Frankreich: Die Risiken entwickeln sich

Manche Zeitreihen legen nahe, die Wirtschaft der Eurozone sei insgesamt nahe an ihrem Boden angelangt. So befinden sich die PMI-Daten für Januar zwar weiterhin im Kontraktionsbereich (unter 50), aber die Bewegungsrichtung zeigte zuletzt nicht weiter nach unten. Für Februar trübt sich nach Flash-PMI das Bild für die Eurozone aber schon wieder etwas ein. Der Index sinkt von 48,6 auf 47,3, das ist ein zwei-Monats-Tief.

Chris Williamson, Chief Economist bei Markit sagt dazu: “… das legt nahe, dass die Eurozone auf dem Weg ist, das vierte Quartal in Folge zu kontrahieren. Dennoch dürfte das Eurozonen-BIP in Q1/2013 mit zu erwartenden minus 0,2 bis 0,3% weniger stark schrumpfen als es dem Rückgang von 0,6% in Q4/2012 entsprach.“

Auffallend ist die Entwicklung in Frankreich. Wir hatten dieses Thema schon hier angerissen. Der Flash-PMI zeigt für Februar einen Rückgang auf 42,3 von 42,7 im Januar. Das ist ein 47-Monats-Tief.

Wie stark die Divergenz zwischen den PMIs Frankreichs und der Eurozone insgesamt geworden ist, zeigt der folgende Chart auf Basis der Daten von Januar.

Jack Kennedy, Senior Economist bei Markit kommentiert: „Die Performance des französischen privaten Sektors hat sich im Februar weiter verschlechtert (…). Dem BIP-Rückgang um 0,3% im vierten Quartal 2012 folgend, dürfte sich für das erste Quartal 2013 anbahnen, dass es zum schlechtesten seit Q1/2009 wird. (…) Umfrageteilnehmer berichten von einem generellen Mangel an Vertrauen in den wirtschaftlichen Ausblick, was zu Kaufzurückhaltung und Bestellverschiebungen führt. Das gibt der Abwärtsspirale weiteren Schwung.“

Angesichts der Staatsquote in Frankreich von fast 57% und der schwachen Wettbewerbsfähigkeit des privaten Sektors kann die Lage hier zu einer schweren Belastungsprobe ausufern. Premier Hollande hat bereits eingeräumt, dass das (von vorneherein illusorische) Wachstumsziel von 0,8% für 2013 wohl nicht erreicht wird. Er hat sich auch von den bisherigen Defizit-Zielen für das laufende Jahr verabschiedet.

Auch die EU-Kommission geht davon aus, dass das Land in diesem Jahr seine Defizit- und Wachstumsziele verfehlen wird. In der für Freitag erwarteten Prognose dürfte die Kommission von einem Wachstum von 0 bis 0,1% und einem Defizit von 3,6% des BIP ausgehen.

Angesichts der hohen Staatsquote (sie liegt im Spitzenbereich der EU) kommt möglichen Sparzwängen eine besonders hohe Bedeutung zu – auch und gerade vor dem Hintergrund des schwachen privaten Sektor, der nicht in die Bresche springen kann.

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