Ausgewebert

Jetzt ist es offiziell – Bundesbankpräsident Weber tritt nicht an als Kanadidat für die Nachfolge von EZB-Präsident Trichet. Mehr noch – er tritt per Ende April als Chef der Bundesbank zurück.

Was er dann macht? Volkswirtschafts-Professor bis Nachfolger von Ackermann bei der Deutschen Bank – viel Gerücht, wenig Substanz.

Die Kommentare reichen von "der sture Weber hat sich seine schöne Karriere kaputt gemacht" bis "Merkel hat die schöne Karriere von Weber zerstört".

Es ist müßig, sich über irgendwelche persönlichen Befindlichkeiten oder Hintergründe taktischer Ränkespiele den Kopf zu zerbrechen.

Weber gilt als "Zinsfalke", es plädierte in den zurückliegenden Monaten verstärkt für einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik. Er opponierte dagegen, dass die EZB Staatsanleihen von europäischen Staatspleite-Kandidaten kauft. Und er trat immer wieder für die Unabhängigkeit der EZB von Versuchen politischer Einflussnahme aus Brüssel ein.

Der Gegenkandidat von Weber, der Chef der italienischen Zentralbank, Draghi, hat da schon bessere Karten. Der herausragend illustre Berlusconi sprach schon Mitte Januar davon, geehrt zu sein, "wenn die Wahl auf den Gouverneur unserer Banca d'Italia fiele." Der auch nicht eben wenig illustre Sarkozy sprach in der zurückliegenden Woche länger unter vier Augen mit Draghi.

Zudem war Draghi zu der Zeit Vize-Präsident von Goldman Sachs Europa, als die Bank für die griechische Regierung eine Finanzkonstruktion zur Verschleierung des wahren Ausmasses der Staatsverschuldung austüftelte. Natürlich hat er davon nichts gewusst. Der Mann kennt sich aus!

Weber kann mit seiner Linie nichts mehr werden in der EZB. Das gilt besonders, seit Merkel und Sarkozy an der Idee einer europäischen Wirtschaftsregierung basteln. Der "smarte" Draghi hingegen vertritt inhaltlich das gerade Gegenteil von Weber.

Die finanz-politischen Weichen in Europa sind gestellt. Die EZB wird enger an die Brüsseler Kandare gelegt, die lockere Geldpolitik wird erhalten bleiben – alles ganz nach dem Vorbild der Fed.

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