Eurozone in der Rezession

Die Eurozone verzeichnet zwei Quartale in Folge mit wirtschaftlicher Kontraktion. Das ist die offizielle Bestätigung dafür, dass sich die Wirtschaft hier in der Rezession befindet. Im dritten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich um 0,1%. Frankreichs BIP konnte unerwartet deutlich zulegen – plus 0,2%. Auch Deutschland expandierte gestützt auf anziehende Exporte und Konsumausgaben um 0,2% nach plus 0,3% im zweiten und plus 0,5% im ersten Quartal.

„-0,1“, „0,2“ – momentan wenig bedeutsames Herumschwingen um Null, aber insgesamt im größeren zeitlichen Kontext mit absteigender Richtung. Bei den PIIGS ist es schon deutlicher: Italien minus 0,2%, Spanien minus 0,3%, Portugal minus 0,8%.

Überraschend: Die niederländische Wirtschaft kontrahierte im Vergleich zum Vorquartal um 1,1%, annualisiert um 1,6%. Der Konsum ging um 1,8% zurück, die Investitionen um 6,4%. Als Grund wird der hohe Stand der Hypothekenverschuldung des Haushaltssektors in Kombination mit schnell sinkenden Hauspreisen angegeben.

Für das vierte Quartal wird eine beschleunigte Kontraktion in der Eurozone erwartet. Auch für Deutschland wird mit einem „minus“ gerechnet.

Mancher sieht Parallelen zum Abschwung in 2008/2009. So steckt der europäische Automarkt weiter in der Talsohle. Die Absätze in der EU gingen im Oktober um 4,8% gegenüber dem Vormonat zurück; der größte Einzelmarkt Deutschland konnte um schlappe 0,5% zulegen, der Absatz von Neuwagen in Spanien fiel (auch wegen Sondereffekten in Zusammenhang mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer im September) um 21,7%. Ähnlichkeiten liegen auch im starken Rückgang der deutschen Industrieaufträge im September, der mit minus 3,3% im Jahresvergleich so kräftig ausfiel wie seit einem Jahr nicht mehr. Vor allem die Nachfrage aus dem Euro-Raum hat stark nachgelassen. Die deutschen Unternehmen investierten abermals weniger, noch glaubt die Mehrheit der Mittelständler aber nicht an einen langen, starken Abschwung.

Während der "Economist" Frankreich als tickende Zeitbombe im Herzen Europas bezeichnet (h/t Eurointelligence) und der IWF zuvor schon Reformen in dem Land angemahnt hat, geht die französische Regierung davon aus, dass die Wirtschaft des Landes in 2013 um 0,8% wachsen wird. Das ist das Doppelte der EU- und IWF-Prognosen. Das sei keineswegs illusorisch, wird bekräftigt, insbesondere wenn sich die Eurozone stabilisiert. Eben: Morgen scheint die Sonne, wenn die Sonne scheint…

Was hat der „Economist“ zu meckern? „Jahrelang hat (Frankreich) Wettbewerbsfähigkeit gegen Deutschland eingebüßt und der Trend hat sich beschleunigt, seit die Deutschen die Kosten gesenkt und große Reformen durchgedrückt haben. Ohne die Option einer Währungsabwertung hat sich Frankreich in öffentliche Ausgaben und Schulden geflüchtet. Als sogar andere EU-Länder die Reichweite des Staates zurückgeschraubt haben, ist der staatliche Verbrauch auf fast 57% des BIP angestiegen, dem höchsten Anteil in der Eurozone. Seit 1981 gibt es keinen einzigen ausgeglichenen Haushalt, die öffentlichen Schulden sind in dieser Zeit von 22% auf nun über 90% des BIP angestiegen.

Zur Entwicklung der Lohnstückkosten in Frankreich finden Sie hier einen „sprechenden“ Chart.

Das ifo Institut schreibt: "Der Indikator für das ifo Weltwirtschaftsklima ist im vierten Quartal weiter gesunken, allerdings nur leicht. Für die Verschlechterung sind sowohl ungünstigere Beurteilungen zur aktuellen Lage als auch die nach unten revidierten Erwartungen für die nächsten sechs Monate verantwortlich. Als derzeit wichtigstes wirtschaftliches Problem wird mehrheitlich von den WES-Experten die zu geringe Nachfrage angegeben. Die Weltkonjunktur tritt auf der Stelle. Während der Indikator für das Wirtschaftsklima in Nordamerika und Asien gegenüber dem dritten Quartal nur leicht gesunken ist, fiel der Rückgang des Indikators in Westeuropa etwas stärker aus."

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