Draghi und das europäische Schattenbankensystem

Die EZB und ihr Präsident geraten immer tiefer in den Strudel um die italienische Skandalbank Banca Monte dei Paschi die Siena (MPS), meldet die Wirtschaftswoche: Die Banca d’Italia hat der strauchelnden Bank im Oktober 2011, also noch unter der Führung Draghis, einen wertpapierbesicherten Kredit in Höhe von zwei Mrd. Euro verabreicht.

Nachdem die MPS wegen schief gelaufener Derivategeschäfte und durch andere Transaktionen in eine Liquiditätskrise geraten war, konnte sie sich bei der EZB kein Geld mehr beschaffen. Die italienische Notenbank half aus: Sie übernahm Anleihen und Hypothekenpapiere von zweifelhafter Bonität in die eigene Bilanz und begab dafür liquide italienische Staatsanleihen im Volumen von zwei Mrd. Euro. Die Staatsanleihen wurden von der MPS bei der EZB eingereicht, um sich entsprechend Liquidität zu beschaffen.

Damit dürfte klar sein, dass die italienische Notenbank sehr wohl von der Schieflage der drittgrößten italienischen Bank wusste – dies war zeitweilig bestritten worden. Wegen des Umfangs der Transaktion ebenfalls kaum vorstellbar, dass ihr damaliger Präsident Draghi nicht eingeweiht gewesen ist. Auch die EZB unter ihrem damaligen Präsidenten Trichet dürfte Bescheid gewusst haben.

Ähnliche Transaktionen sollen laut Fabrizio Saccomanni, dem Generaldirektor der Banca d’Italia, überall in Europa von den nationalen Notenbanken durchgeführt worden sein, berichtet die "Wirtschaftswoche". Sie blieben der Öffentlichkeit und den Parlamenten verborgen.

Die Lasten trägt der Steuerzahler. Er haftet für die zweifelhaften Forderungen maroder Geschäftsbanken, die bei solchen "Geschäften" in den Bilanzen der nationalen Notenbanken abgeladen werden und leistet den Zins- und Schuldendienst der im Gegenzug übertragenen Staatsanleihen.

Draghi wirkte allem Anschein nach über die Finanztransaktion zwischen MPS und Banca d'Italia an einem europäischen Schattenbankensystem unter Führung der nationalen Notenbanken mit, das Geschäftsbanken und ihre Eigentümer auf Kosten der Steuerzahler vor Pleite und Verstaatlichung schützen soll.

Und so jemand soll die Bankenaufsicht der Eurozone organisieren?

Was BuBa-Chef Weidmann in seiner Eucken-Vorlesung zum Thema Haftung und Risiko sagte, dürfte bei den Organisatoren dieses Schattenbankensystems Hohngelächter hervorgerufen haben.

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