Technische Lage im S&P 500

Wie sieht die technische Lage beim S&P 500 aus? In der weit fortgeschrittenen Phase dieses am 9. März vor zehn Jahren gestarteten Bull-Run, noch dazu in der aktuellen kritischen Phase sollte man diesbezüglich öfter hinsehen.

Im S&P 500 lassen sich vier Aufwärtskanäle unterscheiden. Die beiden braun und violett markierten gehen bis auf die Anfänge des aktuellen Bull-Runs zurück. Der hellgrün angezeigte Kanal stammt aus der ersten Hälfte des Jahres 2016. Der dunkelgrün markierte Kanal geht auf den Zeitpunkt der Wahl von Trump im November 2016 zurück, er wurde im März 2017 bestätigt (Chartquelle).

Wichtig sind im gezeigten Chart außerdem noch die Fibonacci-Retracements des Aufwärtsimpulses seit der Trump-Wahl. Die Ende Januar eingeleitete Korrektur führte im Tief per 9. Februar intraday unter das 38er Retracement bis zur Untergrenze des hellgrünen Aufwärtskanals.

Aktuell läuft das Kursgeschehen in einem Bärkeil oder, wenn man die starke intraday-Bewegung am 9. Februar außer Betracht lässt, auch in der Mitte einer Bärflaggen-Formation (graue Markierung). Die Obergrenze des hellgrünen Aufwärtskanals wurde zuletzt mit geringer Dynamik angelaufen und respektiert. Die EMA50 liegt 25 Punkte unter dem Schlusskurs vom Freitag der zurückliegenden Woche, was bullisch zu werten ist.

Der VIX hat in der zurückliegenden Woche seine EMA50 getestet, per Freitag wurde sie unterboten. Vermutlich setzt sich die nach unten gerichtete Bewegung in den nächsten Tagen fort. Das wurde kurzfristig bullische Aussichten für den S&P 500 unterstützen.

Von der chartechnischen Gesamtkonstellation her spricht einiges für steigende Kurse im S&P 500. Auch die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis sprechen für eine moderat expansive Bewegung der Finanzmärkte. Ungetrübt bullisch ist das Bild dennoch nicht.

Am Mittwoch der kommenden Woche findet das nächste FOMC-Treffen der Fed statt. Ein Zinsschritt um weitere 0,25% gilt als sicher. Umso wichtiger ist das verbale „Beiwerk“ – und das umso mehr, als Powell erst seit kurzem im Chefsessel der Fed sitzt. Da werden die Worte noch mehr auf die Goldwaage gelegt als zu normalen Zeiten und der kleinste Hinweis auf eine schärfere Gangart bei der Geldpolitik dürfte von den großen Akteuren umgehend mit einem Abverkauf quittiert werden. Und umgekehrt…

Von der Makroseite gibt es grünes Licht. Der Index der Industrieproduktion ist im Februar mit 4,6% gegenüber dem Vorjahresmonat angestiegen und steigt damit so stark wie seit März 2011 nicht. Der Index entwickelt sich im dritten Monat über seinem mittelfristigen Trend. Auch andere Indices signalisieren eine solide wirtschaftliche Entwicklung, das Verbrauchersentiment ist im März (vorläufig) stärker gestiegen als erwartet und erreicht ein Niveau wie seit Januar 2004 nicht. Gleichzeitig bleibt die Entwicklung der Löhne und Gehälter verhalten.

Die Geldmenge nach MZM entwickelt sich mit einem jährlichen Zuwachs von 4,1% per Februar seit dem zweiten Quartal 2017 unter ihrem mittelfristigen Trend, aber über der Entwicklung des BIP. Auch sonst ergeben sich aus dem monetären Bereich keine Hinweise auf eine „verdächtige“ monetäre Expansion.

Allerdings liegen die Überschußreserven der Banken bei der Fed mit über 2,1 Bill. Dollar auf einem hohen Niveau. Im September 2014 wurde hier ein Maximum von fast 2,7 Bill. Dollar registriert, das jüngste Tief lag per Dezember 2016 bei gut 1,9 Bill. Dollar. Das signalisiert ein weiterhin hohes Kreditschöpfungspotenzial, eine Art Zeitbombe. Eine schnelle Kreditausweitung wäre im aktuellen Kontext ein Warn-Hinweis auf eine wirtschaftliche Überhitzung.

In der vergangenen Woche kam ein weiteres Trumpsches Vorhaben auf die Agenda. Die Steuerreform ist abgehakt, jetzt geht es um die erneute Deregulierung des Banken-Systems. Mit dem Dodd-Franck-Act hatte die Obama-Administration unter tatkräftiger Mithilfe der Finanzindustrie ein unglaublich kompliziertes Regelwerk verabschiedet. Trump will zurück zu den Verhältnissen vor der Finanzkrise 2008 – ökonomisch höchst brisant und gefährlich, wie die Geschichte gezeigt hat.

Die kurzfristigen Aussichten für die Entwicklung des S&P 500 dürften aufwärts ausgerichtet sein – zumindest bis etwa zum Monatsende. Gut möglich, dass dann erneut das Ende Januar markierte ATH erreicht wird. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario würde ich aktuell bei rund 60% sehen. Mit Beginn des April richtet sich das Augenmerk auf die Saison der Geschäftsberichte zum ersten Quartal. Ob die Gewinnentwicklung dann die erforderliche „Phantasie“ bringt, um zu neuen Höhen auszubrechen?

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