Gold-Crash – warum?

Gold verzeichnete den stärksten zwei-Tages-Selloff in 30 Jahren. Zuvor war der Pegel bei 1550 durchbrochen worden. Als ein Auslöser wird angegeben, gehebelte Hedge-Fonds seien nach Margin Calls in Asien zu Verkäufen gezwungen gewesen. Daraufhin ging eine Liquidationswelle um den Globus.

Der Ausverkauf bei Gold beschleunigte sich, schreibt Blomberg, als gestern morgen berichtet wird, dass die wirtschaftliche Erholung in China unerwartet stolpert. Das vorläufige annualisierte BIP stieg in Q1 „nur“ um 7,7% nach 7,9% im Schlussquartal 2012. Volkswirte hatten einen Zuwachs um 8% erwartet. Auch der Industrie-Ausstoß stieg im März mit plus 8,9% im Jahresvergleich weniger als mit plus 10% erwartet. Der daraufhin folgende Verkauf bei Rohstoffen sprang auf die Edelmetalle über.

Als weiterer Grund wird angegeben, dass Zypern gezwungen sein könnte, zur Finanzierung seines Bail-outs einen bedeutenden Teil seiner Goldbestände zu verkaufen. Da Zypern mittlerweile als Blaupause auch für die Rettung anderer bedrängter Eurozonen-Länder gilt, werden umfangreiche Goldverkäufe eingepreist.

Schließlich wird auch angeführt, die wirtschaftliche Erholung in den USA erlaube es, die laufenden QE-Maßnahmen bald zurückzufahren. Beobachter rechnen damit, dass der BIP-Zuwachs im laufenden Quartal zwar von 2,9% in Q1 auf 1,6% zurückgeht, aber danach soll er sich bis Mitte 2014 in jedem Quartal verbessern. Damit entwickelt sich die Wirtschaft zwar nicht atemberaubend gut, aber Befürchtungen hinsichtlich eines Kollapses oder Hyperinflation nehmen ab und das manifestiert sich im fallenden Goldpreis.

Larry Edelson bringt den Ausverkauf bei Gold mit den Geldflutungsmaßnahmen in Japan in Verbindung. Die aggressive Abwertung des Yen hatte die Goldnotierungen in Yen hoch getrieben, japanische Anleger haben daraufhin Gewinne mitgenommen und die Erträge in Cash, bzw. in andere Assets verschoben. Da Gold alles andere als eine liquide Anlage ist, tendieren Anleger in Zeiten sich schnell ändernder Rahmenbedingungen dazu, solche Anlage aufzulösen. Obwohl Gold die ultimative Versicherung gegen abwertende Währungen und versagende Regierungen ist, gibt es eben Zeiten, in denen sich für Gold eigentlich bullische Umstände ins Gegenteil verkehren, schreibt Edelson.

Andrew Maguire macht als einen Grund für den Preisverfall bei Gold Manipulationen der Fed aus. Sie habe am 12. April Short-Positionen im Volumen von 500 Tonnen Gold in den Markt gebracht, um damit den Effekt steigender physischer Goldnachfrage zu kompensieren. Damit sei der Preis so weit gedrückt worden, dass Stopp-Loss-Marken tangiert wurden, was weitere Verkäufe ausgelöst hat. Goldman Sachs hatte kurz zuvor zu Short-Positionen bei Gold geraten. Wer an Zufälle glaubt, ist selbst schuld.

Bill Gross, Pimco, empfiehlt weiterhin, Gold zu kaufen. Es werfe zwar gegenwärtig nicht viel ab, jetzt sei aber ein guter Punkt erreicht, um davon zu profitieren, dass die Realzinsen negativ sind und bleiben und die Inflationserwartungen steigen.

Marc Faber ist überzeugt, der Bull-Markt bei Gold ist noch nicht zu Ende. Folglich bietet der aktuelle Einbruch gute Kaufmöglichkeiten, sagt er.

John Hathaway von Tocqueville Funds sieht im Ausverkauf ein Traumszenario für jeden Contrarian. Die Fundamentaldaten sprächen klar für Gold, das Anlegersentiment sei Gold gegenüber extrem negativ und Goldminenaktien seien mittlerweile attraktiv bewertet.

Gold ist in der Tat ein besonderes Investment. Es wirft keine Zinsen oder Dividenden ab, es ist in physischer Form vergleichsweise illiquide. Die wesentliche Triebkraft für den Goldpreis liegt darin, dass eine signifikante Anzahl von Anlegern von einem sehr negativen langfristigen Makroszenario ausgeht. Wird der Glaube hierin erschüttert, kann es zu heftigen Reaktionen kommen. Da Gold keine laufenden Erträge generiert, ist die Toleranz relativ gering, das Metall bei deutlichen Kursverlusten durchzuhalten.

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