Eurozone entkommt der Rezession

Sechs Quartale in Folge schrumpfte die Eurozone. Das zweite Quartal zeigt nun eine positive BIP-Entwicklung. Ist das eine Trendwende oder wird die Rezession nur unterbrochen?

Die BIPs der beiden Schwergewichte Deutschland und Frankreich stiegen gegenüber dem Vorquartal deutlich an – um 0,7%, bzw. 0,5%. Die Überraschung lag v.a. auf Seiten Frankreichs – hier war nur mit einem Plus von 0,2% gerechnet worden. Deutschland und Frankreich erwirtschaften zusammen nahezu die Hälfte der Wirtschaftsleistung der Eurozone.

Die Stimmungsindikatoren hatten schon zuvor Optimismus angezeigt – zuletzt war das vom ifo-Institut erhobene Wirtschaftsklima in der Eurozone auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen. Im Juli war der Markit-Einkaufsmanagerindex von 48,7 auf 50,5 Punkte gestiegen und damit über die Schwelle bei 50, die Expansion und Kontraktion trennt. Das Verbrauchervertrauen war im Juli den achten Monat in Folge angestiegen.

Das hohe Wachstum in Deutschland wird auf die starke Binnenkonjunktur und höhere Investitionen zurückgeführt. Allerdings wirkt bei den Investitionen ein witterungsbedingter Nachholeffekt, weil im langen und kalten Winter ein großer Teil der Bauproduktion zurückgestellt worden war. In Frankreich half die Binnenkonjunktur ebenfalls. Hier sind die Investitionen jedoch weiter zurückgegangen, sie sanken das sechste Quartal in Folge.

Das Wachstum der beiden größten Volkswirtschaften trug maßgeblich dazu bei, dass das BIP der Eurozone nach der ersten Schätzung von Eurostat um 0,3% gegenüber dem Vorquartal gestiegen ist. Aber auch die weiter schrumpfenden Krisenländer Italien und Spanien entwickelten sich besser als erwartet (Chartquelle). Das Krisenland Portugal stach mit einem Wachstum von 1,1% heraus. Für Griechenland und Irland liegen noch keine Wachstumszahlen vor.

Auch wenn allerorten jubiliert wird, gegen eine rasante Erholung spricht einiges. So liegt die Arbeitslosigkeit mit 12,1% im Juli in der Eurozone auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Statistik im Jahre 1995. Gerade die Tatsache, dass z.B. mehr als jeder vierte Grieche oder Spanier arbeitslos ist, führt zu vordergründig positiven Makrodaten. So sinken etwa die Lohnkosten, und weil weniger konsumiert wird, verbessern sich die Leistungsbilanzen.

Zudem bleibt die Lage der Weltwirtschaft unsicher. Das ifo-Weltwirtschaftsklima zeigt zwar eine Verbesserung der Stimmung in Europa und in den USA, in Asien hat sich die Stimmung nach einem Anstieg im zweiten Quartal jedoch wieder eingetrübt. Das dürfte zum einen an den weniger optimistischen Prognosen für China liegen. Zum anderen wirft das Vorhaben der Fed seine Schatten voraus, die QE-Maßnahmen alsbald zu reduzieren. Das lässt insbesondere in den höher verschuldeten Emerging Markets eine deutliche Belastung durch steigende Zinsen erwarten. Und ob, bzw. zu welchem Preis es in China gelingt, den überhitzten Finanz- und Immobilienmarkt zu zügeln, steht noch dahin.

Und schließlich hat die lockere Geldpolitik der Zentralbanken weltweit dazu geführt, dass die Gesamtverschuldung weiter gesteigert wurde und somit insgesant viel zu hoch ist. Preisblasen bei Vermögensgegenständen sind allerorten festzustellen – sie bergen das zunehmende Risiko, dass deren Platzen erneut katastrophale Auswirkungen auf die Realwirtschaft hat, dem dann weniger als 2008/2009 (bis gar nichts) entgegengesetzt werden kann.

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