Kupfer – böses Omen?

Kupfer ist ein wichtiger Industrierohstoff. Er wird breit eingesetzt – nicht nur in der Elektrik/Elektonik. Kupfer hat sich häufig als verlässliches Omen gezeigt, wenn es um die Einschätzung der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung geht. Charttechnisch steht der Kupferpreis jetzt an einer ganz entscheidenden Stelle.

Zunächst zur Frage, ob Kupfer ein gutes „Omen“ ist für die Aktienkursentwicklung. Bei der Antwort auf diese Frage hilft der folgende Chart (Chartquelle – der rote Strich stammt von mir, KS).

Ab Herbst 2008 kam es zu einem beachtlichen Gleichlauf zwischen Kupfer und dem S&P 500. Dieser hielt bis Mai 2012. In der Zeit vor dem Ausbruch der Finanzkrise war der Zusammenhang nicht ganz so ausgepägt, insbesondere nicht zwischen Mitte 2006 und Mitte 2008. Vor dieser Zeit bis Anfang 2003 zurück bestand wiederum ein recht guter Gleichlauf.

Auch wenn sich die Aktienkurse seit Mitte/Herbst 2012 deutlich über ihre wirtschaftlichen Fundamente erhoben haben, so besteht auf lange Sicht doch ein guter Zusammenhang zwischen Wirtschaftsentwicklung und Aktienkursen. Wenn sich eine deutliche und lang anhaltende Divergenz von Kupfer zu Aktien bemerkbar macht, sollte das auch als Signal für eine problematische Wirtschaftsentwicklung ernst genommen werden.

Seit 2011 formiert sich beim Kupferpreis ein großes Abwärtsdreieck. Die obere Begrenzung fällt, die untere waagerechte liegt bei 700. Dieser Pegel ist gegenwärtig angekratzt. Das war er schon einige Male zuvor, insofern besteht natürlich die Nöglichkeit, dass er nicht markant gebrochen wird. Da allerdings die Spitze des Dreiecks nahe ist, spitzt sich auch die Situation zu. Es bedarf schon sehr entschlossener bullischer Aktion, um diesen Kampf noch zu gewinnen. McClellan schreibt dazu, dass die bullische Ausrichtung der „Commercials“, die er als Verwalter des „smart money“ ansieht, gegenwärtig nicht bulisch genug ist. Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Verletzung des Supports bei 700 diesmal nicht so schnell geheilt wird. Rechnerisch eröffnet sich damit ein Abwärtspotenzial bis herunter auf 300 – nicht weit weg vom Tief nach der Finanzkrise.

China gilt als weltweit größter Verbraucher von Kupfer – fast 50% des Angebots werden hier verbraucht. Bisher war ein Verhältnis von Angebot zu Nachfrage unterstellt worden, das den Kupferpreis eher stützen sollte. Es liegt nahe, deutlichere Rückschläge mit China in Verbindung zu bringen. Zuletzt hatte das Land schwache Handelsdaten gemeldet, so erstmals seit langem ein Handelsbilanzdefizit. Ganz aktuell gab es schwächere Daten hinsichtlich Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen für die wegen des chinesischen Neujahrsfestes zusammengefassten Monate Januar und Februar. Für die Industrieproduktion war es der schwächste Jahresstart seit 2009, für den Einzelhandelsumsatz seit 2004.

Hinzu könnte als belastender Faktor kommen, wie Reuters meldete, dass der Kupferpreis durch Notverkäufe gedrückt wird. In China dient das Metall auch als Sicherheit für Unternehmenskredite. Diese liegen auf Rekordniveau und dürften in dieser Höhe nicht durchzuhalten sein. Eine zunehmende Verwertung von Kupfer-Sicherheiten führt zu Preisdruck. Auch über diese Schiene würde der Kupferpreis das Signal senden, dass es Wachtumsprobleme in China und darüber hinaus auch in der Weltwirtschaft gibt.

Ist der schwache Kupferpreis ein Beleg für eine deutliche chinesische Wachstumsschwäche, wären davon besonders die Länder und Branchen betroffen, die in besonderer Exportabhängigkeit zu China stehen (siehe z.B auch hier!). Vielleicht ist die relative Schwäche des DAX gegenüber etwa US-Indices auch eine Reaktion auf diese Situation.

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