Post-Chef Appel: Höhere Steuern für Spitzenverdiener

Post-Chef Frank Appel im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Nachfolgend einige Passagen, die sich um gesellschaftspolitische Aspekte drehen.

Was genau meinen Sie, wenn Sie einen „ausufernden Finanzkapitalismus“ angreifen?
Appel: Ich spreche von einer Form des Finanzkapitalismus, der keinen Nutzen für den Kunden generiert, denn der entzieht der sozialen Marktwirtschaft das Fundament: Einige wenige kassieren exorbitante Gehälter, vom Rest wird Lohnzurückhaltung verlangt. Geld ist ein Mittel, um Geschäfte zu ermöglichen, Geld ist kein Wert an sich, sondern ein Tauschmittel.

Sie sind jüngst mit dem Vorschlag aufgefallen, Spitzenverdiener höher zu besteuern. Warum wollen Sie dem Staat noch mehr Geld geben?
Appel: Weil wir einen Weg finden müssen, um von den Altlasten, den Schulden des Staates, runterzukommen: Wer kann das zahlen? Doch nicht der einfache Mann auf der Straße, sondern wir Besserverdiener. Viele Spitzenverdiener wie ich haben nichts dagegen, einige Prozentpunkte mehr Steuern oder eine Vermögensabgabe zu zahlen, wenn wir sicher sein können, dass damit die Schulden auf ein Maß gesenkt werden, das unsere Kinder in 30 Jahren tragen können.

Kennen Sie noch mehr Topmanager, die höhere Steuern verlangen?
Appel: Ich denke, ein nicht unwesentlicher Teil der Wirtschaftselite teilt meine Ansicht. Wenn garantiert ist, dass der Staat mit den Mehreinnahmen sich keine neuen Wohltaten oder Transferleistungen ausdenkt, sagen diese Leute: Ja, wir Besserverdiener wollen höhere Steuern zahlen. So haben mir einige nach meinem Vorschlag geschrieben.
(…)
Als Spitzenverdiener habe ich nichts davon, wenn ich mich hinter hohen Zäunen verstecken muss und die Kinder sich nicht frei bewegen können.

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