Griechenland – auch Possen haben ein Ende

Wie sagte Herr Papandreou vor Jahren in Berlin? Jeder Euro wird zurückgezahlt. Wer war das noch? Ach ja, der war mal Ministerpräsident. In Griechenland. Damals bekam er von Herrn Ackermann auch eine Auszeichnung. Wer war das noch? Chef der Deutschen Bank. Heute sind das andere, beziehungsweise auch schon wieder nicht mehr.

Wie schreibt Frank Meyer so treffend? „Wirtschaftlich ist die Lage klar: Griechenland ist pleite. Politisch ist die Lage ebenso klar: Griechenland darf nicht pleite sein! Und darauf läuft es hinaus. Wie immer.“

Eigentlich sollte auch dem Dümmsten klar sein, dass in Griechenland nichts mehr zu holen ist, insbesondere nach einer Zeit, in der die europäischen Rettungsgelder, einen Umweg über Griechenland nehmend, in den Taschen von Banken und verschiedenen Hedgefonds gelandet sind. Damit hatte Griechenland nie den Hauch einer Chance, seine Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen, zumal die diversen griechischen Regierungen (einschließlich der aktuellen) ihren kapitalkräftigen Landsleuten alle Zeit der Welt gegeben haben und geben, ihr Kapital außer Landes zu bringen. Dass die anhaltende Kapitalflucht aus Griechenland die Position der aktuellen griechischen Regierung stärkt und nicht schwächt, gehört zu der perversen Finanz-Konstruktion der Eurozone.

Es wird keinen Grexit geben, noch nicht einmal einen Schuldenschnitt. Jedenfalls keinen, der so heißt. Stattdessen wird wieder zu dem „bewährten“ Rezept gegriffen, Laufzeiten von Schulden zu verlängern, Zinsen zu senken usw. Ja, und natürlich wird es weitere "Kredite" geben.

Eigentlich kann man an dieser Stelle aufhören, sich mit der wirtschaftlichen Seite Griechenlands zu beschäftigen. Trotzdem noch ein paar Charts – ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. So z.B. eine eindrucksvolle Entwicklung der privaten Bank-Einlagen in Griechenland:

Oder die Zeittafel der Rückzahlung von griechischen Staatsschulden und im Vergleich dazu die Anteile der Zinszahlungen am BIP bei ausgewählten Eurozonen-Ländern (achten Sie auf Portugal!).

Hier noch einmal die langfristige Zeittafel der Rückführung griechischer Schulden. Alles wird gut, oder?

[Die Charts sind dieser Quelle entnommen ("Payback time: Greece's financial dilemma, in graphics")]

Auch Possen haben ein Ende
Ende Juni läuft die Frist für die Auszahlung von aus dem zweiten Bailout noch ausstehenden Mitteln in Höhe von 7,2 Mrd. Euro ab. Bis dahin sind auch Zahlungen an den IWF in Höhe von etwa 1,6 Mrd. Euro fällig, im Juli und August muss das Land weitere 6,7 Mrd. Euro an Schuldenrückzahlungen aufbringen. Wenn bis Ende Juni keine Einigung erreicht ist, werden auch im Rahmen des zweiten Bailouts für die Rekapitalisierung von Banken vorgesehene über 10 Mrd. Euro nicht ausgezahlt. Das führt dazu, dass griechische Banken dann keine Liquiditätsunterstützung durch ELA-Programm der EZB mehr erwarten können (siehe hier!).

Die griechischen Schulden belaufen sich nach zwei Bailouts insgesamt auf rund 320 Mrd. Euro oder rund 180% des BIP. 80% davon, also rund 240 Mrd. Euro, liegen in offiziellen Händen, also beim IWF, bei Mitgliedsländern der Eurozone und bei der EZB. Eine weitere Verschuldung bei privaten Kreditgebern ist momentan keine Option, ein Grexit vom Brüsseler Zentralkomitee politisch nicht gewollt.

Also geht es um einen dritten Bailout im Volumen von geschätzt 30 bis 50 Mrd. Euro.

Was wäre bei einem Grexit? Die Analyse diverser Austritte aus Währungsunionen und anderer währungspolitischer Krisen – etwa in Nordeuropa (frühe 1990er Jahre), Russland (1998), Argentinien (2002), Island (2008) oder Zypern (2013) – lässt laut den Ökonomen von Oxford Economics zumindest den Schluss zu, dass der wirtschaftliche Output sich oft erstaunlich widerstandsfähig gegenüber dem Exit aus einem Währungsraum zeigt. Und auch wenn die Wirtschaftsleistung anfänglich stark einbrach, fand in der Folge oft ein ebenso rasanter Aufschwung statt. Ein «Grexit», so das Fazit, müsse daher für Griechenland keineswegs jenes ökonomische und finanzielle Desaster darstellen, als das er oft präsentiert werde. Ein englischsprachiges Interview zu diesem Thema finden Sie hier.

Nachtrag:
(15.6.15) Dieter Smeets, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, hat sich aus Sicht der Spieltheorie angesehen, worauf die Gespräche über Griechenlands Schulden hinauslaufen. Smeets kommt zu dem Ergebnis: "Griechenland wird nicht aus der Eurozone austreten. Die Kreditgeber – insbesondere die EWU, mit Unterstützung der EZB – werden weitere Hilfskredite bereitstellen, ohne dafür konkrete Gegenleistungen zu erhalten, die eine Rückzahlung der Kredite in absehbarer Zeit wahrscheinlicher machen."
(16.6.15) Frank Meyer – immer wieder treffend!

Ergänzung:
(22.06.15) Seinen Informationen zufolge wollen die Südländer und Frankreich den IWF bei den Verhandlungen mit Griechenland loswerden, schreibt ifo-Präsident Hans-Werner Sinn und warnt: „Ohne den IWF wird sich der Druck der Krisenländer und Frankreichs gegenüber Deutschland ins Unermessliche steigern. Dann folgt ein Griechenland nach dem anderen.“

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