ziel der Bären bei rund 2790, das zweite bei rund 2745 und das dritte bei etwa 2700 sehen. Unter 2700 fängt die Bullenhütte zu brennen an. Dann wäre der nächste Haltepunkt bei rund 2570, dem Tief von Anfang April.

Einer Bewegung auf der Gegenseite messe ich gegenwärtig eine geringe Wahrscheinlichkeit zu. Hundertprozentig auszuschließen ist sie nicht…

…z.B. dann nicht, wenn als Katalysator ins Spiel kommt, dass die VR China und die USA im Zollstreit aufeinanderzugehen und zumindest einen Waffenstillstand erreichen.

Das würde medial sicher mit großem Getöse versehen (und würde Trump und den Republikanern im Zwischenwahlkampf Rückenwind geben). Das wiederum dürften die großen Akteure an den Aktienmärkten vermutlich nutzen, um die Kurse wieder nach oben drücken. Schließlich sitzen sie noch auf Tonnen von Aktienmaterial, das zu möglichst hohen Kursen unter die Leute gebracht werden muss, wenn sich zeigt, dass der Konkunkturzyklus schnell an Kraft verliert.

Siehe hierzu auch die Artikel "Inflation – wie geht es weiter?" und "Wo steht die US-Wirtschaft?"!

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