Fed: Nullzins bis St. Nimmerlein

Kurzkommentar nach dem Kommunique zur gestrigen FOMC-Sitzung:

Die Fed revidiert ihre Wachstumsaussichten nach unten und zeichnet ein trübes Bild der US-Konjunktur:

Das Wachstum ist bislang in 2011 deutlich schwächer als erwartet ausgefallen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich spürbar eingetrübt. Auch die Konsumausgaben haben enttäuscht. Die Abwärtsrisiken für die US-Konjunktur haben sich erhöht. Die Inflation hat sich zuletzt etwas abgeflacht, vor allem wegen gesunkener Energiepreise. Die Unsicherheit in der Einschätzung der weiteren Entwicklung nimmt zu.

Als Konsequenz bleiben die Zinsen mind. bis Mitte 2013 niedrig. Man beachte: Von den zehn FOMC-Mitgliedern sprachen sich drei gegen die konkrete Terminierung der Nullzinsphase aus. Ein solch hohes Maß an Gegenstimmen hatte es zuletzt in den frühen 1990ern gegeben. Es wird kein QE angekündigt, lediglich wie bisher auch gesagt, man werde Maßnahmen ergreifen, wenn das erforderlich sein sollte.

Das Statement der Fed ist fundamental-realwirtschaftlich niederschmetternd. Ihr indirektes Eingeständnis ist, dass sie dagegen nichts ausrichten kann. Entscheidend war aber die Aussage, dass die Nullzinspolitik bis mind. Mitte 2013 anhält – es darf weiter kostenlos spekuliert werden.

Mancher Beobachter interpretiert die Stellungnahme der Fed so: „Wir haben getan, was wir konnten, jetzt ist die Politik dran.“

Nach einem kurzen Einbruch bei US-Aktien unmittelbar nach Veröffentlichung der Verlautbarung, brachen US-Aktien nach oben aus. Bank-Aktien gewannen teilweise bis zu 20 %. Die 10yr Rendite (TNX) erreichte ein Allzeittief. TBond-Kurse legten weiter zu. Das „fair PER“ (Anleihen-KGV) erreicht mit 45,83 ein Allzeithoch.

Mancher Beobachter sagt jetzt eine längere Phase einer Seitwärtsbewegung voraus, bis die Wirtschaft entweder vollends zusammenbricht oder die Fed ein neues QE-Programm ankündigt. Im S & P 500 könnte die Spanne zwischen ~~1020 und ~~1220 verlaufen. Das „lange“ 50er Retracement bei ~1120 wurde vorgestern erreicht.

Heißt das, dass man jetzt fundamentale Daten vergessen kann? Ja und Nein. Die aktuelle Einschätzung der fundamentalen Lage ist wichtig an den Grenzlinien der Spanne, zwischendrin regiert eher die Markttechnik. Und die Liquidität – insofern kommt es besonders auf die Intermarket-Beziehungen zu TBonds (die risikoloseste Anleihe der Welt) und den kurzfristigen Zinsen an.

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