Danke, Bernanke (vorerst)

Auf Fed-Chef Bernanke ist Verlass: Kaum überkommt Wall Street ein kleines Hüsteln, ist er mit mildernden Umschlägen zur Stelle. Bernanke verteidigte vor dem Bankenausschuss des Senats die Null-Zins-Politik und die Anleihenkäufe der Fed in Gestalt von aktuell QE4.

Gleichzeitig forderte er die US-Politik zu einer Einigung im Haushaltstreit auf, um am 1. März automatisch wirksam werdende Ausgabenkürzungen im Volumen von 85 Mrd. Dollar für den Rest des Haushaltsjahres (per September) zu verhindern. Dieser Gegenwind drohe den Konjunkturmotor abzuwürgen, warnte er.

Der 1. März ist dabei lediglich eine „weiche“ Deadline. Die harte Klippe ist am 27. März, bzw. am Freitag vor dem Osterwochenende, dem 22. März. Bis dahin muss in der Politik eine Einigung erzielt werden, wenn die Ausgabenkürzungen nicht greifen sollen. (Tipp: Das wird bis in den Mai verschoben).

Wall Street honoriert Bernankes Eingaben und macht einen Teil der deutlichen Vortagsverluste nach dem (un)erwarteten Wahlausgang in Italien wett. Schnäppchenjäger fühlten sich zudem durch jüngste Wirtschaftsdaten ermutigt. So ist das US-Verbrauchervertrauen im Februar deutlich höher ausgefallen als erwartet. Auch der Verkauf neuer Häuser lief im Januar besser als prognostiziert und erreichte den höchsten Stand in viereinhalb Jahren.

Bernanke betonte, die Vorteile von QE4 seien zurzeit eindeutig größer als die zu erwartenden Nachteile. Das Protokoll der jüngsten FOMX-Sitzung hatte einige Beobachter an der Dauerhaftigkeit des eingeschlagenen Kurses zweifeln lassen.

Die Versicherung, dass QE4 doch (fast) ewig leben soll, stützte auch den Goldpreis. Er konnte wieder auf über 1600 Dollar zulegen und sich damit deutlich von der Untergrenze der korrektiven Seitwärtsbewegung bei 1550 nach dem Topp im September 2011 absetzen. Mitte der Spanne ist 1675, Obergrenze ist 1800.

Der folgende Chart stellt die Entwicklung des Goldpreises und der realen Verzinsung zehnjähriger US-Staatsanleihen gegenüber. Letztere sind seit November 2011 negativ – finanzielle Repression. Die Auswertung zeigt, dass das langfristige bullische Bild aktuell zu hinterfragen ist. Die Aufwärtsdynamik des roten Bandes, das die Entwicklung der beiden Zeitreihen gegeneinander abgleicht, lässt nach.

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